Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Feldwache in Ostgalizien. 
Vorgehende Batterie in den Karpathen. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
zntig festgestellt werden. — Mit dieser 
Aufgabe flog der Oberleutnant mit 
seinem Flugzeugführer, einem kricgs- 
freiwilligen Gefreiten, in Sturmund 
Eisschnee ab. Er wollte sie finden — 
die Kosaken. 
Im Norden führte eine große 
Straße durch die Waldwildnis. Auf 
sie zu hält das Flugzeug. Schon sind 
die feindlichen Linien überflogen. Die 
ganze endlose Straße scheint verlassen. 
Der Offizier beugt sich immer wieder 
zur Seite und späht hinunter. Es 
mußte ja etwas darauf sein — ganz 
einsam liegt keine Straße dicht hinter 
der Front, zumal bei den Russen, die 
riesige Heeresmassen aus ihren Men 
schenvorräten in die Kampflinie zu 
werfen haben. Doch erscheint die end 
lose Straße allem Suchen zum Trotz 
völlig leer. Die gemeldeten Reiter 
massen marschieren .jedenfalls nicht 
darauf. Einmal hebt der Beobachter 
— durch manche List des Gegners 
vorsichtig gemacht und gewitzigt und 
belehrt, daß man sich manches besser 
doppelt ansieht — die linke Hand und 
beschreibt mit ihr einen Kreis. Der 
andere hinter ihm versteht. Zum 
Zeichen dafür pocht er ihm leicht auf 
den dick von Pelz, Lederzeug und 
Wollschal umhüllten Nacken. Dann 
legt er das Fahrzeug., in eine Links 
kurve und läßt es einen Kreis flie 
gen, so daß der Offizier die schon ab 
geflogene Strecke der Straße noch ein 
mal zurückblicken kann. Und da sieht 
er etwas — wenn's auch nicht die 
gesuchte Kavallerie ist. 
Er sieht, wie sich von der Straße 
unzählige Menschen erheben, lange 
Glieder bilden und in der Frontrich 
tung marschieren. Nun kann er sich 
die vielen matten Querstriche erklären, 
die er wohl auf dem verschneiten Weg 
beobachtete, die er sich aber zuerst nicht 
anders zu deuten vermocht hatte, als 
daß es etwa zur Wegeverbesserung 
frisch hingeworfene Holzknüppel seien, 
wie sie die Russen zu verwenden pfle 
gen, um eine stark beschädigte Straße 
wieder fahrbar zu machen. 
Eine beträchtliche Truppenmasse 
rückte nach der Front. Der Länge 
der Marschkolonne nach konnte sie 
wohl ausreichen, einen Durchbruch zu 
versuchen, und gerade uüt jener ge 
suchten Kavalleriedivision zusammen 
mochte sie zu einer gewissen Gefahr 
werden. Noch war sie ja allerdings 
fern der Kampflinie, die sie erst nach 
langem Marsch erreichen konnte. So 
blieb Zeit, zunächst den Auftrag zu 
Ende zu führen. Jeder Beobachter 
muß wie ein Eeneralstabschef im 
kleinen erwägen. Während die alte 
Flugrichtung wieder aufgenommen 
wurde, kritzelte der Oberleutnant mit 
den klammen Fingern in den Melde- 
block: „Etwa ... Kilometer hinter der 
feindlichen Front westlich marschie 
rende Kolonnen auf Straße von ... 
nach ... Kolonne etwa ... Kilometer 
lang. Zeit: elf Uhr zwanzig Minuten 
vormittags." 
Als der Offizier wieder aufblickt, 
merkt er, daß ein frischer Wind von 
Südwesten her bläst. Der Albatros 
saust mit immer größerer Geschwin 
digkeit dahin; fern im Rücken zieht 
Sumpfstellungen in Ostgalizien. Im Hintergrund sieht man deutlich die Drahtverhaue. 
Österreichisch-ungarische Wacht Ln Ostgalizien. 
Nach Ausnahmen der Photopresse Kankorvsky, Budapest.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.