Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 19J4/1Ö 
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Heranmarschieren dichter Ko 
lonnen auf Straßen und We 
gen um Caissons. Der Funke 
trug die Meldung dem höh 
ren Führer zu. Wenige 
Minuten später jagten zwei 
Schlachtstasfeln heran. Ein 
Zeichen: das Führerflugzeug 
stieß hinunter, die anderen 
folgten. Menschen und Pferde 
wälzten sich auf der Erde; 
bestürzt flüchteten die Über 
lebenden in Deckung. Am 
30. Mai bot sich einem Bal 
lonbeobachter ein seltener 
Anblick. Auf der Straße 
Ploisy—Lhaudun ritt fran 
zösische Kavallerie zur Attacke 
an; ehe der Angriff zur Aus 
führung kam, schlug deutsches 
Artilleriefeuer zerschmetternd 
"in ihre Reihen. Von einem 
Ballon aus, der dauernd in 
engster Verbindung mit der 
Feldartillerie vorgezogen wor 
den war, wurden am 31. Mai 
fünf feindliche Batterien er 
kannt, die den deutschen An 
griff aufhielten. Das vom 
Ballonbeobachter geleitete 
Wirkungsfeuer schoß die Bat 
terien Zusammen und brach den Wider 
stand. 
Flieger und Truppe verständigten 
sich durch die einfachsten Zeichen. Eine 
Schlachtstaffel erkundete am 31. Mai 
bei Vierzy einen stark besetzten feind 
lichen Stützpunkt. AIs sie zum dritten 
Male unter heftigem Maschinengewehr 
feuer bis auf 10 Meter hinunterstieß, 
sah der Staffelführer die französischen 
Infanteristen mit erhobenen Händen 
aus den Gräben laufen. Durch Win 
ken mit dem Arme gab er der eigenen 
Infanterie das Zeichen zum weiteren 
Vorgehen. Der Stützpunkt wurde 
ohne Verluste genommen, über 100 
Feinde gerieten in Gefangenschaft. — 
'Hin 6. Juni erkannte und meldete ein 
weit vorgeschobener Ballonzug an der 
Marne die Vorbereitungen zu einem 
feindlichen Gegenstoß so rechtzeitig, 
daß die deutsche Führung alle Gegen 
maßnahmen treffen konnte. Als abends 
der feindliche Angriff einsetzte, brach 
er im zusammengefaßten Feuer deut 
scher Maschinengewehre und Batterien 
blutig zusammen. 
Es ist begreiflich, daß der Gegner 
die deutschen Arbeitsflugzeuge und 
Ballone besonders heftig bekämpfte. 
Am 81. Mai unternahmen Zahlreiche 
feindliche Flieger einen groß ange 
legten Angriff gegen die Ballone auf 
dem rechten Flügel. Durch unsichtiges 
Wetter begünstigt, gelang es ihnen, 
an drei Ballone heranzukommen und 
sie in Brand zu schießen. Im übrigen 
brach der Angriff im Sperrfeuer der 
deutschen Flak zusammen. Drei feind 
liche Flugzeuge fielen dem Abwehr 
feuer zum Opfer. 
Am 30. Mai meldeten deutsche Fern- 
erkunder zum ersten Male, daß auf 
allen Bahnen und Straßen 
Züge und Kolonnen in dichter 
Folge der Einbruchstelle zu 
strebten: Fachs sorgsam zu 
rückgehaltene Reserven waren 
im Anmarsch. An den folgen 
den Tagen dasselbe Bild. Zu 
spät: Die deutsche Infanterie 
hatte ant 30. Mai Caissons 
genommen und am 31. Mai 
die Marne erreicht. 
Fliegerfunker. 
(Hierzu das Bild Seite 12,18.) 
Es war am 1. April 1915. 
Ein herrlicher Frühlingsmor 
gen. Ich sah aus dem. Dach 
eine? Unterstandes in den 
Lotes Lorraines, sah in die 
blaue Ferne und durchkostete 
noch einmal den reizenden 
Abend, den ich gestern in der 
unterirdischen „Klause" in 
Hattonchatel verlebt hatte. 
Uber mir spannte sich von 
Baum zu Baum der müh 
sam in der Dämmerung un 
bemerkt vom Feinde befestigte 
Luftdraht der ersten Funken- 
die wir in den Lotes 
töei einer deutschen SeldlufLschLsferabteLlung. 
Oberes Bild: Landung des Ballonbeobachters nach dem Absprung mit dem Fallschirm. Die Fall- 
schirmleinen haben sich in einem Baum verfangen. — MittleresBild: Maschinengewehr zur Abwehr 
feindlicher Flieger bei einem verankerten Fesselballon. — Unteres Bild: Der Beobachter fertig 
zum Aufstieg im Korbe. Er hat über dem Kopf an Bügeln die Telephonhörer, um den Leib den Gurt 
für den Fallschirmabsprung, rechts außen am Korbe ist der Fallschirm sichtbar, links das Kartenbrett.
	        
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