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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18.
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BISMARCK
OUTENBcRö
A.v. HUMBOLDT
BEETHOVEN
Da er ein „Eins-A-Gespräch" für den Generalstäbler ver
langen darf, das jedem anderen Gespräch vorgeht, dringt
er in wenigen Sekunden zur Nachbarbrigade durch. Aber
o weh! Die weitere Leitung ist wieder gestört.
Wie wäre es über die linke Nachbardivision? Aber da
fällt ihm ein, daß deren langweilig arbeitende Divserna
(Divisionsfernsprechabteilung) die Nachbarleitung zu seiner
Vermittlung noch nicht fertiggestellt hat. Nun bückt er
auf die Karte des Leitungsnetzes. Fünf große spinnen
netzartige Zeichnungen versinnbildlichen die vielen Lei
tungen, die ihre Fäden von den Zentralen aus hinaus
senden. Endlich findet er noch eine Verbindungsmöglichkeit
über die alteingerichtete Zentrale der Ortskommandantur
und über drei wei- -
tere Nebenstellen.
In der Brigade
vermittlung neh
men sie soeben den
Re steines längeren
Fernspruches auf,
der durchs Tele
phon diktiert wird.
Rücksichtslos fährt
das wichtige „Eins-
A-Gespräch" da
zwischen. Mögen
sie nachher weiter
diktieren. Taktik
geht vor! DerBri-
gadeadjutantistam
Telephon. „Ich
verbinde mit dem
Divisionsgeneral-
stabsoffizier," mel
det der Vermitt
ler. Eine Sekunde
später sind die bei
den Taktiker eifrig
im Gespräch . ..
Inzwischen flik-
ken Fernsprecher
die zerschossenen
Leitungen. Nicht
allein beim Bri
gadestab. Die wei
ter vorn liegenden
Drähte der Regi
menter , Batail
lone , Batterien,
Minenwerfer sind
alle mehr oder we
niger zerschossen.
Überall sind Stö
rungspatrouillen
der betreffenden
Waffe am Werke.
Sie tasten in der
Dämmerung quer
feldein über Grä
ben und Kuppen
an den Leitungen
entlang, gehen
sprungweise von
Deckung zu Dek-
kung, wenn ihnen
Wo die wahre Kultur zu finden ist, zeigt ein Veraleich der Leistungen Deutschlands, Englands und
Frankreichs an Hand der obigen bildlichen Darstellung.
das Granatfeuer auf den Fersen ist, und schalten sich immer
wieder in die Leitung ein. Erzielen sie dabei Verständigung,
dann ist es ein Zeichen dafür, daß das zerschossene Stück
noch weiter draußen liegt. Hat man die Stelle endlich
gefunden, dann wird der Kabelgraben aufgewühlt, das
Panzerkabel im innersten Strang geflickt oder die Leitung
aus luftiger Höhe heruntergezogen und neu verspannt.
Schon mancher Tapfere hat bei diesen Arbeiten im ge
fährdeten Gebiet den Tod gefunden! —
Sind die Fernsprechleitungen bei der Bewegung und
Führung moderner Massenheere unersetzlich, selbst durch die
Verbindungen durch Blinken, Winken, Erdtelegraphie,
Meldehunde, Meldereiter, Radfahrer, so können die Fern
sprechleitungen auch leicht zum Verräter werden, zumal
lm Stellungskamps, wo man mehr Zeit hat, aliffallenden
Dingen auf den Grund zu gehen. Jeder elektrische Strom,
den man von einem Punkt A nach B schickt, hat nämlich
das Bestreben, zum Ausgangspunkt A zurückzukommen.
Bietet man ihm keinen bc quemen Rückweg in Form einer
zweiten Leitung, so versucht er dies vagabundierenderweise
durch feuchtes Erdreich hindurch oder beispielsweise an
Eisenbahnschienen entlang. Es gibt also für den Feind
auch eine Möglichkeit, solche Ströme aufzufangen und zu
verwerten. Das versuchen die Gegner der Deutschen mit
viel List und Tücke. Ihre Bemühungen werden jedoch ver
eitelt durch eine gute „Fernsprechdisziplin". Man versteht
darunter, daß nicht jeder Leitungen anlegen darf, wie er
will. Es muß vorschriftsmäßig gebaut werden. Nahe am
Feind dürfen keine
wichtigen Dinge in
offener Sprache
am Fernsprecher
verhandelt werden.
Die Zentralen sind
nicht nach den Ort
schaften oder
Dienststellen be
nannt , sondern
heißen zum Bei
spiel Affenhaus,
Schafskopf, Zug
spitze. Und wenn
man in geschlüssel
ter Sprache sieben
Apfel verlangt, so
heißt das vielleicht:
Wir werden um
fünf Uhr morgen
früh abgelöst. —
Im Bewe
gungskrieg haben
sich die Fernspre- -
cher gleich den
Kampftruppenun-
verwelkliche Lor
beeren gepflückt.
In den feindlichen
Geschoßregen hin
ein werden die Lei
tungen gebaut;
natürlich unter
möglichster Aus
nutzung geschoß
armer Räume.
Zwar darf man
dabei nicht an den
technisch vollkom
menen Leitungs
bau des Stel
lungskampfes den
ken, wie ihn unsere
Bilder auf Seite
238 zeigen. Im
Bewegungskrieg
wird der Draht ab
gerollt (siehe Bild
Seite 239 unten),
auf dem Boden
entlang geführt
und bei Übergän
gen als Hochleitung über Bäume geworfen. Am Ende be
findet sich eine Fernsprech- oder Telegraphenvermittlung
(siehe Bild Seite 239 mitten), bei größerem Betrieb ohne
Klappenschrank, eine Vermittlung, wie sie aus dem Bilde
auf Seite 239 oben ersichtlich ist, worauf das Umstöpseln
gut erkennbar dargestellt ist.
Jeden Tag, an dem es nicht neu nach vorwärts zu bauen
gilt, werden diese vorläufigen Anlagen des Bewegungs
krieges vervollkommnet, bis die kunstreichen, zuverlässigen
Leitungsnetze des Stellungskampfes entstanden sind, in
deren Tätigkeit wir eingangs einen Einblick erhalten haben.
Man wird staunen über die gewaltige Ausdehnung des
gesamten Leitungsnetzes: die deutschen Fernsprechleitungen
des Operationsgebietes waren im Sommer 1918 über
fünfzigmal länger als der Erdumfang am Äquator!