Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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dem gutliegenden Sperrfeuer der 
deutschen Geschütze und den Ge 
schoßgarben der deutschen Maschi 
nengewehre so völlig zusammenge 
knickt^ daß den Handgranaten 
werfern in den deutschen Gräben 
nicht mehr viel zu tun übrig blieb. 
Auch für diese dritte Schlacht bei 
Arras hatten die Engländer wieder 
Kavallerie in großen Mengen bereit 
gestellt, um den Durchbruch, der 
ihnen sicher zu sein schien, sofort 
mit allem Nachdruck zu erweitern. 
Deutsche Flieger entdeckten die 
Sammelplätze der Reiter, die dann 
im Feuer der weittragenden deut 
schen Geschütze große Verluste er 
litten, ohne daß sie in den Kampf 
eingegriffen hatten. 
Trotz aller Verluste setzte der 
Feind mit unverwüstlicher Zähig 
keit seine Vorbereitungen zu einer 
neuen Schlacht fort. Es schien, als 
ob die Engländer um jeden Preis 
die Entscheidung des Krieges im 
Schlachtraum von Arras suchen 
wollten 
Am Morgen des 3. Mais stürzte 
sich ein englisches Heer von über 
300000 Mann aufs neue gegen die 
deutschen Linien- Wieder in 30Kilo 
meter breiter Front, von Ache- 
ville bis Queant, also einige Kilo 
meter weiter nach Süden als bisher, 
suchten die Engländer unter Anwendung aller Kampfmittel 
die deutsche Verteidigungsmauer zu überrennen. Die vorder 
sten Angriffswellen sanken in einem furchtbaren Feuerwirbel 
der deutschen Geschütze und Maschinengewehre dahin. Fast 
auf der ganzen Linie wurde der englische Angriff trotz 
seiner Mächtigkeit abgeschlagen. Besonders stark erschütterte 
deutsche Stellungsabschnitte vermochte der Feind im ersten 
wütenden Anlauf einzudrücken. Arleur, Roeur, Oppy 
und Chorisy waren die Punkte, wo er Raum gewann. Kraft 
volle deutsche Gegenstöße zwangen die Engländer aber 
bald, neue Divisionen in den Kampf zu werfen, die von der 
deutschen Infanterie nördlich und südlich von der Scarpe 
must schon aus eigener Kraft abgewehrt werden konnten, 
ohne daß sie erst Verstärkungen und Reserven abwarten 
mußte. 
Südlich von dem Flusse drangen die Engländer noch 
bei Bullecourt in wenigen hundert Metern Breite vor, 
aber trotzdem stand an keiner Stelle die Schlacht für den 
Feind irgendwie aussichtsvoll, und schon am Abend konnte 
der vierte englische 
Durchbruchsver 
such als völlig ab 
geschlagen gelten. 
Ehorisy, Roeurund 
zum Teil auch Fres- 
noy, vor allem aber 
das seit mehreren 
Tagen wütend um 
kämpfte Oppy, wa 
ren, als der Tag zu 
Ende ging, schon 
wiede^in der Hand 
der Deutschen. 
Außer den ganz ge 
waltigen blutigen 
Einbußen kostete 
der Tag den Fein 
den 1000 Gefange 
ne und viel Kriegs 
material; trotzdem 
konnten sie, abge 
sehen von dem klei 
nen Fortschritt bei 
Fresnoy, nur ein 
Grabenstück bei 
Bulle court besetzen 
Phot. Hauns Eder, München. 
Gepanzerter Sappenkopf für ein Maschinengewehr in 
der La-Folie-Stellung bei Vimy im Norden von Arras. 
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Auf dem nördlichen Flügel be 
gann die Schlacht am 4. Mai schon 
zu erlahmen, dagegen hielt sie auf 
den südlicheren Teilen der Linie 
noch mit wenig verminderter Wucht 
an. Der Schwerpuntt der Kämpfe 
lag in der Gegend von Bullecourt 
und südlich davon. Schon in der 
Nacht zum 4. Mai hatten die Eng 
länder dort mit starken Kräften drei 
vergebliche Vorstöße unternommen; 
auch der vierte und wuchtigste An 
griff, mit dem die Engländer über 
die zahllosen Leichen ihrer Kame 
raden hinweg den Erfolg auf ihre 
Seite zwingen wollten, erstarb iin 
deutschen Feuer. Die Zahl der Ge 
fangenen aus der vierten Schlacht 
wuchs an diesem Tage auf 1225 
Mann und 10 Offiziere, ferner 
hatten die Deutschen den Feinden 
wenigstens 35 Maschinengewehre 
abgenommen. Württemberger, 
Eardetruppen, Bayern, Sachsen, 
Badener» sowie Regimenter der 
Provinzen Ostpreußen, Posen, 
Schlesien, Hannover und Rhein 
land hatten ander schweren Schlacht 
vom 3. und 4., Mai ganz beson 
deren Anteil. 
Während die Engländer sich zum 
ersten Male seit Beginn des Krieges 
mit ihrer ganzen Macht immer 
wieder in den Kampf warfen, blieb 
eine Wiederholung des Durchbruchversuchs der Franzosen 
bis zum 19 April aus. Nennenswerte Vorteile waren ihnen 
nur an der Ecke von Conds, östlich von Soissons (siehe die 
Karte Seite 342 oben), zugefallen; ihr Ziel, mittels eines 
Durchbruchs bis nach Laon die Besatzung der vorspringen 
den deutschen Linien abzuschneiden, wurde von ihnen 
nicht erreicht Bei Vauraillon hatten die Deutschen ihre 
Stellungen freiwillig bis etwa in die Linie Vauraillon, 
Fort Malmaison, Braye, Cerny zurückgenommen und sie 
einige Kilometer westlich von Craonne in die alten Ver 
teidigungsanlagen einmünden lassen. An allen anderen 
Punkten der Aisnefront (siehe die Bilder Seite 375) und 
dem in Bewegung gekommenen Teil der Linien in der 
westlichen Champagne blieben die deutschen Stellungen 
im großen und ganzen unverändert. Das blieb auch so, 
trotzdem die Franzosen in allen wichtigen Abschnitten 
Teilvorstöße unternahmen, bei denen sie in der Zeit vom 
16. bis zum 19. April in dem Raume von Berry au 
Bac—Aubsrioe allein 30 Offiziere und 1472 Mann an 
Gefangenen und 
91 Maschinenge 
wehre einbüßten. 
Am 22. April 
abends elf Uhr 
liefen sie gegen die 
deutschen Stellun 
gen bei Craonne 
an, doch brach der 
Angriff im ver 
nichtenden Maschi 
nengewehrfeuer 
der Verteidiger 
äußerst verlustreich 
zusammen. Tags 
darauf zog fran 
zösische Artillerie, 
die sich umzugrup 
pieren versuchte, 
schweres Feuer auf 
sich. Überhaupt 
überwog an die 
sem Tage der Ar 
tilleriekampf; die 
Franzosen rafften 
sich nur zu ge 
legentlichen Er- 
Phor. Rich. Spelliüg, Berti». 
Deutsches Maschinengewehr in Feuerstellung während eines Gasangriffs.
	        
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