Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
zwölf Uhr erschien ein fran 
zösischer Doppeldecker über 
der schweizerischen Stadt 
Basel. Von schweizerischen 
Schützen heftig beschossen, 
erlitt das Flugzeug eine Be 
schädigung. die es zum Nie 
dergehen zwang; cs landete 
schließlich auf deutschem Bo 
den bei St. Ludwig in nur 
etwa 200 Meter Entfer 
nung von der schweizeri 
schen Grenze. Der Flieger 
wurde festgenommen. — 
Zur See ereignete sich 
ein Vorfall» der den Eng 
ländern wieder einmal Ver 
anlassung zu heuchlerischer 
Entrüstung gab. Ein deut 
sches Tauchboot versenkte 
den auf dem Wege von Eng 
land nach Südafrika befind 
lichen englischen Personen 
dampfer „Eallway Castle" 
(8000 Tonnen) durch einen 
Torpedo, der das große 
Schiff zwischen Maschinen- 
und Heizraum traf und bis 
zum Oberdeck aufriß, so daß 
es in zwei Teile zu zer 
brechen drohte. Von den 
annähernd 800 Fahrgästen 
wurden nur wenige gerettet. 
Andere Versenkungen größe 
rer Dampfer, die sich an der 
amerikanischen Küste zutru 
gen, zeigten, daß die deut 
schen Tauchboote auch dort 
immer noch erfolgreich tätig 
waren. — 
* * 
* 
Am 5. September zeich 
nete sich ein österreichisch 
ungarisches Torpedoboot im 
Kampfe gegen italienische 
Luft- und See streitkr äste 
aus. In den Mittagstunden 
dieses Tages wurde das zwei 
kleine Minensuchboote dek- 
kende k. u. k. Torpedoboot 86 
unter Linienschiffsleutnant 
Farsoglie von 9 feindlichen 
Flugzeugen angegriffen, die 
es vergeblich durch Bom 
benwürfe und Maschinen 
gewehrfeuer zu vernichten 
trachteten. Da eilten auch 
zwei italienische Zerstörer 
herbei. Das Torpedoboot 
nahm den Kampf mit ihnen 
auf und eröffnete aus 3000 
Meter Entfernung ein schar 
fes Feuergefecht, um so den 
Minensuchbooten Gelegenheit zum Rückzug zu geben. Erst 
nach eineinhalbstündigem Kampfe, als noch drei andere 
italienische Torpedobootzerstörer erschienen, wendete sich 
das österreichisch-ungarische Kriegschiff nach Medua, das es 
ohne Beschädigungen und Verluste erreichte. Dank der 
Tapferkeit seiner Mannschaft hatten sich auch die Minen 
suchboote vor dem überlegenen Feind retten können. 
^ Auf dem Lande unternahmen die Italiener nach Mitte 
September neue heftige Vorstöße an der Front in den 
Bergen. Tagelange Angriffe, die durch schwerstes Artillerie- 
und Minenwerferfeuer eingeleitet worden waren, galten den 
Berggipfeln Asolone, Pertica und Solarolo. Vom 16. bis 
zum 18. September tat der FTnd hier alles, um die österrei 
chisch-ungarischen Verteidigungslinien (siehe Bild Seite 200) 
Deutsche Maschknengewehrabkeilungen hatten im Trichtergelände feindliche Angriffe auf. 
zu durchbrechen. Eine Nacht hindurch rangen die Gegner 
in wütendstem Nahkampf auf dem Tassonrücken, gegen 
den die Feinde fünf Hauptstürme ansetzten. Sie wurden 
auf der ganzen Linie unter den größten Verlusten in ihre 
Stellungen zurückgeworf n, wobei Engländ r, Franzosen und 
Italienerin Gefangenschaft gerieten (siehe Bild Seite 201). — 
Die ungünstige Laae der Italiener auf dem maze 
donischen Kriegschauplatz (siehe die Bilder Seite 202 
und 203) zwang den General Franchet d'Espörey als Gegen- 
zug gegen die Bedrohung Valonas durch die Österreicher 
und Ungarn zum Vorgehen im Cernabogen. Am 15. Sep 
tember eröffnete er nach heftigem Artilleriefeuer auf die 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
1Ö7 
Nach einer Originalzeichnung des Kriegsmalers Kurd Albrecht. 
dünne bulgarische Stellungslinie einen Eewaltstoß und 
setzte serbische und französische Divisionen zum Sturm an. 
