Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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auf denen auch unser Bericht in Band IV, Seite 368 
fußt. Inzwischen sind weitere Einzelheiten über dieses 
schwere Ringen bekannt geworden. 
Die heftigen, für die deutsche Schutztruppe größtenteils 
glücklichen Gefechte, die sich im Februar 1916 östlich vom 
Kilimandscharo und ander Ugandabahn auf britischem Boden 
ereigneten, bildeten gewissermaßen das Vorspiel zu dem 
Entscheidungskampf am Kilimandscharo im März. Unter 
dem starken Drucke überlegener feindlicher Streitkräfte hatte 
sich der Hauptteil der Schutztruppe Mitte Februar wieder 
auf seine am linken Ufer des Lumi gut angelegten Haupt- 
stellungen zurückgezogen. 
Die Engländer trafen schon im Februar große, um 
fassende Vorbereitungen für ihren Angriff auf diese Stel 
lungen. Bis gegen das Ende des Februars hatten sie 
riesige Mengen von Kriegsbedarf, wie schwere Geschütze, 
zahlreiche Feldgeschütze» Panzerautos, Lastkraftwagen, Flug 
zeuge, Munition und anderes herbeigeschafft und rund 
60 000 Mann britischer, meist berittener Truppen zum An 
griff zusammengezogen. Diese waren aus Engländern, 
Südafrikanern, Indern und Negern unter dem Oberbefehle 
geschlossen werden wollte. Aber ungebrochenen Mutes und 
in vollster Ordnung ging die Truppe an der Üsambara- 
bahn entlang bis zu dem mit dichten Buschwäldern be 
standenen Ruwufluß zurück, wo sie neue starke Stellungen 
einnahm. 
Wie schwer der Feind um den Besitz des Kilimandscharo 
gebietes ringen mußte, gibt ein Tagesbefehl des Generals 
Smuts an seine Truppen wieder. Es heißt darin: „Am Ende 
der Woche, die mit den militärischen Operationen des 7. März 
begann, wünsche ich den Offizieren und Mannschaften der 
Streitkräfte unter meinem Kommando für die außer 
ordentlich großen Anstrengungen und schweren Opfer zu 
danken, die sie für den Erfolg unserer Waffen gebracht 
haben. Am 7. März lag die feindliche Armee (!) uns in 
einer außerordentlich starken Stellung gegenüber, die sich 
hinter dem Lumi hinzog. Die Front dieser Stellung wurde 
durch dichten Busch in einer Ausdehnung von sieben Meilen 
geschützt. Zur Rechten deckten sie die Pareberge und die 
Sümpfe des Ruwuflusses und des Djipesees, und zur 
Linken die gefährlichen steilen Hügel am Fuße des Kili 
mandscharo. Nach einem sehr anstrengenden Nachtmarsch 
Phot. Leipziger Presse-Büro. 
Erkundungsabteilung der 13. Kompanie der deutsch-ostafrikanischen SchutzLruppe bei einer Aufklärungsfahrt in der Gegend von Mahenge. 
des Generals Smuts, den die Generale Tighe, Verenger, 
van Deventer, Hoskins und Hannington unterstützten, zu 
sammengesetzt. Angesichts dieser zwölf-bis fünfzehnfachen 
Truppenübermacht war der Erfolg des Angriffes schon von 
vornherein gegeben; doch so leicht» wie der Oberbefehls 
haber dachte, sollte es nicht gehen. 
In den ersten Märztagen rückte die Smutssche Armee 
gegen die deutschen Stellungen vor. Am Morgen des 
7. März kam es zum ersten Treffen, in dem auf deutscher 
Seite mit großer Erbitterung gekämpft wurde. Trotzdem 
gelang es der britischen Übermacht, nach mehrstündiger 
heftiger Artilleriewirkung und unter den ganzen Tag an 
dauernden Kämpfen, den linken deutschen Flügel, der 
noch auf britischem Boden stand und sich an die steilen 
Hügel am Fuße des Kilimandscharo anlehnte, gegen das 
deutsche Gebiet zurückzudrängen. Die Angreifer mußten 
schwere Blutopfer bringen, um diesen Erfolg zu erzielen; 
rasch weiter vorwärts zu kommen, gelang ihnen aber 
nicht. Erst als am 13. März eine berittene Burendivi 
sion von Longido her das Kilimandscharogebirge nach 
Süden umritt und im Rücken der deutschen Hauptstellung 
auf den Kitovohügeln erschien, war die Schutztruppe ge 
zwungen, die Stellung und die anschließenden Gebiets 
teile um den Kilimandscharo zu räumen, wenn sie nicht ein- 
durch den Busch gelang es uns, früh am nächsten Morgen 
den Übergang über den Lumi zu sichern. Von unseren 
berittenen Truppen wurden am gleichen Tage der Chala- 
hügel und einige andere Stellungen genommen, die Taveta 
von Norden her beherrschten. Am 9. März wurde sowohl 
Taveta als auch Salaita von uns besetzt. Der Feind zog 
sich auf die starke Kitovostellung westlich von Taveta zu 
rück (freiwillig), wo unsere Reiterei am 10. März mit ihm 
in Fühlung trat. AIs festgestellt war, daß der Feind die 
Stellung stark besetzt hatte, erhielt am 11. März die erste 
ostafrikanische und die zweite südafrikanische Infanterie- 
brigade Befehl, die steilen, buschbedeckten Hügel Reata und 
Latema anzugreifen, auf denen sich die Hauptstellungen des 
Feindes befanden. Nach furchtbar hartem Kampfe, der bis 
Mitternacht andauerte, sicherten sich Teile unserer Truppen 
Stellungen auf den Hügeln, in denen sie sich zu halten ver 
mochten, bis am Sonntagmorgen, den 12. März, Ver 
stärkungen vorgeschickt werden konnten. Der Feind leistete 
tapfer und hartnäckig Widerstand; die Schützengräben mußten 
mehrmals genommen werden, da der Feind sie immer 
wieder zurückeroberte. Es gab schweres Handgemenge und 
heftige Bajonettkämpfe. Bei Tagesanbruch räumte der 
Feind seine Stellungen und ließ ein Geschütz, drei Ma 
schinengewehre, Waffen und Munition in unserer Hand.
	        
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