Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

246 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Die deutschen Marineflieger waren nicht weniger 
tätig. Ihnen lag hauptsächlich die Pflicht ob, die Vorgänge 
auf der Me zu beobachten, was seit dem Beginn der deut 
schen Seesperre besonders wichtig war. Mit dieser Er 
kundungstätigkeit verbanden sie auch Angriffe auf feindliche 
Schiffe'und englische Hafenplätze. Am 1. März schleu 
derten sie auf die in den Downs, dem oftgenannten Punkt 
in der Nähe der Themsemündung, liegenden Handels 
dampfer Bomben ab und schädigten mit solchen auch den 
befestigten englischen Platz Namsgate. — 
Einen herben Verlust erlitt die deutsche Luftschiffahrt 
am 8. Mürz, an dem der tatkräftige Erfinder der Zeppelin 
luftschiffe, Ferdinand Graf v. Zeppelin, in Berlin an den 
Folgen einer Lungenentzündung im hohen Alter von 
78 Jahren starb. Ganz Deutschland betrauerte diesen Mann, 
der so Großes geleistet hatte, und dem es nicht vergönnt 
war, das Ende des großen Krieges zu erleben, dessen für 
die Mittelinächte günstiger Verlauf zu einem nicht geringen 
Teile seiner Erfindung mit zu danken war. 
* * 
* 
Beachtenswerte Ereignisse spielten sich auch wieder im 
Seekrieg ab. In der Nacht zum 26. Februar erfolgte 
ein neuer Vorstoß deutscher Torpedobootstreitkräfte (siehe 
die Kunstbeilage) unter Führung der Korvettenkapitäne 
Tillefsen und Albrecht (siehe Bild Seite 24S) bis über die 
Linie Dover—Calais und in die Themsemündung. Im 
Kanal entspann sich zwischen ihnen und englischen Zer 
störern ein heftiger Artilleriekampf, in dessen Verlauf 
mehrere englische Schiffe durch Treffer beschädigt wurden, 
was sie veranlaßte, auf die Fortsetzung des Gefechts zu 
verzichten und ihr Heil in schleuniger Flucht zu suchen. 
Ein Teil der deutschen Boote gelangte, ohne Feinde zu sich 
ten, bis nach North Foreland und in die Downs. Die militä 
rischen Küstenanla 
gen von North Fore 
land und die Stadt 
Margate wurden be 
schossen, wobei auch 
einige vor Anker lie 
gende Fahrzeuge mit 
gutem Erfolg unter 
Feiler genommen 
wurden. Sämtliche 
Boote kehrten un 
versehrt zurück. 
Viele Opfer for 
derte wieder der un- 
ein ge schränkte 
Tauchbootkrieg. 
Das Wirken der U= 
Boote erregte in 
England große Be 
sorgnis und war die 
Ursache großer Ein 
schränkungen aller 
Art, die sich die Eng 
länder nun gefallen 
lassen mußten. Nach 
dem deutschen Be 
richt gingen im Fe 
bruar , dem ersten 
Monat des verschärf 
ten b>-Bootkrieges, 
infolge kriegerischer 
Maßnahmen der 
Mittelmächte im 
ganzen 368 Handel- 
schiffe mit 781 500 
Bruttoregisterton- 
nen verloren. Da 
von eiltfieleil 292 
Schiffe mit 644000 
Tonnen auf die 
Feinde und 76 Schif 
fe nnt 137 500 Ton 
nen auf die Neu 
tralen. 
