Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
daß French eine ganze Reihe irischer Vereinigungen, wie 
den „Sinnfeinerverband", den „Sinnfeinerklub", „Die 
Irischen Freiwilligen", die „Cuian-Namban-Gesellschaft" 
und „Die Eälische Liga" als staatsgefährlich bezeichnete, 
was ihre rücksichtslose Verfolgung bedeutete. — 
Der vermehrten Truppeneinstellung wegen erwuchsen 
der englischen Regierung auch Schwierigkeiten mit der 
Arbeiterpartei. Diese stellte zwar Ausgang Juni in ihrer 
Jahresversammlung in London den Sieg der Waffen der 
Westmächte als die Voraussetzung für den Frieden hin, 
faßte aber gleichzeitig den Beschluß, den politischen Burg 
frieden aufzuheben. 
Die Bauern waren ebenfalls unzufrieden, weil ihnen 
durch die sehr zahlreichen Aushebungen fast alle Arbeits 
kräfte entzogen wurden. Der Landwirtschaftsminister 
Prothero konnte auf die Klagen nur erwidern, daß das 
Bedürfnis des englischen Heeres nach Mannschaften alle 
anderen Rücksichten zurückdrängen müsse. Wer nur irgend 
ausgehoben werden könnte, müsse jetzt in das Heer ein 
gereiht werden und spätestens Mitte September in der 
Gefechtslinie stehen, weil um diese Zeit vermutlich die 
Entscheidung fallen würde. 
Am 3. Juli starb der englische Lebensmittelkontrolleur 
Lord Rhondda, der schon am 20. Mai aus Gesundheits 
rücksichten hatte zurücktreten wollen und der wegen seiner 
harten, in Anbetracht der in England herrschenden Nahrungs 
mittelknappheit aber zweifellos gerechtfertigten Verfügungen 
in Händler- und Verbraucherkreisen verhaßt gewesen war. — 
Wie bisher, so wirkten die U-Boote auch um diese Zeit 
erfolgreich weiter, wie die vom deutschen Admiralstab 
dauernd veröffentlichten Zahlen über die versenkten Schiffs 
raumtonnen deutlich erkennen ließen. 
Ein Lichtpunkt schien den Feinden der Umstand zu sein, 
daß die amerikanischen Truppentransporte offenbar un 
behelligt den Ozean überquerten. Wim war aber das 
festgelegte Hauptziel des deutschen I7-Boot-Krieges, die 
Feinde durch Versenkung des ihnen zur Verfügung stehen 
den Handelschiffsraums zur See matt zu setzen. Deshalb 
hielten sich die deutschen I7-Boote an den Punkten auf, wo 
ein verhältnismäßig lebhafter Verkehr herrschte und die zu 
berühren von den amerikanischen Schiffen vermieden wurde. 
Ein eigener Seekrieg gegen die amerikanischen Transporte 
hätte den deutschen D-Booten viel kostbare Zeit geraubt, 
abgesehen davon, daß auf den Weiten des Weltmeeres auch 
ein erwarteter Truppen 
transport nicht mit un- 
für den Vormarsch gegen den Tagliamento zu errichten, 
trat nach den ersten übertriebenen Siegesnachrichten starke 
Ernüchterung ein. Die von den Österreichern und Ungarn 
rasch niedergekämpften Versuche der Italiener, die Piave 
(siehe die Bilder Seite 23) zu überschreiten, erneuerte Gene 
ral Diaz zunächst nicht, sondern wandte sich in den letz 
ten Junitagen mit vermehrter Wucht gegen die von den 
k. u. k. Streitkräften an der Bergfront gewonnenen Ee- 
ländeteile. Zwischen Asiago und Valstagna (siehe Bild 
Seite 25) donnerten in der Nacht zum 29. Juni wieder 
die italienischen Geschütze und leiteten abermals einen 
Großkampftag ein. Der Col bei Rosfo und der Col di 
Val Bella waren das Ziel sich immer wieder erneuernder 
feindlicher Stöße. Während am Col bei Rosso den italie 
nischen Angriffen sehr bald halt geboten wurde, erschütterten 
die Feinde die Stellung der Österreicher und Ungarn an 
dem anderen Gipfel durch einen Einbruch, den die Ver 
teidiger im Gegenstoß nur notdürftig einschränken und ab 
riegeln konnten. Mit wiederholten Angriffen gelang es 
dann aber den Italienern am nächsten Tage doch, ihre 
Gegner von beiden Bergen zu verdrängen. Damit war die 
alte Front wieder hergestellt,' die k. u. k. Truppen hatten 
sich auf die alte Hauptstellung am Walde von Stenfle 
zurückgezogen. 
In den nächsten Tagen trafen die Italiener umfangreiche 
Vorbereitungen, um die Österreicher und Ungarn auch an 
anderen 'Punkten der Bergfront zurückzuwerfen. Am 
2. Juli wollten sie die Piave wieder in ihrem Mündungs 
gebiet überschreiten. Es entwickelten sich dort erbitterte 
Jnfanteriekämpfe, die von ungebrochener Kampfkraft der 
k. u. k. Streitkräfte zeugten. In heißem Ringen, das zu 
zahlreichen Nahkämpfen führte, drangen die Gegner nur 
bei Eiesanuova etwas vor; mit Landungsversuchen, die sie 
bei Revedoli unter dem Schutze von Seestreitkräften unter 
nahmen, machten sie den Österreichern und Ungarn auch von 
der Seeseite her (siehe auch die Bilder Seite 24) viel zu 
schaffen, doch die Überschreitung des Flusses gelang nicht. 
Bei Zenson blieben die Anstrengungen der Italiener eben 
falls vergeblich. Wie an der Piavemündung, so tobten 
auch an der Bergfront heftige Kämpfe, so westlich vom 
Asolone, nördlich vom Eol del 'Rosso und bei Asiago. 
Im großen und ganzen hielten sich die Gegner an beiden 
Brennpunkten des Kampfes die Wage, wenn es unaus 
gesetzt vorgeworfenen italienischen Streitkrästen bis zum 
6. Juli auch gelang, die Österreicher und Ungarn im Mün 
dungsgebiet der Piave über den Hauptarm des Flusses 
bedingter Sicherheit zu 
entdecken gewesen wäre. 
Die Versenkung ameri 
kanischer Transportschiffe 
konnte zudem nicht er 
heblich den Verlauf der 
Frontkämpfe beeinflus 
sen, da wohl die meisten 
der auf den torpedierten 
Fahrzeugen unterge 
bracht gewesenen ameri 
kanischen Soldaten von 
den zahlreichen Begleit 
schiffen aufgefischt wor 
den wären. Anfang Juli 
gelang amerikanischen 
Truppen die Aberfahrt 
mit dem Dampfer „Va 
terland", dem größten 
Schiffe der Erde, das 
ursprünglich der Ham- 
burg-Amerika-Linie ge - 
hörte. — 
Als den Italienern 
offenbar wurde, daß ihre 
Truppen den „geschlage 
nen" Feinden nicht ein 
mal auf das östliche 
Piaveufer folgen konn 
ten, umdort Brückenköpfe 
Straße im zerstörten Lassigny zwischen Montdidier und Noyon.
	        
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