Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
von Philadelphia nach Brest befand, endlich abstoppte. An 
Bord des Engländers schien eine unbeschreibliche Panik aus- 
gebrochen zu" sein, denn gegen 50 Mann, die offenbar ge 
schlafen hatten, eilten wie besessen auf Deck und stürzten 
sich, nur mit dem Hemd bekleidet, ins Meer, obwohl ihnen 
bis dahin niemand auch nur das geringste getan hatte. Es 
stellte sich dann heraus, daß das Schiff in der Hauptsache 
Baumwolle führte; es sank deshalb, trotz der Öffnung der 
Ventile, sehr langsam, und bekam nach Verlauf von fünf 
Stunden einen Torpedo zugesandt. 
Am 11. Dezember endlich tauchte der englische Dampfer 
„Parrowdale" auf, der mit Stückgut auf der Fahrt von 
Philadelphia nach Havre begriffen war und gewiß nicht 
ahnte, welches Schicksal seiner mitten im Atlantischen Ozean 
wartete. Bisher batten sich auf dem deutschen Kreuzer 
gegen 500 Mann von den versenkten Schiffen angesammelt; 
dieser Belastung wollte 
sich der Kreuzer gern ent 
ledigen, und er folgte des 
halb zwei Tage lang dem 
„Parrowdale", der sich 
der Verfolgung vergeblich 
zu entziehen suchte... . 
Das Wetter war vor 
erst außerordentlich un 
günstig, als es sich jedoch 
langsam gebessert hatte, 
schickte der deutsche Kapi 
tän 20 Mann zum „Par- 
rowdale" hinüber und 
zwang das Schiff, sich 
dem Kurs des deutschen 
Kreuzers anzuschließen. 
Nach einigen Tagen 
tauchte dann der Kohlen 
dampfer „Saint Theo 
dore" aus London auf, 
der der dritte im Bunde 
wurde, selbstverständlich, 
nachdem er eine ent 
sprechende Prisenbe 
satzung erhalten hatte.... 
Die Norweger wur 
den sodann zusammen 
mit einer Anzahl anderer 
Seeleute an Bord des 
„Parrowdale" geschafft, 
den Leutnant z. S. Ba 
dewitz bekanntlich am 
Silvestertage in Swine 
münde einbrachte. Aber 
den Aufenthalt an Bord 
des aufgebrachten Schif 
fes und dessen Führer 
äußert sich der Norweger 
folgendermaßen: 
„Einen so merkwür 
digen Menschen wie den 
Führer dieses Schiffes 
habe ich meiner Leb 
tage nicht gesehen, und 
ich wundere mich heute 
noch, wie er überhaupt zu leben vermochte. Er schlief an 
scheinend niemals. Von dem Tage an, an dem er das 
Kommando übernahm, bis zu dem Augenblick, da wir das 
Schiff in Swinemünde verließen, blieb er hartnäckig an 
Deck, und das einzige, was man von Ruhe bei ihm sah, 
war, daß er ab und zu für einige Augenblicke in seinem 
Lehnstuhl einnickte. Dieser Mann, aus dem eine rücksichtslose 
Energie sprach, schien wirklich unverwüstlich zu sein .. 
AIs wir auf Norwegen zusteuerten, sprangen zwei von 
einem bewaffneten Handelsdampfer stammende Engländer, 
die fürchteten, in Deutschland zu harten Strafen verurteilt 
zu werden, mitten in der Nacht im Hemd über Bord. Ein 
deutsches Patrouillenschiff fischte sie aber wieder auf. 
Am 31. Dezember lief ,ParrowdaleV von allen Seiten 
auf das freudigste beglückwünscht, in Swinemünde ein. 
Wir wurden erst dort, dann aber in Neustrelitz untergebracht 
und konnten erst am 27. Januar nach Erledigung von 
mannigfachen Förmlichkeiten in die Heimat zurückkehren." 
Die Bewertung der Erfolge des U-Boot- 
krieges. 
