Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
termittel und Ölfrüchte aus. Fast die Hälfte davon — 
780 000 Tonnen — ging nach Österreich-Ungarn» während 
auf Deutschland 679 000 Tonnen entfielen. Den Rest er 
hielten Bulgarien und die Türkei. Diese Zahlen sagen 
mehr, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß bei einer Durch 
schnittsration von 250 Gramm Getreide auf den Kopf und 
Tag Deutschland 37, Österreich-Ungarn 57Tage im Jahre 1917 
ausschließlich von rumäni 
schem Getreide gelebt haben. 
Auf eine möglichst gründ 
liche und gewinnbringende 
Feldbestellung verwendeten 
die Militärverwaltung und 
die Etappenkommandan 
turen die größte Aufmerk 
samkeit. Kriegsgefangene 
Rumänen, die Landwirte 
waren, wurden entlassen 
oder zur Feldbestellung in 
die Heimat beurlaubt, die 
km Lande vorhandenen, teil 
weise beschädigten und oft 
arg verwahrlosten landwirt 
schaftlichen Maschinen von 
sachverständigen deutschen 
Mechanikern wieder in ge 
brauchsfähigen Zustand ver 
setzt und trotz des Eigenbe 
darfs in der Heimat zahl 
reiche neue Dreschmaschinen 
und Motorpflügr aus 
Deutschland und Österreich- 
Ungarn eingeführt. Die An 
baufläche für Getreide und 
namentlich Ölfrüchte (Lein, 
Raps, Sonnenblumen) er 
fuhr unter der deutschen Ver 
waltung eine ganz bedeu 
tende Vermehrung.Es würde 
zu weit führen, diese Stei 
gerung des Anbaus durch 
Zahlen ftatistisch zu erläu 
tern; soviel nur sei gesagt, 
daß der Weizenbau desHerb- 
stes 1917 nicht nur das Jahr 
1916, sondern sogar das 
Friedensjahr1915bedeutend 
übertroffen hat. 
Um der ländlichen Be 
völkerung ein ordnungs 
mäßiges Wirtschaften wie im 
Frieden zu ermöglichen und 
gleichzeitig die Arbeitsfreu 
digkeit anzuspornen, wurden 
die Ernten gegen Barzah 
lung abgekauft und die Preise 
von Jahr zu Jahr erhöht. 
Für den DoppelzentnerWei- 
zender Ernte 1916 setzte man 
16 Lei fest, 1917 wurde der 
Weizenpreis auf 20 Lei be 
messen, wog gen er für die 
Ernte 1918 eine Steigerung 
auf 38 Lei erfuhr. Roch höber 
stiegen die Preise für Öl 
früchte ; während sie für die 
Ernte 1916 zwischen 14 und 
25 Lei für den Doppelzent 
ner betrugen, erreichten sie 
bei der Ernte 1917 28 bis 50 
stört, um die Ausbeutung der reichen Erdölquellen für den 
v-Boot-Krieg zu verhindern. Die oberirdischen Anlagen, 
Bohrtürme, Betriebsgebäude, Raffinerien und Reservoire, 
ließen die Engländer verbrennen, wichtige Teile der Ma 
schinen abmontieren oder zerstören, die Sonden durch ver 
senkte Fremdkörper „vernageln" und dadurch für jeden 
Betrieb unbrauchbar machen. Als die verbündeten Truppen 
Verwaltung eingesetzte Kommando der Ölfelder mit deutschen 
Soldaten, Fachleuten, rumänischen Zivilarbeitern und 
Kriegsgefangenen seine Tätigkeit. Mit unsäglicher Mühe 
suchte man nach den verschleppten, versteckten und ver 
grabenen Maschinenteilen, räumte die Trümmerstätten auf 
und entnagelte die Sonden. Bereits eine Woche nach Be 
ginn der Arbeit konnte die erste Sonde schon wieder von 
Bürgerkrieg in Rußland: Aufrührerische Bauern werden bei der Plünderung eines reichen 
Eutshofes östlich von Moskau von einer anderen russischen Abteilung überfallen (Seite 56). 
Lei und sind für die Ernte 1918 mit 35 bis 75 Lei festgesetzt. 
Nächst der Landwirtschaft nahm sich die Militärv.rwal- 
tung ganz besonders der infolge des Kricg's schwer geschä 
digten rumänischen Ölindustrie an, die ebenfalls eine der er 
giebigsten Quellen des rumänischen Volksvermögrns dar 
stellt. Beim Rückzug der rumänischen Heere wurden im 
November 1916 durch besondere Brandkommando unter 
der Leitung der englischen Obersten Thompson und Sir 
Northon Eriffith die wertvollen Industrieanlagen im Pe 
troleumgebiet von Plorsti und Campina planmäßig zer- 
in die Prtroleumgebiete einrückten, boten diese ein schauer 
liches Bild völlige Zerstörung und Vernichtung dar. Wochen 
lang stiegen noch riesige Feuergarben und dichte Rauch 
wolken empor, die sich wie Nebel über die Täler lagerten. Die 
englischen und rumänischen Sachverständigen waren über 
zeugt, daß die kunstgerechte Vernichtung der Erdölindustrie 
so vollkommen gelungen sei, daß die Instandsetzung der rie 
sigen Trümmerfelder und die Wiederaufnahme des Betriebes 
mindestens zwei Jahre angestrengtester Arbeit kosten würde. 
