166
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18.
Stotz brach sich an den deutschen Linien oder wurde im
Gegenangriff ausgeglichen. Doch schon wogten die Feinde
von neuem vor, wobei die Verteidiger langsam auf die
Höhen östlich von Sailly—Moislain und südlich über
Haut Allaines auf Aizecourt zurückgingen. Auch an der
Straße Arras—Cambrai, wo die Engländer einen Ge-
ländegewinn von 3—5 Kilometer erzielt hatten, nahmen
die Deutschen ihre Truppen ungestört vom Feinde zurück
(siehe die Bilder Seite 163) und setzten sich in der Linie
ÄrleuX—Moeuvres—Manancourt fest. Die Gegner folgten
erst am 3. September nachmittags zögernd, was ein Ab
flauen der Kämpfe in jener Gegend zur Folge hatte. Erst
am 4. September kam es wieder zu größeren Zusammen
stößen vor und an den neuen deutschen Linien.
Weiter nördlich, bei Wytschaete, mißglückte den Eng-
ländern Tags darauf ein Vorstoß. Erkundungsabteilungen,
die sie zwischen Ppern und La Bassor und bei Lens vor
schickten, wurden abgewiesen. Angriffe, die die Engländer
abends zwischen Ploegsteert (siehe Bild Seite 168) und
Armentföres unternahmen, scheiterten im Feuer hessischer
fanterieregiment Nr. 271 zurückgeschlagen (siehe Bild
Seite 169). Zwischen Oise und Aisne versuchten die durch
amerikanische (siehe Bild Seite 161 unten) und marokka
nische Divisionen verstärkten Franzosen aus der Ailette-
niederung gegen Pierremande und Folembray vorzubrechen,
aber nur in den Waldstücken westlich und südlich von Coucy
le Chateau gelang es ihnen, die Deutschen ein wenig von
der Ailette abzudrängen. Zwischen dieser und der Aisne
zerschellten alle Anstrengungen des Feindes an der Wider
standskraft deutscher Gardekürassiere, Leibkürassiere und der
8. Dragoner, die unter Führung des Oberstleutnants Grafen
Magnis bis zu diesen: Tage seit ihrem Einsätze sechzehn
schwere Angriffe abgewiesen und ihre Stellungen stets
gehalten hatten. An den folgenden Tagen berannten
Franzosen, Amerikaner und Italiener aufs neue die deut
schen Linien zwischen Ailene und Aisne, so besonders
dicht südlich von der Ailette bei Terny-So.ny, Clamecy und
Buc le Long, ohne zum Ziele zu gelangen. In diesen Kämp-
fen vernichtete der Vizewachtmeister Scheele von der 9. Bat
terie des Feldartillerieregiments Nr. 92 acht Panzerwagen.
Ein Lager englischer Fliegerbomben. Nach einer englischen Darstellung.
Truppen, die den Feinden überdies 100 Gefangene ab
nahmen. Dagegen hatten deutsche Vorstöße in die eng
lischen Gräben bei Hulluch den gewünschten Erfolg.
Während dieser Vorgänge iin englischen Kampfraum
dauerte die Schlacht zwischen Somme und Oise und ebenso
zwischen Oise und Aisne an. Am 1. September versuchte:',
die Franzosen beiderseits vonNisle nach heftigster Artillerie -
vorbereituilg mit tiefgegliederten Infanterie stößen die Kanal-
stellung der Deutschei: zu durchbrechen. Nördlich von der
Bahn Nesle—Hain hielt das Reserve-Infanterieregiment
Nr. 66 unter Führung seines Kommandeurs Major v.Loebbeke
mehreren feindlichen Angriffen tapfer stand. Als es den:
Feind später doch gelang» in die deutschen Linien einzu
dringen, warf ihn das tapfere Regiment mit Hilfe hessischer
Kompanien wieder hinaus Bei den: siegreichen Gegenstoß
tat sich auch Feldartillerie hervor, die in den vordersten Jn-
fanterielinien auffuhr und den: Feind schwere Verluste bei
brachte. Südlich von der Bahn setzten Brandenburger und
Schlesier den Franzosen erfolgreichen Widerstand entgegen.
Tags darauf herrschte auch im Raume von Ne sie im
allgemeinen Ruhe, an der Bahn Nesle—Ham griffen die
Franzosen an. doch wurden sie von dem bewährten Jn-
Zwischcn Oise und Somme setzten die Deutschen in der
Nacht zum 4. September die schon a:n 26. August begonnene
rückläufige Bewegung fort. Sie lösten sich ohne Kamps vom
Feinde und zogen ihre Nachhuten an: Nachmittag langsam
zurück. Die Franzosen folgten vorsichtig bis -in die Linie
Voyrnnes—Guiscard—Appillye An der Vesle nahmen die
Deutschen ihre Linien ebenfalls planmäßig und ohne feind
liche Störung zurück, und Tags darauf erfolgte auch die
Räumung ihrer Stellungen zwischen Aisne und Oise bis
zur Linie Amigny—Barisis—Laffaur—Eondö,
Die Reihe der deutschen Abmarschbewegungen war
bereits am 30. August durch eine von langer Hand vor
bereitete Zurücknahme der deutschen Front in der. flan
drischen Ebene eingeleitet worden, ein Beweis, daß die
Deutschen in die Verteidigung zu gehen entschlossen waren.
Die Stellung auf dem Kemmelberg bot den: Feinde Um»
fassungsgelegenheiten, die zu nutzen er schon seine Vor
bereitungen getroffen hatte. Der Abbau der deutschen
Front auf dieser Höhe war dem Feinde völlig verborgen
geblieben; er war deshalb nicht wenig überrascht, als sich
sein erster Gewaltstoß, dem eine lange Beschießung voraus
ging und der von Panzerwagen begleitet wurde, als Luft-