Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

ihrer sofortigen Answeisung 
aus Deutschland, falls sie die 
Grenzen des Landes über 
schreiten würde. Diese deut 
liche Abkehr von den Bol 
schewiki erforderten die deut 
scheu Lebensnotwendigkeiten; 
denn die Gegner Deutsch 
lands behaupteten immer 
wieder, daß seine Regierung 
mit den russischen Macht 
habern im Einvernehmen 
stehe. Sie lehnten daher auch 
alle Verhandlungen mit den 
Arbeiter- und Soldatenräten 
ab und ließen es 
felhaft erscheinen, 
Regierung Ebert für verhand 
lungsfähig halten würden. 
Um der Unsicherheit abzu 
helfen, war die schleunige 
Einberufung der Reichsver 
sammlung dringend geboten. 
Der Rat der Volksbeauftrag 
ten entzog sich dieser Not 
wendigkeit nicht. Am 15. De 
zember fand im Zirkus Busch 
in Berlin eine gut besuchte 
Versammlung statt, in der 
Ebert die Notwendigkeit der 
Früherlegung des Wahltages 
betonte. Als solcher wurde 
der 19.Januar festgesetzt. Der 
Volksbeauftragte wies -aber 
auch auf den starken Schutz einer verfassunggebenden Reichs 
versammlung hin, den sie durch das neu zu bildende deutsche 
Volksheer gewinnen sollte. Dies war eine Antwort auf 
die Äußerung des unabhängigen preußischen Kultusministers 
Adolf Hoffmann: „Ergeben die Wahlen keine sozialistische 
Mehrheit, dann muß die Nationalversammlung eben ge 
sprengt und die Diktatur des Proletariats aufgerichtet 
werden. Jeder Parteianhänger muß dann bereit sein, auf 
die. Barrikaden zu steigen und mit seinem Körper für die 
sozialistische Sache eiuzustehen." Ebert machte auch einen 
Vorstoß gegen das Zuviel der Macht der Arbeiter- und 
Begrüßung der einziehenden Gardetruppen am Brandenburger Tor 
in Berlin am 10. i ezember 1918. 
Auf der Tribüne lvvn links nach rechts) Bolkobeaufiragter Ebert, General 
Lequis, Oberbürgermeister von Berlin Wermuth. 
Soldatenräte. Er erklärte, 
oon der Reichskonferenz der 
Räte, die am 16. Dezember 
beginnen sollte, neue Voll 
machten verlangen zu müs 
sen, um die Geschäfte so füh 
ren zu können, wie es der 
Rat der Volksbeauftragten 
allein verantworten könne. 
Er betrachtete es als Aufgabe 
der Reichskonferenz, dem Rat 
der Volksbeauftragten endlich 
den Wea frrt zu machen. 
Die Rerchskonferenz der 
Arbeiter- und Soldatenräte 
trat am 16. Dezember zehn 
ein halb Uhr vormittags im 
preußischen Abgeordneten 
hause zusammen. Unter den 
Teilnehmern befanden sich 
auch zwei Frauen. Redner 
pult, Präsidentenbühne und 
die vorderen Säulen des 
Saales waren mitrotenTuch- 
verkleidungen und Lorbeer 
kränzen geschmückt. Die Plätze 
der früheren preußischen Mi 
nister und Geheimräte hatten 
die Mitglieder des Vollzugs 
rates eingenommen. Der 
Vorsitzende desVollzugsrates, 
Richard Müller, eröffnete die 
Sitzung, nachdem sich die 
Volksbeauftragten Ebert, 
Haase, Landsberg, Dittmann, Scheidemann und Barth auf 
der Ministerbank niedergelassen hatten (siehe Bild Seite 395 
unten). Müller, der gesagt hatte, der Weg zur National 
versammlung gehe über seine Leiche, fühlte sich veranlaßt, 
in seinen Einführungsworten vor den „Verleumdungen der 
Räte durch die bürgerliche Presse" zu warnen. Das war 
begreiflich, denn gerade ihm wurde öffentlich vorgeworfen, 
daß er sich durch Auszahlungen von insgesamt 80 000 Mark 
zu Unrecht aus der Staatskasse bereichert habe, was aber 
nur eine der vielen Anklagen gegen die Rätewirtschaft 
war, unter der Deutschland nach einer Rede des Finanz- 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/19. 
Die aBcttföfiBtncffctt 
Phot. JRustrations-Photoverlag, Berlin, 
Brandenburger To« 1» Berlin beim Einzug der beim kehr enden GordeLrupven am 10. Dezember 1918.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.