Die Verluste der 
Feinde während des 
L'/sjührigen Seekriegs vom 1. August 1914 bis zuni 
81. Januar 1917 berechnet und erläutert Or. Siegfried 
Toeche Mittler in einer kleinen Schrift: „2'/, Jahre Ver 
luste unserer Feinde zur See" nach einer in der Frailfurter 
Zeitung gegebenen Zusammenstellung folgendermaßen: 
Kriegschiffe Hilfskriegschiffe Handelschiffe 
Erstes Jahr 
80 nrit 329 481 t 9 mit 57 808 t 498 mit 803 564 t 
Zweites Jahr 
97 mit 319449 t 26 mit 83758 t 692 mit 1483819 t 
Drittes Jahr (6 Monate) 
84 mit 163 320 t 11 mit 98875 t 771 mit 1310995 t 
211 mit 812 250 t 46 mit 240 441 1 1961 mit 3 598 378 t 
Die Zahl 3598378 für Handelschiffe umfaßt nur die 
mit Namen bekannt gewordenen Schiffe. Hierzu sind 
weitere 373831 Tonnen für nicht mit Namen genannte, 
aber amtlich bestätigte Verluste zu rechnen. Um die Ge 
samtzahl der durch kriegerische Maßnahmen vernichteten 
Handelschiffe zu erhalten, müssen die 240441 Tonnen der 
vernichteten Hilfskriegschiffe, sowie die 189000 Tonnen der 
in Häfen der Mittelmächte beschlagnahmten feindlichen 
Handelschiffe hinzugerechnet werden. Die Gesamtzahl der 
Tonnage der Handelschiffe beträgt somit nach 2'/- Kriegs 
jahren: 4401660 Tonnen, das heißt nach Toeche Mittlers 
Berechnung 16,7 Prozent der Gesamtha,.delschiffstonnage 
der Feinde im Jahre 1914. Aus einer graphischen Dar 
stellung sei noch erwähnt, daß der Houptanteil der ver 
nichteten Handelstonnage auf die Schiffe zwischen 3000 
und 4000 Tonnen entfällt. 
Doch auch den Tauchbooten selbst drohten mancherlei 
Gefahren. So hatte am 22. Februar ein deutsches ki-Boot 
einen Kampf mit einem als O-Bootfalle hergerichteten 
englischen Tankdampfer zu bestehen, worüber wir Einzel 
heiten in dem besonderen Artikel „Eine O-Bootfalle" auf 
Seite 248 berichten. Das Boot hatte während stines 
Streifzuges zusammen mit einem anderen, das um dieselbe 
Zeit Zurückkehrte, 22 Schiffe mit 64500 Tonnen Fracht 
raum versenkt. Dabei waren den Feinden unter anderem 
auch 8800 Tonnen Granaten verloren gegangen. 
Wie unzureichend alle Verteidigungsmittel gegen die 
O-Boote waren, bewies der Umstand, daß die Tätig 
keit der Boote nicht ab- sondern zunahm. Täglich fügten 
sie den Feinden schweren Schaden zu. Am 25. Februar 
wurde der 18 099-Tonnen-Dampfer „Laconia" der Cu- 
nardlinie torpediert, der erst 1912 vom Stapel gelaufen 
war. Jenes O-Boot, das in der Nordsee am 27. Januar 
einen erbitterten Kampf mit einem englischen Hilfskreuzer 
zu bestehen gehabt hatte und schließlich in der Nähe der 
norwegischen Küste unterging, hatte bis zu diesem Augen 
blick im Eismeer neun stark bewaffnete russische Dampfer 
zur Strecke gebracht, die von Rußland in Südamerika ge 
kauft worden waren und den russischen Hafen Romanow 
ansteuern wollten. Das deutsche O-Boot, das am 12. Fe 
bruar nahe der Adourmündüng in Südfrankreich auf 
getaucht war, traf wohlbehalten wieder in Deutschland 
ein und meldete, daß es auf seiner Fahrt Schiffe von zu 
sammen 37 500 Bruttoregistertonnen versenkt hatte. Am 
3. März wurde bekannt, daß weitere 41 Schiffe mit ins- 
gesarnt 91000 Tonnen zerstört worden waren, und am 
7. März winde gemeldet, daß auch im Mittelmeer wieder 
40 000 Tonnen verloren gingen. Zu dieser Beute kamen 
am 9. März noch 32 000 Tonnen und am 10. März weitere 
42 117 Tonnen. 
Aber nicht nur auf den Atlantischen Ozean und das 
Mittelmeer blieben die Schiffsverluste beschränkt; die Be 
fürchtungen der Feinde wegen ihrer Schiffahrt im Indi 
schen Ozean erhielten durch die Versenkung zweier eng 
lischer Dampfer bei Colombo, also in der Nähe der indi 
schen Küste, ihre Bestätigung. Carson mußte im eng 
lischen Parlament mitteilen, daß Küstengebiete von Süd 
afrika, ferner der Golf von Aden und indische Gewässer 
mit Minen verseucht seien. Die Gefahr zur See nahm 
nun also auf allen Weltmeeren für England bedrohliche 
Formen an. 
Von Kriegschiffen büßten die Feinde im Monat Februar 
mindestens vierzig kleinere Vorpostenfahrzeuge ein. Am 
1. März sank ein englischer Zerstörer, der vermutlich auf eine 
Mine gelaufen war. Ein deutsches L'-Voot vernichtete am 
28. Februar im Mittelmeer den französischen Torpedoboot-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.