Am 6. Februar 1917 begann das von der Militär- 
den versenkten, oft in einer Tiefe von 300 bis 600 Metern 
ruhenden Eisenteilen und anderen Fremdkörpern befreit 
werden. Sie ergab als erste Leistung eine Tagesförderung 
von 6 Tonnen Rohöl. Bis zum 31. März 1917 war die 
Zahl der entnagelten Sonden schon auf 30, ihre Tages 
förderung auf über 20 Wagen g-stiegen. Diese Ziffern 
gingen von Monat zu Monat mit erstaunlicher Geschwindig 
keit in die Höhe. Am 30. April 1918 — also nach einjähriger 
Arbeit, die völligem Wiederaufbau gleichkam — waren 
387 Sonden im Betrieb, deren Tagesförderung 368 Wagen 
Rohöl betrug. Da sich die rumänische Tageserzeugung vor 
Kriegsausbruch im Jahre 1914 auf 489 Wagen belief, waren 
somit volle 73 Prozent der normalen Friedensproduktion 
erreicht — die englische Zerstörung, die dem Lande Mil- 
liardcnwerte vernichtete, hatte sich als zwecklos erwiesen. 
Bis zum 30. April 1918 konnten aus dem besetzten Gebiet 
570 000 Tonnen Erdöl ausgeführt und für die U-Boote zum 
Kampf gegen England nutz 
bar gemacht werden. 
Mit dem Wiederaufbau 
der Erdölindustrie und der 
Erneuerung der Landwirt 
schaft ist indessen die Tätig 
keit der deutschen Kriegs 
wirtschaft in Rumänien noch 
lange nicht erschöpft ge 
wesen. Waren dies auch die 
Hauptadern der rumänischen 
Volkswirtschaft, deren Nutz 
barmachung durch die wirt 
schaftliche Lage der Heimat 
an erster Stelle geboten 
schien, so wurden doch nicht 
minder auch alle übrigen 
Wirtschaftsgebiete in gleich 
sorgsamer und eingehender 
ANise im Rahmen des Ge 
samtorganismus der Mili 
tärverwaltung berücksichtigt 
und nach modernsten Grund 
sätzen und Erfahrungen aus 
gebaut. 
Der verödete Bergbau 
wurde wieder aufgenom 
men, die großen Salzberg 
werke, die eine Lebensfrage 
für den ganzen Balkan bil 
den, und die ausgedehnten 
Privat- und Staatsforsten 
der Karpathen, die Rumä 
nien zu einem der holz- 
reichsten' Länder Europas 
machen, nahmen erprobte 
Sachverständige in vorsorg 
liche Leitung und bewahrten 
sie vor Verwüstuug und 
Raubbau. Die rumänischen 
Staatsmonopole für Salz, 
Tabak und Fischerei fanden 
in der Militärverwaltung 
einen haushälterischen 
Rechtsnachfolger, der für 
vollkommene Verwertung 
der reichen Materialien und 
für möglichst vielseitige, 
gleichmäßige Verteilung 
sorgte. Ohne eine wohl 
überlegte und überall er 
folgreich durchgeführte Ra 
tionierung der wichtigsten 
Lebensmittel und energische 
Bekämpfung der Preistrei 
berei wäre das Land kaum 
von schwerer Hungersnot 
verschont geblieben, wie sie 
in der Moldau herrschte und 
in der Begleitung von 
Seuchen dort ungeheure 
Menschenopfer forderte. 
Um dem sich durch die 
Unterbindung fast jeglicher Auslaudszufuhr immer mehr 
geltend machenden Bedarf an Rohstoffen aller Art Rechnung 
zu tragen, li ß die deutsche Militärverwaltung kein Verfahren 
und keine Quelle ung nützt. Dies war in dem üppigen 
Phäakenlande, dessen Bewohner ein an das goldene Zeit 
alter gemahnendes oberflächliches Eenußlebcn gewohnt wa 
ren, eine völlig neue Erscheinung, die der rumänischen Volks 
wirtschaft bisher unbekannte Wege und Möglichkeiten öffnete. 
Mit großem Erfolg wurde in allen größeren Mühlen 
die Getreideentkeimung durchgeführt, die die Trennung 
Nach einer englischen Darstellung.
	        
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