Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

370 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Kanadische Truppen bringen bei einem Angriff im Westen ihre 
Nach einer englischen Darstellung. 
zustellen. Allein die starken feindlichen Abteilungen kamen 
nicht weit,- im deutschen Maschinengewehrfeuer (siehe die 
Bilder Seite 371) brach der Angriff blutig zusammen. Nun 
steigerten die Feinde ihr Trommelfeuer in einem bisher noch 
nicht dagewesenen Matze, das auch den letzten Rest der 
deutschen Stellungen zermalmen sollte- Die äutzerste Wucht 
erreichte das Feuer am 23. April morgens vier Uhr. Dann 
schritten die englischen Divisionen in einer Ausdehnung von 
30 Kilometern Breite von Lens bis Bullecourt zum Sturm. 
Avion, Acheville, ArleuX und Oppy bildeten Brennpunkte 
des englischen Vorstotzes, der wieder durch Panzerkraft 
wagen (siehe Bild Seite 372/373) unterstützt wurde. 
Die Engländer hatten gehofft, datz die Artillerie die 
Widerstandskraft der Deutschen gebrochen habe und sie 
nun mit der Einnahme von Lens leichtes Spiel haben 
würden. Auf diese Stadt stürmten sie aus den östlichen 
Vororten von Lievin, der Eite du Moulin und du Bois, 
ehemaligen Bergarbeiterwohnorten, auf die deutschen 
Stellungen bei Lens vor. Die berühmten „Tanks" wurden 
dort von der deutschen Artillerie empfangen und zusammen 
geschossen. Statt den Weg freizumachen, bildeten sie 
nun Hindernisse auf dem Schlachtfelde. .Wie die Tanks, 
so erlagen auch die anstürmenden Linien der Engländer 
dem rasenden Abwehrfeuer der deutschen Artillerie und 
der Maschinengewehre; trotz todesmutiger Tapferkeit ver 
mochten sie ihr Ziel nicht zu erreichen 
Südlich von der Scarpe drangen die Engländer mit 
der gleichen Wucht vor; sie konnten aber auch dort nur in 
den Trümmern von Guemappe Futz fassen und eine geringe 
Einbuchtung der deutschen Linien erzielen. An diesem 
Punkte und an den Einbuchtungstellen nördlich von der 
Scarpe führten die deutschen Eegenunternehmungen zu 
äußerst heftigen Kämpfen und schweren Niederlagen der 
Feinde * 
Bei Eavrelle eroberten die Deutschen ihren alten Besitz 
teilweise zurück und auch bei Guemappe entrissen sie den 
Engländern den größten Teil ihres Gewinnes wieder. Dabei 
machten sie 500 Gefangene, die neun verschiedenen Divi 
sionen entstammten, ein Beweis für die gewaltige Streit 
macht, die die Engländer ins Gefecht brachten- Die Verluste, 
die diese erlitten, waren ungeheuer. Über die Leichenhaufen 
der Gefallenen stürmten immer neue Abteilungen vor; 
truppweise, wie sie anstürmten, blieben sie im Feuer liegen. 
Marschall Haig setzte seine Hoffnungen auf den fol 
genden Tag und schickte neue Regimenter in die Schlacht. 
Die Kampffront war aber 
schon kürzer geworden. 
Gegen Lens erfolgten 
keine Angriffe mehr, und 
auf weiten Strecken süd 
lich davon wirkte nur die 
feindliche Artillerie- Klei 
nere Jnfanterieabteilun- 
gen, die vorzugehen ver 
suchten, brachen im deut 
schen Abwehrfeuer zu 
sammen. Das Dorf Ea 
vrelle , das einstmals 
500 Einwohner gezählt 
hatte, also ein winziger 
Punkt innerhalb der deut 
schen Verteidigungsfront 
an der Straße von Arras 
nach Douai, wurde von 
den Feinden nachdrück 
lich berannt. Kleine Vor 
teile, die sie erzielten, 
wurden ihnen von den 
Deutschen immer wieder 
streitig gemacht, so datz 
sie fortwährend Verstär 
kungen nachziehen mutz 
ten, die dann ebenfalls 
im Kampfe untergingen. 
Südlich von der Scarpe 
stürmten die Feinde un 
ablässig bei Guemappe 
Maschinengewehre in Stellung. Und auch bei Monck)y 
beiderseits der Straße 
Arras—Cambrai; sie er 
höhten jedoch damit nur ihre Verluste. An dem Flusse 
selbst konnten sie nicht verhindern, datz die Deutschen den 
Ort Roeur mit dem Bahnhof wieder eroberten, wobei diesen 
Gefangene und mehrere Maschinengewehre in die Hände 
fielen. Auf. einer 5 Kilometer langen Linie zwischen Monchy 
und Cherisy kam es schließlich zu einem sehr starken Sturm 
angriff der Engländer, bei dem sie nur die Zahl ihrer 
Toten und Verwundeten beträchtlich vermehrten, ohne 
irgendwie zum Ziele zu kommen. Dieser Tag hatte den 
Feinden so ungeheure Opfer gekostet, datz die Gesamt 
angriffsfront am nächsten Tage wieder zusammenschmolz. 
Es entwickelten sich nur bei Eavrelle und Roeur stärkere 
Unternehmungen, die ebenfalls erfolglos blieben Die 
zweite Schlacht bei Arras hatte trotz der gründlichsten Vor 
bereitung nur zur Verblutung der englischen Divisionen 
geführt- 
Am vierten Tage der zweiten Schlacht wichen die Jn- 
fanteriekämpfe schon wieder denen der Artillerie Es handelte 
sich aber mehr um eine Atempause, denn die Feinde hatten 
ihre ursprüngliche Absicht noch nicht aufgegeben. Schon 
bald hatten die Engländer die Lücken in ihren Reihen 
neu gefüllt und traten am 28 April früh halb sechs Uhr 
auf der ganzen Linie zur dritten Schlacht an. Schotten, 
Kanadier (siehe obiges Bild), Australier und farbige Sol 
daten, und dazu auch eigentliche Engländer wogten den 
deutschen Stellungen entgegen. Das Abwehrfeuer der Ver 
teidiger und deren Handgranaten (siehe Bild Seite 369) 
rissen breite Lücken in die englischen Sturmwellen und 
legten sie reihenweise nieder. Dennoch gelangten die Feinde 
im ersten Anprall an vielen Stellen über die vorderen 
deutschen Gräben hinaus Mit größter Wucht stürzten sich 
die Deutschen aber auf die Angreifer und trieben sie 
zurück. Wieder hatten sich Tankgeschwader am Kampfe 
beteiligt, die von der deutschen Artillerie unter wirksames 
Feuer genommen wurden. Die dadurch hervorgerufenen 
starken Explosionen der mitgeführten Munitions- und Ben 
zinvorräte wurden den Angreifern ebenfalls verderblich. 
Der deutsche Gegenstoß warf die Engländer nicht nur fast 
überall wieder zurück, sondern trieb sie stellenweise auch 
über die alten Verteidigungslinien westwärts hinaus- Die 
Feinde büßten dabei über 400 Gefangene und eine größere 
Anzahl Maschinengewehre ein Nur den kleinen Ort Ar- 
leuX, nördlich von Eavrelle, schälten die Engländer aus. 
den deutschen Linien heraus. 
Südlich von der Scarpe war der englische Stotz unter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.