Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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die russische Heeresleitung waren der Raum von Barano- 
witschi, ferner die Festung Kowel und die Hauptstadt Gali 
ziens, Lemberg. Durch die Eroberung Baranowitschis wollte 
man einen äußerst wichtigen Eisenbahnknotenpunkt in die 
Hand bekommen. Derselbe Gedanke schwebte auch bei dem 
Angriff in der Richtung Kowel 
vor, von wo aus sich die Linien 
gegen Brest-Litowsk und Cholm 
in Südpolen zweigen. Lemberg 
war politisches Ziel und sollte er 
reicht werden, um einen tiefen 
moralischen Eindruck auf die sla 
wische und polnische Bevölkerung 
Österreich-Ungarns zu hinterlassen. 
Zunächst griff der Russe über 
Luck an. Im Raume von Rowno, 
in Wolhynien, einer Festung, die 
immer in russischen Händen geblie 
ben war, hatte sich das starke 
feindliche Angriffsheer versammelt, 
um gegen die Heeresgruppe Lin 
singen vorzubrechen. Hauptsäch 
lich war die Armee des Erzherzogs 
Joseph Ferdinand für den Angriff 
ausersehen. Es gelang den Fein 
den, durch Anwendung von unge 
heuren Munitionsmassen die Grä 
ben der vordersten Stellungen ein 
zuebnen. Rücksichtslos wurde die 
russische Infanterie eingesetzt und 
durch eigenes rückwärtiges Feuer 
vorgetrieben. Rach einigen Wochen 
Kampf hatte der russische Ober 
feldherr Brussilow zweifellos Er 
folge zu verzeichnen, und er nötigte 
seine Gegner, aus dem Innern 
Deutschlands Verstärkungen für die 
Armee Linsingen heranzuführen. 
Brussilow ließ seine Stoßgruppen 
gegen Kowel einschwenken, aber deutsche Kräfte begannen 
am 16. Juni mit dem Gegenstoß. Sie gewannen schritt 
weise Boden zurück, und weitere Verstärkungen, die sie 
Ende Juni bekamen, hatten Erfolge aus südwestlicher 
Richtung gegen Nordosten. Ein dritter Gegenstoß am 
30. Juni führte neue Kräfte mit Erfolg gegen die russische 
Phot. Berl. Jllustrat.--Ges. m. b. H. 
Korvettenkapitän Gautier, 
der mit leichten deutschen Seestreitkräften in der Nacht vom 
20. zum 21. April 1917 in den östlichen Kanal und gegen die 
Themsemündungchorstieß und die Festungen Dover und Calais 
auf nahe Entfernungen mit insgesamt 650 Schuß wirkungsvoll 
unter Feuer nahnl. 
Front. Trotz ungeheurer Schwierigkeiten, die aus dem 
schlechten Wetter des Sommers erwuchsen und die wol- 
hynischen Wege in Morast verwandelten, blieb der Angriff 
nicht stecken. Im Verein mit anschließenden k. u. k. Jn- 
fanterietruppendivisionen kamen die Deutschen im Raume 
von Zubilno und Trysten vorwärts. 
Im allgemeinen zwar mußte Ge 
neral v. Linsingen sich darauf be 
schränken, den Feind zu Umgrup 
pierungen zu zwingen- Die Ver 
schiebung der russischen Kräfte 
nahm viel Zeit in Anspruch, und 
die Herbeiführung neuer russischer 
Ersatztruppen verlangsamte die Tä 
tigkeit ihrer angreifenden Front. 
Die Stochodlinie war es, die 
das befohlene Operationsziel, Ko- 
wel, den Gegnern versperrte. Ko- 
wel sollte auf jeden Fall erreicht 
werden, während Brussilow zu 
gleich im Norden gegen Barano- 
witschi, im Süden gegen Lemberg 
durchbrechen wollte. Aber es ge 
lang nicht in der Richtung auf Ko- 
wel den Keil in die Fronten der 
Gegner zu treiben. Ende Juli und 
Anfang August war es ein hartes 
Ringen gegen überlegene feind 
liche Kräfte, das die Truppen der 
Mittelmächte durchzuhalten hatten, 
und weniger starke Nerven, wie die 
ihrer Führung, hätten sich er 
weichen lassen unter dem Eindruck 
der fortwährend eingehenden Mel 
dungen über die beobachteten Mas 
sentransporte auf den nach Luck 
und Kowel führenden Bahnen. 
Vor allen, Dingen war die wieder 
aufgefüllte russische Garde dazu be 
stimmt, Kowel als Siegespreis ihrer Opfer zu erobern. Man 
kann nicht leugnen, daß die russische Garde, die seit den Kämp 
fen um Wilna im September des Jahres 1915 geschont wor 
den war, über gut ausgerüstete Regimenter mit durchgebilde 
tem Ersatz verfügte, und man muß rechnen, daß etwa 100000 
Mann Eardetruppen zur Erreichung des wichtigen Kowels 
Scharfschießen eines großen deutschen Panzerkreuzers. 
Phot. A. Renard, Kiel.
	        
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