Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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ursachten. Österreichisch-ungarische Flugzeuge unternahmen 
an beiden Tagen Vergeltungsangriffe. — 
* -i- 
* 
In Mazedonien waren die Truppen der Mittelmächte 
bestrebt, im Raume von Monastir den Franzosen die Erfolge, 
die sie dort im März erzielen konnten, wieder streitig zu 
machen. Am 17. April glückte es, die Franzosen durch einen 
kraftvollen Stotz aus den Stellungen auf der Crvena Stena 
zu werfen, in denen sie sich in etwa einem Kilometer Breite 
festgesetzt hatten. Der Feind erlitt nicht nur bedeutende blu 
tige Verluste, sondern büßte auch 200 Gefangene, einige 
Maschinengewehre und Minenwerfer ein. 
Mit dem 20. April begannen auch die Engländer leb 
haftere Tätigkeit zu entwickeln. Immer häufiger schickten 
sie Erkundungsabteilungen vor, die von den Bulgaren stets 
zurückgeworfen wurden. Nach heftiger Beschietzung der 
bulgarischen Front zwischen Doiran und dem Wardar (siehe 
Bild Seite 362s am 21. und 22. April stietzen englische 
Jnfanterieabteilungen in dichten Massen vor. Sie wurden 
von ihren Gegnern so blutig empfangen, datz sie sehr bald 
wieder umkehren mutzten. Die Engländer verdoppelten 
ihre Anstrengungen am nächsten und übernächsten Tage 
und gingen am 24. April kurz vor Mitternacht ohne Artillerie 
vorbereitung zwischen dem See und dem Dorf Doldscheli mit 
2 Divisionen zu einem besonders heftigen Angriff über. 
Aber dieser Ilberraschungsversuch wurde von den Bulgaren 
rechtzeitig erkannt und erfolgreich zurückgewiesen; sie be 
hielten ihre Stellungen fest in der Hand. Der Angriff war 
wochenlang hinter der Front geübt worden, trotzdem endete 
er kläglich. Das gesamte Schlachtfeld war wie mit Leichen 
übersät. 
Auch diese schweren Opfer hatten die Armee Sarrail 
nicht aus ihrer Bedrängnis befreien können. Die Miß 
erfolge wirkten auf die Bevölkerung Griechenlands 
zurück, die den Eindringlingen immer feindlicher gesinnt 
wurde, weil die Mächte des Vierverbands gar keine Miene 
machten, das den Griechen in rücksichtsloser Weise auferlegte 
Joch zu erleichtern. Das erzeugte wieder einen neuen Druck 
der Vierverbandsmächte auf Griechenland, was schließlich 
den Rücktritt des Kabinetts Lambros und die Bildung 
eines neuen Ministeriums unter Zaimis zur Folge hatte. — 
* * 
* 
Auf die Unternehmungen der Gegner des Vierbundes 
wirkte auch der Seekrieg lähmend ein. Viele der Schiffe, 
die Truppen, Munition oder Lebensmittel beförderten, 
fielen der Vernichtung anheim. So wurde in der Nähe der 
griechischen Insel Milos 
ein Transportschiff von 
12 500 Tonnen versenkt, 
und ein deutsches v-Boot 
beschädigte am 14. April 
westlich von Alerandria 
einen zu den englischen 
Bewachungstreitkräften 
gehörigen kleinen Kreu 
zer der Forglove-Klasse 
durch zwei Torpedo 
schwer. 
Am 21. April beschoß 
ein deutsches U-Boot den 
Hafen bei Eourays, west 
lich von Algier, der für 
die Erzverladung aus 
Nordafrika besondere Be 
deutung hat. Infolge der 
Beschietzung stürzte eine 
der Erzladebrücken ein 
und die andere erlitt so 
schwere Beschädigungen, 
datz längere Zeit zu ihrer 
Wiederherstellung nötig 
war. 
Auch in den Gewäs 
sern um England und 
Frankreich wurden den 
Feinden wieder große 
Verluste zugefügt. In 
der Zeit vom 13. bis 
zum 18. April versenkten deutsche U-Boote im Sperrgebiet 
insgesamt 93 000 Tonnen Handelschiffe. Vom 19. bis zum 
24. April kamen dazu noch 143 500 Tonnen. Darunter 
befanden sich mehrere Schiffe, die mitten aus Eeleitzügen 
(siehe den Artikel Seite 334) herausgeschossen worden waren, 
ein Beweis, datz auch diese Maßnahme nicht genügte, die 
Schiffe zu schützen. 
Die Gefahr, die an der englischen und der nordfranzö 
sischen Küste durch Minen drohte, wurde ebenfalls immer 
größer, so datz sich die Engländer gezwungen sahen, am 
10. April die Häfen von Greenock, Cardiff und Plymouth 
zu sperren, wie das vorher schon mit dem Hafen von Liver 
pool geschehen war. Ein 13 000 Tonnen großer, mit Fleisch 
beladener Dampfer, der sich auf der Fahrt von der englischen 
Westküste nach London befand, lief auf eine Mine und 
versank. 
Deutsche Torpedoboote stietzen in der Nacht zum 21. April 
unter Führung des Korvettenkapitäns Eautier (siehe Bild 
Seite 363) wieder einmal gegen die Themsemündung und 
in den englischen Kanal vor und nahmen die Festungen 
Dover und Calais unter Granatfeuer- Vor Dover ver 
nichteten sie auch ein englisches Vorpostenschiff. Ohne 
Fühlung mit dem Feinde gewonnen zu haben, wurde 
die Rückfahrt angetreten, nach 2 Uhr aber nochmals kehrt 
gemacht und Kurs auf die Downs genommen, in der Ab 
sicht, auslaufende Seestreitkräfte anzugreifen. Östlich von 
Dover kam es dabei mit einer den deutschen Streitkräften 
erheblich überlegenen Anzahl englischer Zerstörer zu einem 
scharfen Gefecht, in dessen Verlaufe das feindliche Führer 
schiff versenkt wurde. Ein anderer englischer Zerstörer er 
hielt fünf Minuten später einen schweren Torpedotrefser, 
einem dritten schlug Artilleriefeuer ein Loch ins Vorschiff und 
zwei weitere wurden schwer beschädigt. Sehr wahrscheinlich 
waren wenigstens zwei der englischen Zerstörer gesunken. 
Die Deutschen verloren in diesem Gefecht die Torpedo 
boote 0 85 und o 42, von denen die Engländer im ganzen 
10 Offiziere und 95 Mann auffischten und 29 Tote bargen. 
Während des Kampfes war es einem der deutschen 
Schiffe gelungen, an den feindlichen Zerstörer „Broke" heran 
zukommen. Die Deutschen enterten an Bord des Englän 
ders, wobei es zu einem harten Kampf Mann gegen Mann 
kam und nach dem englischen Bericht die englische Mann 
schaft mit Revolvern und Messern zurückgedrängt wurde. 
Rach einigen Minuten kamen die Schiffe wieder vonein 
ander los und setzten das Gefecht fort. „Broke" schied dann 
infolge eines Granattreffers in den Maschinenraum sehr 
rasch aus dem Kampfe aus. 
Schon in der Nacht zum 25. April unternahm der 
Pbok. Berl. JNustrat.-Ges. m. b. H. 
Einem durch Rauchgase verunglückten österreichisch-ungarischen Sappeur wird Sauerstoff zur Wiederbelebung 
zugeführt.
	        
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