Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Ausdruck „Tonne" für die Einheit des Raummaßes anwen 
det, stammt daher, daß es zu einer gewissen Zeit üblich 
war, das Ladevermögen nach der Zahl von Fässern, Ton 
nen, von einer gewissen Größe zu bezeichnen, die unterge 
bracht werden tonnten. Jetzt mißt man natürlich die 
Schiffsräume aus. Die Registertonne ist ein international 
angenommenes, ursprünglich rein englisches Maß von 100 
englischen Kubikfuß, die 2,83 Kubikmetern des metrischen 
Systems entsprechen. Brutto- und Netto - Raumgehalt 
verschiedener Schiffe stehen natürlich in gar keinem 
bestimmten Verhältnis zueinander, da bei zwei Schif 
fen, die beispielsweise 10 000 Tonnen Brutto-Raumgehalt 
haben, für Waren und Fahrgäste ein sehr verschiedener 
Netto-Raumgehalt übrig bleibt, wenn das eine Schiff 
eine riesige Maschinen- und Kesselanlage bekommt, um 
damit 25 Seemeilen Fahrgeschwindigkeit zu erzielen, 
und das andere eine 
ganz kleine, um beschei 
dene 10 Seemeilen in 
der Stunde zu laufen. 
Hieraus ist es auch ohne 
weiteres verständlich, daß 
man sich einen Begriff 
von der Eesamtgröße 
eines Schiffes nur aus 
dem Brutto-Raumgehalt 
machen kann; deshalb 
wird auch nur dieser in 
Deutschland bei allen Be 
kanntmachungen über 
Handels chiffversenkungen 
angegeben. Und wenn 
die Engländer fast nur 
den Netto - Raumgehalt 
nennen, so ist das aus 
dem leichtverständlichen 
Bestreben zu erklären, 
der Öffentlichkeit, die 
man ja gerne, solange 
es geht, über die deut 
schen Erfolge täuscht, mit 
möglichst niedrigen Zah 
len aufzuwarten. Liest 
man die Listen über die 
versenkten Dampfer, so 
findet man 2000 bis 3000 
Brutto - Registertonnen 
'am häufigsten,- das sind 
also Frachtdampfer von 
durchschnittlicher Größe. 
6000 bis 10 000 Brutto- 
Registertonnen haben die 
großen Fracht- und Pas 
sagierdampfer , über 
10 000 Tonnen sind schon 
sehr ungewöhnlich, und 
20000, 30000 und mehr 
haben die Riesen, die es 
nur in ganz geringer 
Zahl gibt. Der deutsche 
Riesendampfer „Vater 
land" hat 54 282 Brutto- 
Registertonnen und ist damit das größte Schiff der Welt. 
Das Wort „Tonne" wird außerdem noch als Eewichts- 
maß gebraucht. Nach dem metrischen Maß- und Gewicht- 
system wiegt ein Kubikmeter Wasser 1000 Kilogramm; diese 
Gewichtseinheit bezeichnet man als Tonne. Wenn wir also 
davon sprechen, daß ein Schiff 3000 Tonnen Ladung hat, 
dann sind damit selbstverständlich Gewichtstonnen gemeint. 
Aus dem Gesagten ist schon ohne weiteres verständlich, 
daß ein Dampfer von 4000 Brutto-Registertonnen Raum- 
gehalt 5000 Gewichtstonnen Ladung haben kann. Ange 
nommen, er habe 3000 Tonnen Netto-Raumgehalt, so 
ind das in unserem Maß ausgedrückt 8490 Kubikmeter. 
Dieser Raum würde also Wasser im Gewicht von 8490 
Tonnen 'aufnehmen können. Ob er die trägen kann, ist 
eine andere Frage, es ist aber gar nichts Absonderliches, 
wenn ein Handelschiff mehr Gewichtstonnen Ladung hat als 
Raumtonnen Inhalt. 
