Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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Zahlung stattgefunden, deren Gesamtergebnis noch nicht 
vorliegt. Die Zahlen aber, die bisher aus den einzelnen 
Städten bekannt geworden sind, reden eine furchtbare 
Sprache: wir haben bereits heute im Deutschen Reiche 
eine Wohnungsnot, wie wir sie noch niemals erlebten. 
In manchen Städten gibt es jetzt keine leere Wohnung 
mehr, in vielen anderen Städten wird dev geringe noch ver 
fügbare Vorrat binnen wenigen Monaten aufgebraucht sein. 
Endet der Krieg nicht im Jahre 1918, so kann Obdachlosig 
keit das Los vieler noch vor Friedenschluß werden Endet 
der Krieg aber in diesem Jahre, so erscheint eine Kata 
strophe erst recht unvermeidlich. Denn um auch nur den 
allernotwendigsten Bedarf zu decken, müßten mindestens 
750 000 neue Wohnungen bis zum Ende des ersten Friedens 
jahres hergestellt sein. 
Daß die Wohnungsnot schon heute so groß ist, daß der 
Wohnungsbedarf nach Friedenschluß so über alle Maßen 
gewaltig sein wird, mag manchen überraschen, der an die 
Entwicklung unserer Geburten und Sterbefälle im Kriege 
denkt. Hatten wir doch in den letzten fünf Friedensjahren, 
das heißt vom 1. August 1909 bis zum 31. Juli 1914, bei 
9 382 000 Geburten nur 5 256 000 Sterbefälle, also einen 
eine spätere Sorge und berührt uns jetzt höchstens insofern, 
als wir uns sagen dürfen, daß der Abbruch etwaiger Behelfs 
bauten in zwanzig Jahren vermutlich in eine Zeit des 
Wohnungsüberflusses fallen würde. Die Frage, die uns 
heute bedrückt, und die wir lösen müssen, wenn wir unser 
Volk nicht noch viel schwereren Entbehrungen aussetzen 
wollen, als der Nahrungsmangel mit sich brachte, lautet: 
Wie beseitigen wir die Wohnungsnot, 
unter der wir schon jetzt leiden, und wie 
verhüten wirdie Obdachlosigkeit, die Mil- 
lionen von Volksgenossen nach Frieden 
schluß bedroht? 
Riesen-Flugzeuge. 
(Hierzu die Bilder Seite 282 und 283.) 
Die Entwicklung des Kriegsflugwesens hat immer mehr 
zur Spezialisierung, zur Entwicklung einzelner Flugzeug 
typen für besondere Zwecke geführt. Während zu Kriegs 
anfang dieselben Maschinen für den Luftkampf, für Aufrlä- 
rungs- und Bombenflüge benutzt wurden, gibt es heute für 
jeden Sonderzweig eine bestimmte Flugzeugart, die zur 
Bei einer deutschen Jagdstaffel. 
Mitte: Abflugbereite Staffel von Kampfetnsitzern, 
genau in einer Reihe aufgestellt und 'ausgerichtet. 
Seitenbilder: Signalrakete, die als Zeichen zum 
Abflug auf dem Flugplatz abgefeuert wird, da Kom 
mandoworte und Schusse infolge des Motorenlär 
mes weht hörbar sind. Links die unter starker Rauch 
entwicklung aulsteigende Rakete. Rechts: Richten 
des Abschußgestelles. 
Geburtenüberschuß von 4 126 000, während wir für die fünf 
Jahre vom 1. August 1914 bis zum 31. Juli 1919, gleichviel, 
wann der Friede geschlossen wird, nur mit fünfeinhalb 
Millionen Geburten und, selbst wenn der Friede morgen 
geschlossen würde, mit rund sieben Millionen Sterbefällen, 
also mit einem Geburtendefizit von etwa eineinhalb Mil 
lionen zu rechnen haben. Aber durch die Kriegsterbefälle 
werden nur wenige Wohnungen frei, und der Rückgang 
der Geburten ist für die Zahl der jetzt benötigten Wohnungen 
fast ohne Bedeutung. Tatsächlich werden wir trotz geringerer 
Bevölkerung nach dem Kriege weit mehr Haushaltungen 
haben als vorher. 
Wenn nun auch der Geburtenausfall Sen Wohnungs 
bedarf in der Gegenwart kaum vermindert, so werden seine 
Wirkungen in einer späteren Zukunft desto stärker sein. 
Wie unsere Schulen von 1922 ab nur noch den halben Nach 
wuchs haben werden, wie unserem Arbeitsmarkt von 1930 
ab die jugendlichen Kräfte nur spärlicher zufließen können, 
so werden die Neugründungen von Haushaltungen in 
zwanzig Jahren plötzlich zurückgehen. Der Minderbedarf 
an Wohnungen infolge des Geburtenausfalls im Kriege 
wird dann wenigstens dreiviertel Millionen betragen. 
Aber dieser Minderbedarf mit allen seinen Folgen für das 
Grundstücks- und Baugewerbe wird erst im zweiten Drittel 
unseres Jahrhunderts in die Erscheinung treten. Er ist 
Erzielung von Höchstleistungen bei ihrer besonderen Ver 
wendung gebaut ist. Die Maschinen, die ausschließlich 
dem Luftkampf dienen, sind klein, schnell und wendig und 
haben außerordentlich starke Motoren, damit sie schnell 
große Höhen erreichen können. Die Beobachtungsflug 
zeuge, die unter schwierigen Umständen weite Flüge unter 
nehmen sollen," sind größer als Kampfmaschinen und mit 
Einrichtungen für Funkentelegraphie, Bombenwurf und 
photographische Aufnahmen versehen. Wieder eine Klasse 
für sich bilden die Bombenflugzeuge. Mit ihnen will 
man die Rüstungstätten und Kriegszentren der feindlichen 
Länder erreichen, muß also weit über die Front fliegen. 
Der Einsatz von Menschen und teuren Maschinen ergab 
nur dann die richtige Nutzwirkung, wenn die Bombenlast, 
die mitgeführt wurde» recht groß war. Man mußte des 
halb diese Flugzeuge schwer und groß bauen, damit sie 
Betriebstoff, also Benzin und Ol» für mehrere Stunden 
und eine Bombenlast von vielen Zentnern mitnehmen 
konnten. Ferner sollten sie eine Besatzung von mehreren 
Personen tragen, da die vielfachen Verrichtungen während 
des Fluges, wie Bedienen der Motoren und Maschinen 
gewehre. Steuern des Flugzeuges, Wegweisen, Bomben 
abwurf und Betätigung der funkentelegraphischen Geräte 
nicht mehr von den zwei Personen der sonst ühlichen Flug 
zeugbesatzung bewältigt werden konnten. Die Riesen-Flug-
	        
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