Die Angreifer drangen bei Sokol, Dobropolje und Vetrenik 
in die bulgarischen Linien ein und drückten ihre Gegner 
nach zweitägigen Kämpfen auf etwa 25 Kilometer Front 
breite bis zu 12 Kilometer zurück. Dabei machten die Feinde 
rund 4000 Gefangene und erbeuteten 30 Geschütze. Sofort 
eilten den Bedrängten deutsche Bataillone zu Hilfe» denen es 
in mutigem Draufgehen auch gelang, die Lage zunächst wie 
der herzustellen. Als sich Tags darauf die Bulgaren im Cerna 
bogen in neuen Stellungen einzurichten v rsuchten, ohne von 
den Gegnern gestört zu werden, kam es südlich und westlich 
von Doiran zu einer neuen Schlacht. Nachdem der Feind 
mit mehr als 250 000 Granaten vorgearbeitet hatte, ent 
wickelten sich drei englische 
und zwei griechische Divi 
sionen zum Angriff. Ihre 
dichten Massen sprengten 
an verschiedenen Stellen die 
bulgarische Front; sie mußten 
aber Gegenstößen weichen 
und das gewonnene Gelände 
wieder preisgeben. Dazu 
büßten sie über 500 unver 
wundete Gefangene und viel 
Kriegsgerät ein. 
Das feindliche Unterneh 
men hatte nicht zum wenig 
sten seine Ursache in ungün 
stigen Berichten über die 
Verhältnisse innerhalb Bul 
gariens. Die feindliche Presse 
ließ sich durch Falschmel 
dungen angelegen sein, die 
Meinung zu verbreiten, Bul 
garien stehe vor einer Re 
volution infolge Kriegsmü 
digkeit Und Hungersnot. 
Doch nichts war falscher, 
als das Gerede von einer 
Hungersnot in Bulgarien. 
Radoslawow war allerdings 
zum Teil als Opfer der un 
erquicklichen Ernährungs 
verhältnisse des Landes von 
seinem Posten gegangen. 
Diese Mißstände waren aber 
ein Ergebnis mangelhafter 
Verteilung. Radoslawows 
Nachfolger Malinow (siehe 
Bild Seite 33) schuf durch 
kräftiges Zufassen sehr bald 
bessere Ernährungsverhält 
nisse. Wenn man bedenkt, 
daß die Stadtbewohner in 
Bulgarientäglich400Eramm 
Brot und in der Woche 
750 Gramm Fleisch erhiel 
ten, der arbeitenden Bevöl 
kerung 600 Gramm Brot 
zustanden und den Soldaten 
täglich 800 Gramm Brot 
zugewiesen wurden, zeigt 
sich, daß von einer Hungers 
not keine Rede sein konnte, 
besonders da -es Gemüse, 
Eier und ähnliches im Über 
fluß gab. Das konnte auch 
kaum anders sein in einem 
Lande, das im Frieden mit 
Leichtigkeit für 60 Millionen 
MenschenLebensmittel schaf 
fen konnte, während es nur 
7 Millionen Einwohner zu 
ernähren brauchte. — 
* * 
* 
Auf den türkischen 
Kriegschauplätzen in Palä 
stina und Mesopotamien 
blieb eS noch verhältnismäßig ruhig, wenn auch die Eng 
länder in Palästina wieder umfassende Vorbereitungen zu 
neuen Angriffen schwerster Art trafen. Dafür ergab sich 
ein neues Kampfgebiet an ebenfalls weit entlegener 
Stelle, wo sich auch Türken und Engländer gegenüber 
standen. Aus Indien durch Russisch-Mittelasien und von 
der Bagdadfront her durch Persien hatten sich die Eng 
länder bis an das Kaspische Meer vorgearbeitet, um hier 
die Hand auf die reichen Bodenschätze dieser Gebiete zu 
legen (siehe die Karte Seite 204 und in Band II Seite 302). 
Dabei bemächtigten sie sich im August auch Bakus. Diese 
Stadt war ein Nebenkriegsziel der Türken, das ihnen aber 
weder beim Friedenschluß in Brest-Litowsk noch beim Ab 
schluß der Zusatzverträge zum Brester Frieden zufiel. Da
	        
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