Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des' Weltkrieges 1914/18. 
ihre Wohnstätten zu verlassen, konnte 
aber nicht sehr weit kommen, denn 
die wenigen Flußübergänge wurden 
bald gesprengt. So geschah es, daß 
fast alle, und besonders die ärmeren 
Klassen, in ihre Heimat zurückkehren 
konnten. 
Für die Militärverwaltung ent 
stand nun die große Sorge, für Hun 
derttausende von Einwohnern den 
Lebensunterhalt zu sichern, und. dies 
sowohl für den Augenblick als für die 
nächste Zukunft. 
Die Landwirtschaft und nicht min 
der die Gewerbe und Industrien muß- 
ten wieder in Betrieb gesetzt werden, 
was oft nur mit sehr großen Schwie 
rigkeiten bewerkstelligt werden konnte. 
Wenn diese Ziele im großen ganzen 
in befriedigender Weise erreicht wor 
den sind» so muß man dies einerseits 
der verständigen Tatkraft und dem 
einsichtsvollen Pflichtbewußtsein der 
leitenden Militärkreise, anderseits aber 
auch dem Entgegenkommen und der 
Bereitwilligkeit der Bevölkerung selbst 
zuschreiben. 
Einer der wichtigsten Erwerbs 
zweige war, wie erwähnt, die Seiden 
raupenzucht, für die dadurch gesorgt 
wurde, daß die in großen Mengen ini 
Lande selbst zur Sommerzeit 1917 nach 
der mikroskopischen Auswahl der 
Schmetterlinge bereiteten, daher ge 
sunden Seidenraupeneier, kurzweg 
Samen oder Zellengrains genannt, 
für die Aufzucht des Jahres 1918 in 
sicherer Aufbewahrung vorrätig ge 
halten wurden. Ein guter Teil da 
von deckte auch den Bedarf anderer 
seidenraupenzuchttreibender Länder 
Südösterreichs und Ungarns. 
Die von der Seidenraupenzucht 
abhängige Seidenspinnerei wird in 
Venezien in einer größeren Anzahl 
von Wanden, wie man die Seiden 
spinnereien dort nennt, betrieben. In 
diesen Spinnereien wurden unter Auf 
sicht der Wirtschaftsorgane der öster 
reichisch-ungarischen Militärbehörden 
große Mengen der Kokonernte unter 
gebracht und zu Rohseide, Eröges ge 
nannt, verarbeitet. 
Die Gewinnung des Seidenfadens 
aus dem Gespinste des Seidenspin 
ners des Maulbeerbaumes, Bombyx 
MonL., soll die chinesische Kaiserin Si 
Ling Chi sechsundzwanzig Jahrhun 
derte vor Christi Geburt zuerst in China 
eingeführt haben. Das Verfahren be 
steht darin, daß man das aus einem 
einzigen Faden gebildete Gespinst in 
einem mit Wasser von 80 Grad Celsius 
gefüllten Spinnkessel einweicht, damit 
sich die durch Seidenleim oberfläch 
lich Zusammengeklebten Fäden leichter 
loslösen. Weil der einzelne außer 
ordentlich dünne Faden zu wenig 
Festigkeit besitzt, vereinigt man die 
Fäden von drei bis zehn Kokons 
je nach der Dicke oder dem soge 
nannten Titre der Rohseide, die man 
wünscht — und windet sie als einzigen 
Rohseidenfaden auf einen Haspel. 
Die Vereinigung aller Kokonfäden 
erfolgt unmittelbar, nachdem die Ein 
zelfäden den Spinnkessel verlassen ha 
ben, indem sie durch eine feine Por 
zellanöse gezogen werden. Zum Zwecke 
der Drehung, der besseren Aneinander- 
Ausscheiden der vollkommenen Kokons von den fehlerhaften. 
In der Spinnerei. 
Zusammenwinden und Eindrehen der losen Seidensträhne, wie sie vom Haspel abgenommen werden, 
zu versandfähigen Bündeln. Vorne Fächer für die Seidenproben zur Bestimmung der Dicke der 
St rt rttttrt trtSrt 
^ Venezianische Seidenspinnerei in österreichisch-ungarischem Milikärbetrieb. 
Nach photographischen Aufnahmen der Lichtbildstelle des k. u. k. Kriegspressequartiers.
	        
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