Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
(Fortsetzung.) 
Phot. Welt-Preß-Photo, Wien. 
Österreichisch-ungarische Mineure begeben sich zur Vornahme einer Sprengung 
Ln die dem Feinde am nächsten liegende Stellung. 
An der russischen Front, im Abschnitt von Riga, zeigte 
das Thermometer bis zu 38 Grad Kälte. Trotzdem richteten 
die Russen in der Nacht zum 3. Februar gegen die von den 
Deutschen wiedergewonnenen Dünenstellungen ein regel 
rechtes Trommelfeuer. Die unter dem Befehle des aus 
dem bulgarischen Heere desertierten Generals Radto Dimi- 
triew stehenden russischen Truppen versuchten danach zwar 
im Sturm vorzugehen, der von Nordosten her angesetzte 
Angriff mutzte aber sehr bald abgebrochen werden» da seine 
Aussichtslosigkeit schon früh zu erkennen war. 
Auf deutscher Seite wurde inzwischen der Ausbau der 
wieder- und neugewonnenen Linien, soweit die Kälte das 
zulietz, nach Kräften gefördert und die Stellungen wohn 
licher eingerichtet, was meist besondere, mit Spitzhacken und 
Schaufeln versehene Arbeitertruppen besorgten (siehe Bild 
Seite 194). Zugleich wurde Vorsorge getroffen, datz die 
Russen bei einer etwaigen Wiederaufnahme ihrer Gegen 
stöße alles zur Abwehr wohl gerüstet antreffen würden. 
Mit größeren Unternehmen brauchte aber kaum gerechnet 
zu werden, weil dem Feinde dazu die Mannschaften fehlen 
mutzten. Schon bei dem 
deutschen Ansturm, der 
Schritt für Schritt Bo 
den gewann, waren die 
Russen gezwungen, die 
Rigaer Garnison ins 
Feuer zu führen» also 
ihre letzten Reserven in 
diesem Abschnitt anzu 
greifen. Die Schlacht bei 
Mitau, die den Russen 
außer schweren Men 
schenverlusten auch wie 
der Gelände gekostet 
hatte, erwies sich als eine 
unnütze Verschleuderung 
ihrer Kräfte; die Ent- 
lastungdes Brückenkopfes 
von Riga war nicht ein 
getreten» sondern dieser 
wurde eher noch mehr 
eingeengt. Die Russen 
büßten bei diesen Kämp 
fen 4 Offiziere und an 
nähernd 5000 Mann an 
Gefangenen, 60 Maschi 
nengewehre und viel an 
deres Material ein. Elf 
frische Regimenter waren 
rücksichtslos auf die Deut 
schen gehetzt worden; 
vollkommen geschlagen 
mutzten sie zurück. 
Mitau (siehe das Bild 
Seite 195 oben), das nur 
wenig unter dem Krieg 
gelitten hatte, lag nach 
den letzten unruhigen 
Tagen wieder friedlich 
und ruhig da. Die sport 
lustige Jugend benützte 
die sich im weiten Tal 
der Aa bietenden Ge 
legenheiten, sich auf dem 
Eise zu tummeln (siehe 
Bild Seite 195 mitten) 
und niemand glaubte an 
Erfahren, die der Krieg vielleicht noch bringen könnte. 
Als die Kälte nachließ, blieb es in dem nördlichen Front 
abschnitt bis zur Ostsee (siehe Bild Seite 195 unten) noch 
ruhig. Weiter südlich dagegen kam es von Tag zu Tag 
häufiger zu heftigen Zusammenstößen, die meist auf die 
kühne Aufklärungstätigkeit der Deutschen und noch mehr 
südlich auf jene der Österreicher und Ungarn zurückzuführen 
waren. Am 6. Februar brach ein Erkundungstrupp, 
deutschen und österreichisch-ungarischen Abteilungen zu 
sammengesetzt, nach sorgfältiger Feuervorbereitung bei 
Saberesina gegen die in eineinhalbjähriger Arbeit vortreff 
lich ausgebauten russischen Stellungen vor. Der Vorstoß 
gelang vollständig. Ausgezeichnetes Zusammenarbeiten der 
Artillerie und der Infanterie hatte mit verhältnismäßig 
geringen Mitteln einen schönen Erfolg herbeiführen können. 
Am 7. Februar hatte ein ähnlicher Vorstoß bei Kisielin 
westlich von Luck ein ebenso günstiges Ergebnis. 
Die Russen stießen nördlich vom Naroczsee bei Postawy 
Und südöstlich von Zloczow mit Jagdkommandos vor, die 
aber in die Flucht geschlagen wurden. Die Deutschen hin 
gegen holten am Unterlauf des Stochod wieder ohne eigene 
Verluste eine größere Anzahl Gefangener aus den feind 
lichen Gräben. Tags darauf kam es bei Kisielin wieder 
zu für die Deutschen glücklichen Kämpfen, auch an der 
Düna fiel ihnen gute Beute in die Hände. Ein größerer 
Handstreich gegen die russische Stellung bei dem Dorfe 
Nurwiancy, 3 Kilometer südlich vom Dryswjatysee, glückte 
am 12. Februar. An der Bahn von Kowel nach Luck 
überwältigte eine deut 
sche Streifabteilung eine 
russische Feldwache, hob 
sie aus und nahm 41 
Mann gefangen. Süd 
westlich davon, bei Kisie 
lin, das um diese Zeit 
öfter genannt wurde, 
verloren die Russen bei 
einem von deutschen 
Truppen ausgeführten 
Vorstoß wieder 30 Mann 
an Eefangenenund IMa- 
schinengewehr. 
Ein weiterer groß 
zügiger Überfall nördlich 
der Bahn von Zloczow 
nach Tarnopol siel aus 
dem Rahmen dieser Art 
Unternehmen wesentlich 
heraus. Dort hatten die 
Russen eifrig miniert 
und waren, wie aus den 
Aussagen Gefangener 
hervorging, mit ihrer Ar 
beit so weit vorgeschrit 
ten, daß die Sprengun 
gen nahe bevorstanden. 
Die deutsche Führung be 
schloß deshalb, hier zur 
zeitweiligen Vertreibung 
des Feindes vorzustoßen 
und die Ausführung sei 
nes Vorhabens zu ver 
hindern. Nach kurzer, 
kräftiger Feuerwirkung 
brachen die Deutschen in 
die russischen Linien ein 
und drückten sie über 
100 Meter weit zurück. 
6 Offiziere und 275 Mann 
der feindlichen Eraben- 
besahung wurden dabei 
gefangen. 
Dann erst begann die 
Hauptarbeit. Pioniere 
und Mineure (siehe neben- 
stehendes Bild) unterzogen die feindliche Stellung einer ge 
nauen Untersuchung. Ein Teil der Anlagen konnte ohne 
weiteres beseitigt und unbrauchbar gemacht werden; ein 
großer Minenstollen dagegen war schon bis unter die deut 
schen Gräben vorgetrieben und fast fertig geladen. Zu seiner 
Entladung und Zerstörung war eine fünfstündige heiße 
Arbeit unter der Erde nötig, während der den deutschen 
Truppen die Aufgabe zufiel, die genommene Stellung zu 
aus 
Gesetzlich vorgeschriebener Wortlaut für den Schutz gegen Nachdruck in Amerika: Copr., 1917 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
VI. Band. 25
	        
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