Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Poincare. 
(Bild auf Seite 68.) 
In dem derzeitigen 
Präsidentender Fran 
zösischen Republik be 
gegnen wir einem ty 
pischen Vertreter je- 
litik, 
dem 
land stark und groß zu 
machen, sondern die 
in der politischen Be 
tätigung nur ein Mit 
tel sieht, möglichst 
schnell zu Reichtum 
und Ehre zu gelangen. 
Am 20. August 1860 
zu Bar le Duc in Fran- 
zösisch-Lothringen ge 
boren, erlangte ernach 
dem Besuch der Uni 
versität rasch ein An 
waltspatent und durch 
den Erwerb eines klei 
nen Gutes, wozu die 
Familie die Mittel 
hergab, zugleich die 
Möglichkeit, Mitglied 
des Eeneralrats zu werden. Bei seiner Redegewandtheit 
fiel es ihm dann nicht schwer, den weiteren Schritt zum 
Deputierten zu machen; schon mit nicht ganz dreißig Jahren 
vertrat er sein Arrondissement in der Kammer. Hier gebär 
dete er sich zunächst in Gesellschaft von Barthou und Dupuy 
als Verteidiger des Bürgertums gegen den damals mächtig 
aufstrebenden Sozialismus und wurde unter Dupuy erst 
mals Minister. Aber die allgemeine Strömung führte nach 
links, und die sozialistische Partei wurde in die republikanische 
Regierungsmehrheit aufgenommen. Nun schwenkte auch 
Poincare nach links ab und unternahm sogar unter Loubet im 
Sinne dieser neuen politischen Orientierung die Bildung 
eines Kabinetts, die ihm allerdings nicht gelang. Die älteren 
Mitglieder seiner Partei widersetzten sich seinen Plänen, wo 
durch er mit ihr für mehrere Jahre von der Regierungsmehr 
heit ausgeschlossenblieb. ErstnachderDurchführungderGesetze 
über die Trennung von Kirche und Staat wurde er wieder 
Minister und zwar Finanzminister,- als solcher suchte er die 
Steuerpläne der eigenen radikalen Partei zu vereiteln und 
wurde deshalb gestürzt. Von da an bediente er sich rück 
sichtslos der Presse und öffentlicher Versammlungen, um das 
höchste Ziel seines Ehrgeizes zu erreichen. Ihm kommt die 
Schuld zu, daß sich nach dem Marokko abkommen von 1911, 
lich ohne 
V., König von Großbritannien und Irland. 
als sich schon eine deutsch-französische Annäherung anzubahnen 
schien, die Beziehungen zwischen beiden Staaten wieder ver 
schlechterten. Er vereinigte die Gruppe um Freycinet, die 
diese Annäherung bekämpfte, mit allen jenen, die gegen die 
neuen Steuerpläne des in der letzten Zeit vor dem Krieg 
viel genannten Finanzministers Caillaur sich sträubten, und 
brachte so' den letzteren, in dem man einen Freund der An 
näherung sah, zu Fall. Sogleich benutzte Poincare den Sieg 
zu seinem persönlichen Vorteil. Er redete dem Volk ein, 
Deutschland, schon zum Krieg entschlossen, habe aus Angst 
vor Frankreichs Stärke doch wieder eingelenkt, und seine 
Landsleute glaubten ihm natürlich. Die Kriegsstimmung 
beutete er dann aus, um unter offenem Bruch mit den Radi 
kalen den Präsidentenstuhl zu erobern, und als er ihn hatte, 
stachelte ihn der Ehrgeiz, womöglich Lenker der Geschicke 
Europas zu werden. Er fuhr nach Rußland und setzte 
nach seiner Rückkehr von dort die dreijährige Dienstzeit 
durch, obwohl Minister- und oberster Kriegsrat die schwersten 
Bedenken dagegen hegten. Er gab der „Entente" im stillen 
ein neues, festeres Gefüge und trägt so zusammen mit Grey, 
Zar Nikolaus usw. die ungeheure Blutschuld am gegen 
wärtigen Weltkrieg. Aber er ist der Staatsmann nicht, 
der den Ereignissen gebieten könnte, und so hat er schlietz- 
Sang und Klang die 
Nikolaus II., Kaiser von Rußland. 
Hauptstadt verlassen, um fern 
im Süden sein Volk weiter mit 
schönen Reden und Lügen zu 
betören! 
SMIBecf 
Leopo 
Mein 
gier, 
Prinz von 
bürg un 
«Bild auf 
ist geboren am 
zu Brüssel als Sohn des Prinzen 
Philipp, Grafen zu Flandern, 
steht somit jetzt im vierzigsten 
Lebensjahr. Er folgte seinem 
Oheim, dem bekannten König 
Leopold II., am 17. Dezember 
1909, regiert somit jetzt noch 
keine fünf Jahre, um nun dank 
einer verblendeten Politik schon 
im Begriff zu stehen, seine 
Krone zu verlieren. Seine Haupt 
stadt mutzte auch er eilends ver- 
Präsident der Französischen Republik.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.