Von Kapitän z. S. o. Kühlwetter. 
Am 31. Dezember 1916 waren durch die Kriegsmittel 
der Mittelmächte über 4 1 / i Millionen Tonnen Handelschiffs 
raum vernichtet, und am 1. Februar 1917 beliefen sich die 
Kriegschiffverluste der feindlichen Flotten im ganzen Kriege 
auf 822 535 Tonnen. Ein O-Boot versenkte an einem 
Tage Hilfskriegschiffe und Transportdampfer von 52 000 
Brutto-Registertonnen und jeden Tag erneut lesen wir von 
den Erfolgen des ungehemmten D - Bootkrieges, die sich 
in der Vernichtung einer gewissen Summe von Schiffs 
raum kundgeben. Jeder führt solche Zahlen heute im 
Munde, wenige aber nur sind imstande, sich von ihrer 
wirklichen Bedeutung Rechenschaft zu geben. Und doch ist 
das gar nicht unwichtig, 
wenn man sich ein Urteil 
über die Wirkung des 
It-Bootkrieges, der doch 
die Entscheidung im 
ganzen Kriege bringen 
soll, bilden will. 
Die Sache ist auch in 
der Tat gar nicht so ein 
fach, einmal, weil die 
Bedeutung des Wortes 
Tonne durchaus nicht 
jedem geläufig ist, zum 
andern aber, weil das 
Wort Tonne außerdem 
noch in verschiedenem 
Zusammenhange ganz 
verschiedene Bedeutung 
hat. Es kommt darauf 
an, ob das Wort in be 
zug auf Handelschiffe oder 
auf Kriegschiffe gebraucht 
wird, Hilfskriegschiffe 
und Transportdampfer, 
die ja eigentlich Handel 
schiffe sind und nur im 
Kriege zu Kriegschiffen 
gemacht werden, sind 
hierbei ihrer ursprüng 
lichen Art nach immer 
als Handelschiffe anzu 
sehen. 
Beginnen wir mit 
den Handelschiffen, weil 
sie ja jetzt tatsächlich für 
die Erzwingung der 
Kriegsentscheidung fast 
die wichtigste Rolle spie 
len. Wenn von Tonnen 
im Zusammenhang mit 
Handelschiffengesprochen 
wird, sind immer Raum 
tonnen gemeint, die 
Tonne ist also in diesem 
Fall ein Raummaß. Meist 
wird deswegen ausdrück 
lich von Raumgehalt gesprochen, oder wenigstens von 
„Register"-Tonnen. Dieser Zusatz bedeutet immer, daß Raum 
tonnen gemeint sind. Daß es unter allen Umständen am wich 
tigsten ist, von einem Handelschiff den Raumgehall zu kennen, 
liegt auf der Hand. Der Handelswert eines solchen Schiffes 
hängt selbstverständlich davon ab, wieviel Raum es hat, 
der zum Handel nutzbar gemacht werden kann. Den Ge 
samtrauminhalt eines Handelschiffes gibt man in Brutto- 
Registertonnen an; aus ihm kann man sich am leichtesten 
eine Vorstellung von der Gesamtgröße des Schiffes machen. 
Wenn man von diesem Bruttoraumgehalt die nicht für 
Waren oder Fahrgäste bestimmten Räume in Abzug bringt, 
erhält man den Nettoraumgehalt, der in „Netto-Register- 
tonnen" angegeben wird und den gewinnbringenden Raum 
gehalt des Schiffes darstellt. Nach ihm werden billigerweise 
die Schiffe mit Hafenabgaben und Durchfahrtsgebühren in 
Kanälen belegt, und er muß im Meßbrief, den jedes Schiff 
mitzuführen hat, amtlich beglaubigt sein. Daß man den 
Senegalschütze, in der Champagne bei Berry au Bac gefangen. 
Nach einer Originalzeichnung des bei der Kronprinzenarmee weilenden Kriegsmalers 
Ernst Voübehr. 
(Original im Besitz des Deutschen Kaisers.)
	        
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