Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Prinz Heinrich von Preußen (X) unterhält sich auf einer deutschen 
gekehrten Flieger. 
scheu versuchten, den Engländern näher zukommen, drehten 
diese mit höchster Geschwindigkeit ab, um sich wieder mit 
den kleinen Kreuzern zu vereinigen. 
An der Bekämpfung feindlicher Handelschiffe betei 
ligten sich am 1. Mai auch wieder deutsche Marineflie 
ger (siehe obenstehendes Bild), die nicht weit von dem 
englischen Hafen Aldebourgh den britischen 3000-Tonnen- 
Dampfer „Eena" angriffen. Zwischen ihnen und dem 
bewaffneten Dampfer entwickelte sich ein lebhafter Feuer 
kampf. Eines der deutschen Flugboote wurde zum Nieder 
gehen gezwungen, dem anderen gelang es, einen Torpedo 
auf das Schiff zu werfen, der es zum Sinken brachte. — 
In Mazedonien lagen Anzeichen vor, die auf neue große 
Unternehmen der Armee Sarrail schließen ließen. Die 
Feinde hatten offenbar die Absicht, zur Erleichterung ihrer 
Angriffe in Frankreich möglichst viele Truppen der Mittel 
mächte an dieser fernen Front zu binden (siehe die Bilder 
Seite 390 und 391), weil auf eine rechtzeitige Beteiligung der 
Russen nicht mehr zu rechnen war. Zu Anfang Mai be 
gann denn auch ein ziemlich kräftiges Artilleriefeuer im 
Cernabogen und westlich vom Wardar; auch die Flieger 
tätigkeit wurde lebhaft. Deutsche Flieger belegten ein 
stark ausgebautes Lager mit 2300 Kilogramm Spreng 
stoff, wobei große Erplosionen erfolgten und sich dichte 
Rauchwolken entwickelten, die bis in 2000 Meter Höhe 
aufstiegen. Bei Bac an der Cerna gelang es einem deut 
schen Bombengeschwader, Treffer in Materialansamm 
lungen der Feinde zu bringen. Am % Mai griff das 
schwerer werdende Artilleriefeuer immer weiter nach Osten 
und erstreckte sich schließlich bis in die Gegend von Mouastir 
und dem Doiransee. Vom 6. Mai ab zeigten sich bei 
gelegentlichen Feuerpausen auch schon starke feindliche Auf 
klärungsabteilungen. 
Tags darauf ging der Feind mit seiner Hauptmacht 
gegen Teile der Truppen der Mittelmächte vor, und am 
nächsten Tage brach der Sturm mit großer Gewalt auf der 
ganzen Front vom Ochridasee bis in den Raum von 
Doiran los. 
Auch von der Seeseite her wirkten feindliche Streit 
kräfte mit. Zwischen dem Ochrida- und dem Prespasee 
stürmten die Feinde in der Nacht gegen die von ihnen 
schon einmal vergeblich berannten Stellungen der Bul 
garen an. Ihr Stoß erstickte im Feuer der Maschinen 
gewehre und Handgranaten. Auf der Crvena Stena und 
nördlich von Monastir, auf der Höhe 1248, war das feind 
liche Massenfeuer, das seit zwei Tagen schwer auf diesen 
Wasserflugzeugstation mit einem zurück- 
Punkten lag, zu einem 
Zerstörungsfeuer von 
größter Wucht ange 
schwollen, und gegen drei 
Uhr morgens schickten 
Franzosen, Russen und 
Italiener ihre Angriffs 
kolonnen vor. Der größte 
Teil der Angreifer wurde 
von einem Hagel von 
Geschossen aus Geschützen 
und Maschinengewehren 
gefaßt und mußte wei 
chen. An manchen Stel 
len aber kamen die Feinde 
über die Vorstellungen 
hinaus und drangen wei 
ter vorwärts. Es ent 
wickelten sich schwere 
Kämpfe, in denen die 
feindlichen Truppen ver 
bluteten. Da setzte das 
Trommelfeuer der Ge 
schütze und Minenwerfer 
mit erneuter Wucht ein. 
Gegen vier Uhr nachmit 
tags glaubten die Feinde, 
die ihnen gegenüberlie 
genden Stellungen der 
Gegner sturmreif geschos 
sen zu haben, und liefen 
abermals in dichten 
Massen dagegen an. Aber auch dieser Angriff wurde durch 
das Abwehrfeuer der Geschütze gebrochen. Die Feinde 
wagten noch einen dritten Vorstoß, der im Nahkampf ab 
geschlagen wurde. Nicht besser erging es einem vierten 
Angriff, der teils sofort angehalten, teils im Gegenstoß 
zurückgewiesen wurde. 
Ähnlich war die Lage in anderen Frontabschnitten, so 
östlich von der Cerna und in der Gegend von Moglena, 
auf dem linken Wardarufer, südlich von Doiran sowie ani 
Fuße der Belasica Planina und in der Ebene von Seres. 
Wie Italiener, Russen und Franzosen auf dem westlichen 
Teil, so hatten die Engländer auch auf dem mittleren Teil 
der Kampffront bei Doiran nicht das mindeste erreichen 
können und dabei äußerst blutige Verluste erlitten. Nicht 
ganz entschieden war die Schlacht nur an einem Punkte 
der Front Cascali—Doiran, am Stautzberg bei Doiran. 
Hier waren auf der einen Seite Deutsche und Bulgaren, 
auf der anderen Engländer in heftige Kämpfe verwickelt, 
die noch nicht abgeschlossen waren. Der Feind hielt dort 
in einigen von ihm eroberten Gräben noch stand. 
Am 9. Mai wurde die Schlacht auf der ganzen Linie 
mit größter Erbitterung fortgesetzt. Ihr Brennpunkt lag 
im Cernabogen. Nordwestlich von Monastir wütete ein 
Kampf um die Höhe 1248, die von den Feinden schon so 
oft und immer vergeblich berannt worden war. Bis zum 
Mittag des Tages lag sie mit ihrer Umgebung unter heftigstem 
Trommelfeuer, nach dem die Jnfanterieangriffe mit großen 
Massen begannen. Sie mißglückten vollständig, und die 
Feinde mußten mit den schwersten Verlusten wieder in ihre 
Ausgangstellungen zurückgehen. 
Die große Schlacht im Cernabogen zeitigte vier gewaltige 
Stürme, in denen Russen, Italiener und Franzosen ihr 
Bestes gaben. Der erste Stoß erfolgte in den Morgen 
stunden und wurde im Sperrfeuer, zum Teil auch durch 
Gegenangriff völlig gebrochen. Hierauf kam es zu einer 
mehrstündigen, ungemein heftigen Artillerieschlacht, und dann 
folgten mehrere Jnfanterieangriffe, zu denen alle Kräfte 
der Feinde zusammengerafft wurden. Nach langem, er 
bittertem Hin- und Herwogen war der Kampf zugunsten 
der Verteidiger entschieden. Die Feinde verloren 250 
Gefangene, Tausende von Toten, 4 automatische sowie 
2 Maschinengewehre und mußten sich mit dem Gewinn 
einer Höhe südlich von Orle begnügen. Aber auch dort 
sollten sie nicht lange bleiben. Nachdem am Abend noch 
zwei Hauptangriffe der Feinde auf der ganzen Linie ab 
gewiesen worden waren, schritten Deutsche und Bulgaren 
zum Gegenangriff auf die Höhenstellung bei Orle. Das 
Unternehmen gelang, und die Feinde mußten auch an
	        
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