Beim Kriegschiff liegen die Verhältnisse natürlich ganz 
anders. Auf seinen Raumgehalt kommt es nicht wesentlich 
an, da er ja nicht für Handelszwecke nutzbar gemacht wird. 
Bei diesen Schiffen spricht man vielmehr immer von der 
Wasserverdrängung. Bei jedem im Gleichgewicht schwim 
menden Körper wird dieser Zustand des Gleichgewichts 
dadurch hergestellt, daß dem in senkrechter Richtung abwärts 
wirkenden Gewicht des Körpers der durch die Wasserver 
drängung entstehende Auftrieb entgegenwirkt. Wasserver 
drängung und Eigengewicht sind also einander gleich, und 
wir drücken beide in Gewichtstonnen aus. Beim Handel- 
schiff würde man mit einer solchen Größe gar nicht rechnen 
können, weil es je nach Umfang und Art seiner Ladung 
ganz verschiedene Wasserverdrängung hat. Das Kriegschiff 
hingegen hat eine ständige, im Gewicht fast unveränderliche 
Ladung an Kanonen, Panzern, Munition, Vorräten und 
Menschen, die die Berechnung nach Eewichtstonnen ohne 
weiteres gestattet, und 
die aus militärischenRück- 
sichten manche Vorteile 
bietet. Wenn wir also 
von einem Kriegschiff 
von 25000 Tonnen spre 
chen, so ist immer Ge 
wicht, gleich Wasserver 
drängung oder Deplace 
ment gemeint. 
Brutto - Raumgehalt, 
Netto-Raumgehalt und 
Wasserverdrängung ste 
hen also in gar keinem 
festen Verhältnis zuein 
ander und sind gar nicht 
miteinander vergleichbar. 
Eines nur ist immer der 
Fall: die Wasserverdrän 
gung ift immer viel 
größer als der Raum 
gehalt. Für den Größen 
begriff von Kriegschiffen 
mag die Angabe ge 
nügen, daß ein Eroß- 
kampfschiff etwa 30 000 
Tonnen Wasser verdrängt 
und zum Vergleich mit 
den Handelschiffsriesen 
mag die Angabe dienen, 
daßder Dampfer „Vater 
land" mit voller Bela 
dung 61000 Tonnen 
Wasserverdrängung hat. 
Hauptsache für alles 
Verständnis ist also, die 
Raumeinheit der Re 
gistertonne nicht tnit der 
Gewichtstonne zu ver 
wechseln. 
Dazu mag man sich 
zur Beurteilung der deut 
schen Erfolge nöch vor 
Augen halten, daß die 
gesamte deutsche Han 
delsflotte zu Beginn des 
Krieges etwa 5Vs Millionen Brutto-Registertonnen umfaßte 
und heute der vernichtete Schiffsraum gewiß schon dem der 
gesamten deutschen Handelsflotte entspricht (siehe Bild 
Seite 214). An feindlichen Kriegschiffen sind bereits 
100000 Tonnen mehr vernichtet, als die gesamte franzö 
sische Flotte zu Kriegsbeginn aufwies. 
Ein tapferes Regiment. 
^Hierzu das Bild Seile 220)221.) 
Die Brussilowsche Offensive, die am 1. Juni 1916 ein 
setzte, hat mit ihrer ungeheuren Übermacht und schonungs 
losen Aufopferung von Menschenleben, namentlich zu Be 
ginn der Kampfhandlungen, unbestritten zu erheblichen 
Teilerfolgen geführt. Diese Tatsache und die unzweifel 
hafte Absicht, die Erfolge auch politisch möglichst auszu 
nutzen, veranlaßte die russische Heeresleitung zu übertrie 
benen und unwahren amtlichen Mitteilungen über öster 
reichisch-ungarische und deutsche Verluste, in denen be- 
Senegalschüße vor dem Abtransport nach Deutschland. 
Nach einer Originalzeichnung des bei der Kronprinz'enarmee weilenden Kriegsmalers 
Ernst Vollbehr. 
(Original im Besitz des Deutschen Kaisers.)
	        
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