Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
291 
rungen der Verbandsmitglieder auf ein vernünftiges Matz 
Zurückzuführen und überhaupt für einen Verständigungs 
frieden zu wirken, wurde in Deutschland der württem- 
bergische General Grüner (siehe Bild in Band II Seite 386) 
zum Nachfolger Ludendorffs ernannt. Grüner war beim 
Ausbruch des Krieges Chef des Feldeisenbahnwesens ge 
worden. Seine Leistungen bei der Mobilmachung und den 
späteren gewaltigen Truppenverschiebungen haben ihn als 
einen Organisator allerersten Ranges gezeigt. Ungewöhn 
lich rasch stieg er auf der militärischen Stufenleiter empor. 
Am 5. September 1914 wurde er Oberst, am 26. Juni 
1915 Generalnmjor. Bei der Gründung des Kriegsernäh 
rungsamtes wurde General Grüner als militärischer Ver 
treter an die Seite Batockis berufen. Als im November 
1916 zur Durchführung des sogenannten Hindenburg-Pro- 
gramms mit der Hilfsdienstpflicht das Kriegsamt gegründet 
wurde, trat Grüner an dessen Spitze. Auch hier bewährte 
Im Luftkriege beschränkten sich die Deutschen bald nach 
Anfang Oktober auf Bombenangriffe im unmittelbaren 
Kampfgebiete und ließen das weitere feindliche Hinterland 
unbehelligt. Die Gegner machten sich dieses der Rücksicht 
nahme auf die Zivilbevölkerung entsprungene Verfahren 
nicht zu eigen, sondern setzten ihre Bombenwürfe auf 
deutsches Heimatgebiet, so zum Beispiel auf Heidelberg 
und Bonn, unbeirrt fort, obwohl wiederholt Vorschläge zur 
Einstellung derartiger Angriffe gemacht worden waren. 
In den Luftkümpfen bewiesen die deutschen Flieger 
wieder ihre Überlegenheit über den Feind trotz ihrer ge 
ringeren Zahl. Wiederholt ereigneten sich heftige Luft 
schlachten, an denen sich starke Geschwader feindlicher Streit- 
kräfte beteiligten, die beträchtliche Verluste erlitten. So 
büßten sie am 27. und 28. Oktober 49 Flugzeuge und drei 
Fesselballone und am 30. Oktober 58 Flugzeuge und zwei 
Fesselballone ein. Leutnant Doerr errang seinen 35., 
, 
iäv; S 
Die Abwehrkämpfe im Westen: Deutsche Reserven werden in vorderster Stellung ausgeladen. 
Oberleutnant Auffahrt seinen 30. und Leutnant v. Hantel 
mann seinen 25. Luftsieg. — 
Die Milderung des deutschen U-Bootkrieges brachte den 
Gegnern namhafte Erleichterungen. Feindliche amtliche 
Berichte stellten fest, daß der lk-Bootkrieg tatsächlich auf 
gehört habe. Was das zu bedeuten hatte, erhellt aus der 
Tatsache, daß die kl-Bootbeute im Monat September 
440 000 Tonnen überstieg. Die deutsche Regierung tat 
aber zur Ausgleichung der mit dem kl-Bootkrieg verbunden 
gewesenen unvermeidbaren Härten noch mehr. Sie über 
ließ den Spaniern 7 und den Holländern 6 deutsche Handel- 
schiffe als Ersatz für versenkte spanische und holländische 
Dampfer. Obgleich die Deutschen auf ihre wirkungsvollste 
Waffe zur See verzichteten, setzten die Engländer den 
Hungerkrieg gegen die deutschen Frauen und Kinder, der 
die Ursache des kk-Bootkrieges gewesen war, fort. Die 
Menschlichkeit, auf die sie sich so oft beriefen, hatte für sie 
selbst dem Feinde gegenüber keine Geltung. — 
Während in Versailles zwischen den Verbündeten noch 
über die Waffenstillstands- und Friedensbedingungen für 
Deutschland eine Einigung angestrebt wurde, wobei sich, 
wie es hieß, der Vertraute Wilsons, der Oberst House 
(siehe Bild Seite 314). bemühte, die weitgehenden Forde- 
er sich als Organisator und bewies Geschick in der Behand 
lung der Menschen. Die Arbeiterschaft brachte ihm viel 
Vertrauen entgegen. Im April 1917 trat er, mittlerweile 
Generalleutnant geworden, von der Leitung des Kriegs 
amtes zurück. Er wurde Divisions- und dann Korpskom 
mandeur und nahm in dieser Stellung an dem Einmarsch 
in die Ukraine teil. Dort wurde er nach einiger Zeit zum 
Eeneralstabschef des Oberbefehlshabers ernannt. 
Die Erregung, die weite Kreise des deutschen Volkes 
wegen der Verfassungsänderungen ergriffen hatte, machte 
sich immer noch bemerkbar. Manche erwarteten nicht nur 
die Abdankung des Kaisers, sondern der ganzen Dynastie 
überhaupt. Der Staatssekretär Scheidemann richtete an 
den Reichskanzler einen Brief, in dem er sich mit dieser 
Frage befaßte. Wie sich der Kaiser zu der Angelegenheit 
stellte, war noch nicht bekannt. In einem Erlaß an den 
Reichskanzler vom 2. November hatte er bereits anerkannt, 
daß durch den ihm zur Ausfertigung vorgelegten Gesetz 
entwurf zur Abänderung der deutschen Reichsverfassung 
eine neue Ordnung in Kraft getreten sei, die grundlegende 
Rechte von der Person des Kaisers auf das Volk über 
trage. Er fügte hinzu: „Ich aber trete diesen Beschlüssen 
der Volksvertretung mit meinen hohen Verbündeten bei 
in dem festen Willen, was an mir liegt, an ihrer vollen 
Auswirkung mitzuarbeiten, überzeugt, daß ich damit dem 
Wohle des deutschen Volkes diene. Das Kaiseramt ist 
Dienst am Volke. So möge die Neuordnung alle guten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.