Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Phot. Bild-und Film-Amt. 
Kaiser W'lbelm in, Gesl räch mit dem zum Besuch bei ihm 
weilenden HeLman der Ukraine, General Skoropadski. 
Phot. Lichtbild stelle des k. u. k. KriegSPreffeciuartiers. 
Der Warenaustausch Österreich-Ungarns mit der Ukraine: Löschen eines Handelsdampfers im Hafen von Odessa. 
penortes Balaklawa, zum Scheitern. 
Im Laufe des Weltkrieges hat die 
Hafenstadt nicht die Rolle gespielt 
wie im Krimkrieg in der Mitte des 
vorigen Jahrhunderts. Zu größeren 
Seeunternehmungen ist es im Laufe 
des Krieges im Schwarzen Meer 
nicht gekommen. Da Balaklawa 
kein Kriegshafen wie Scbastopol 
ist, hatten die Türken auch keinen 
Anlaß, die Stadt in den Strudel der 
Kriegsereignisse hineinzuziehen. Mit 
einer Einwohnerzahl von kaum 
3000 Seelen dient sie friedlichen 
Zwecken. Von ihr aus gehen die 
reichen landwirtschaftlichen Erzeug 
nisse der Krim zu Schiff nach den 
Randländern dcsSchwarzenMeereS. 
Von Cebastopol aus werden die 
Erträgnisse an Wein, Ol, Holz, 
Naphtha auch auf dem Schienen 
wege ins Innere Rußlands geführt. 
Die Bevölkerung besteht meist aus 
Griechen. Ihr tatarischer Teil wan 
derte Ende des 18. Jahrhunderts aus 
dem Städtchen aus, als sich die 
Russen auf der Krim festsetzten. Die 
schöne Lage und die nicht minder 
herrliche Umgebung locken in der 
Sommerzeit viele Badegäste nach 
Balaklawa. 
Während Balaklawa auf dem 
Südwcstzipfel der Krim und zwar an der Südwestecke des 
Jaila-Randg' birges liegt, steigt das benachbarte Jalta (siehe 
das Bild S.ite 174 und die oberen Bilder Seite 175) 
ziemlich unvermittelt aus dem Osthange dieses (ö.birgstockes 
hervor. Jalta ist dis Hauptstadt des gleichnamigen Kreises 
und zählt rund 4000 Einwohner. Sie sind fast ausschließ 
lichtatarischen Stammes. Auch sie nähren sich von dem reichen 
Erzeugnissen, die ihnen Land und Meer spenden. Es sind 
einfache Bauern, die hier den V rkehr zwischen Händler und 
Publikum betreiben. Die Geschäfte erledigen sie auf dem 
Markt; dann lehren sie wieder in ihre Berge zurück. Ebenso 
wie Balaklawa, üben Jaltas Naturschönheiten eine große 
Anziehungskraft auf das reisende Pubbkum Rußlands aus. 
Hier gab sich in Friedenszeiten die 
vornehme russische Welt im Som 
mer ein Stelldichein. Der Frem 
denverkehr war in Jalta ganz be 
deutend. Wenn im Innern Ruß 
lands eine sengende Sommerhitze 
herrschte, wehte am Strande Jaltas 
eine erfrischende Brise. 
Jalta hatte noch die besondere 
Anziehungskraft, daß in seiner Nähe 
Rußlands Herrscher im Sommer Er 
holung und Ruhe, ja, manchmal 
Schutz suchten und fanden. Kaum 
vier Kilometer von Jalta entfernt 
liegt das russische Kaiserschloß Liva- 
dia. Es war der Lieblingsaufent 
halt aller russischen Herrscher. Wenn 
sich in Petersburg eine politische 
Wolke zusammenballte und zuckende 
Blitze die Häupter der russischen 
Herrscher gefährdeten, dann fuhren 
sie nach Livadia und warteten ab, 
bis sich das Gewitter verzogen hatte. 
Der ermordete Zar Nikolaus II.ver 
brachte in Livadia die gefährlichen 
Revolutionstage nach dem man 
dschurischen Feldzuge. JmJahrc 1917 
glückte es ihm nicht mehr, sich nach 
Livadia zu retten. Dagegen zog sich 
sein Onkel Nikolast witsch, nachdem 
er 1916 den Oberbefehl über das 
Heer hatte niederlegen müssen, auf 
das Lwadia benachbarte Schloß Alüpka zurück. Beim deut 
schen Vormarsch in der Krim fielen er und die Zarinmutter 
Anfang Mai in deutsche Hand. 
Der natürliche Reichtum und die Schönheit des Landes 
machten die Krim seit Jahrhunderten zum Streitapfel von 
Russen und Türken. Peter der Große und Nikolaus I. 
streckten die Hand nach der taurischen Halbinsel mit gleicher 
Begehrlichkeit aus. Das politische Schicksal der Krim wird 
sich wohl bald klarer gestalten. Der Wille, dieses Land 
selbständig zu machen, kam bereits in der Ausrufung einer 
’ tatarischen R'publik zum Ausdruck. Unter deutschem Schutz 
wird auch dieses junge Staatswesen mit seinem herrlichen 
Gebiet bald die Stunde seiner Wiedergeburt feiern können.
	        
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