Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
bitterung begannen. Ab.r alle Tapferkeit der feindlichen 
Kolonnen war vergebens. Nach mehrstündigem, erbittertem 
Ringen saßen sie, Kanadier und Franzosen, schon vor den 
eigentlichen Kampfstellungen der Deutschen fest, die in 
Staub und Hitze unerschrocken standhielten. — Weiter süd 
lich, in dem Abschnitt zwischen Caissons und Reims (siehe 
die Kunstbeilage), entwickelten sich an diesem Tage nur klei 
nere Jnfanteriegefechte, wie z. B. an der Vesle bei Braisne. 
Ein neuer Vorstoß der Feinde am 19. August gestaltete 
sich wieder zu einer ungeheuren Kraftanstrengung. Foch 
sah sich immer noch zu Stirnangriffen gezwungen, nachdem 
die Flankenunternehmung vom 8. August nach anfänglichen 
Erfolgen ihr Ziel nicht erreicht hatte. Der Heldenmut der 
Deutschen erfuhr jedoch auch angesichts der gewachsenen 
feindlichen Kraftentfaltung nicht die mindeste Schwächung. 
Ihre Manneszucht und Schlagfreudigkeit befähigte sie auch 
jetzt wieder zu überlegener Abwehr der Franzosen und 
Engländer. Mit unerschütterlicher Ruhe ließen sie den 
Feind bis auf ganz nahen Abstand herankommen; dann 
fegte plötzlich das wohlberechnete Maschinengewehrfeuer 
die feindlichen Sturmwellen nieder. Oftmals sprangen 
deutsche Soldaten in solchen Augenblicken aus ihren Gräben 
tillerie, aber auch der Infanterie, die ihm mit Maschinen 
gewehrfeuer und Handgranaten den Weg verlegte (siehe Bild 
Seite 133). Dennoch faßte General Foch am 20. August die 
Sturmwagen erneut zu einem Eewaltstoß zusammen, der 
ebenfalls auf den Durchbruch berechnet war. Zwischen Oise 
und Äisne (siehe die Bilder Seite 130,131 unten, 132 und 134 
oben), auf der etwa 20 Kilometer breiten Front von Sem- 
pigny bis Vic für Aisne, prallten feine Schlachtwagen zur 
Einleitung einer neuen großen Entscheidungschlacht mächtig 
vor; doch hier ließ sich Foch nicht am Einsatz dieser Waffe 
allein genügen. Minenwerfer und Geschütze aller Kaliber 
schleuderten ungezählte Granaten gegen die deutschen Stel 
lungen und rückwärtigen Verbindungen. Dazu wurde vom 
Feinde eine von ihm in diesem Umfange noch nicht an 
gewandte Vergasung des Kampfgeländes und der dahinter 
gelegenen Abschnitte eingeleitet, die allein schon den un 
bedingten Erfolg zu verbürgen schien. Die Panzerwagen 
massen und die ihnen nachfolgenden dichten Infanterie- 
wellen brachen in der Tat in die deutschen Verteidigungs 
anlagen ein oder drückten deren Besatzungen zurück. Aber 
schon in den Mittagstunden stand die gegen sieben Uhr 
morgens von Feinde begonnene Schlachthandlung für ihn 
Deutsche Brücke über die Aisne. 
heraus und vermehrten die feindlichen Verluste auch noch 
durch Infanteriefeuer, das von ihnen stehend freihändig 
in die dichten Wellen abgegeben wurde. Der feindliche 
Feuerriegel, der dauernd auf den Avreübergängen lag, 
und das Sperrfeuer der feindlichen Batterien, das die 
deutschen Verbindungen unbrauchbar machen sollte, ver 
fehlten ebenfalls ihren Zweck. Mit hingebender Treue 
versahen auch die Nachrichtentruppen, Fernsprecher, Melde 
gänger und -reiter, ihren schweren und entsagungsvollen 
Dienst. Was immer der Feind an Truppen zwischen 
Lrapeaumesnil und FresniereS, Lassigny und Thiescourt 
einsetzte, reichte stellenweise nur aus, die Deutschen in blutige 
Nahkämpfe zu verwickeln. Dann griffen diese zu Bajonett, 
Dolch und Handgranate und wurden auch im Nahgefecht der 
Gegner Herr; meist scheiterten an den bezeichneten Punkten 
die Vorstöße der Feinde schon im deutschen Abwehrfeuer. Die 
Vernebelung seiner Angriffe trug dem Angreifer ebenfalls 
keinen Vorteil ein. Zwischen Carlepout und Nouvron 
spannten die Gegner all ihre Kraft desgleichen aufs neue 
vergeblich an; die Deutschen machten hier in Gegenstößen 
zahlreiche Gefangene. 
Welche außerordentlichen Mittel der Feind aufwandte, 
zeigte die Zahl von 500 Sturmwagen, die jetzt schon vor 
oder hinter den deutschen Linien zerschossen dalagen, als 
Zeugen der glänzenden Abwehrtechnik der deutschen Ar- 
nicht mehr günstig. In den Jnfanteriehauptlinien des Ab 
schnittes Carlepont—Blorancourt—Vezaponin—Pommiers 
wurde der feindliche Ansturm völlig gebrochen. Der Feind 
fuhr aber unermüdlich und durch die Unmasse der von ihm 
vergeblich gebrachten Opfer wenig abgeschreckt mit seinen 
Sturmläufen fort; bis in die Nacht hinein wiederholten sich 
die verzweifelten Durchbruchsversuche der Franzosen, die 
namentlich ihren schwarzen Truppen die härtesten und un 
möglichsten Aufgaben zumuteten. Zu ihrer gründlichsten 
Ausnutzung als Kanonenfutter und Sturmböcke hatte Ge 
neral Foch aus niedergekämpften schwarzen und weißen 
Infanteriedivisionen neue Kampfeinheiten durch Zusammen 
legung von zwei weißen Jnfanterieregimentern und einem 
schwarzen geformt. Beim Angriff stand das schwarze selbst 
verständlich m erster Linie; über seine Leichen sollte der 
Weg der weißen Franzosen in das Hinterland der deut 
schen Linien führen. Diese Rechnung Fachs stellte sich als 
unrichtig heraus; denn weder schwarze noch weiße Fran 
zosen konnten des deutschen Widerstandes Herr werden. 
Im Bereich des Juvignyrückens holten die Deutschen gegen 
den allein hier vorübergehend weit vorgestoßenen Feind 
mit kampferprobten Jägerregimentern zu einem tatkräf 
tigen Gegenstoß aus und warfen den Feind mit schwersten 
Verlusten für diesen auf Bieury zurück. 
Während Foch im Süden der Schlachtfront den Durch-
	        
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