Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13 
(Fortsetzung.) 
Schon am 31. Oktober wußte die Agence Havas zu 
melden, Tsingtau sei gefallen. Diese Meldung war verfrüht, 
wenn wir uns auch nicht verbergen konnten, daß der Fall 
nahe bevorstand. 
Dies zeigte sich unter anderem in folgender Nachricht 
der Londoner „Central News" aus Schanghai vom 2. No 
vember: Die verbündeten englischen und japanischen Trup 
pen leiteten ein heftiges Bombardement auf Tsingtau ein. 
Das Fort Heitschuan beantwortete das Feuer; die großen 
Petroleumtanks stehen in Flammen. 
Am 3. November meldete nran in Tokio amtlich, daß 
die meisten deutschen Forts zum Schweigen gebracht seien, 
und nur noch zwei die zu Wasser und zu Lande unternom 
menen Angriffe der Japaner und Engländer beantworteten. 
Das Bombardement habe eine Feuersbrunst in der Nähe 
des Hafens und die Erplosion eines Öltanks verursacht. 
Das Fort Sicechauschan stehe in Flammen. 
Diese japanische amtliche Meldung vom 3. November er 
scheint etwas optimistisch, wenn man hört, was am 4. No 
vember der Londoner „Daily Telegraph" aus Peking vom 
30. Oktober meldete. Da hieß es: Chinesische Pressemel 
dungen aus Schantung berichten, daß das deutsche Artillerie 
feuer planmäßig alle vorgeschobenen Verschanzungen der Ja 
paner vernichtet und dainit deren Angriff auf unbestimmte 
Zeit hinausgeschoben habe. Das gesamte Glacis hinter 
Tsingtau sei mit Minen übersät, die elektrisch geleitet würden. 
Trotz alledem trat schließlich doch ein, was schon lange 
erwartet werden mußte: Tsingtau fiel. Das Wolffsche 
Telegraphenbüro teilte mit: 
Berlin, 7. November. 
Nach amtlicher Meldung des Reuterbüros aus Tokio ist 
Tsingtau nach heldenhaftem Widerstände am 7. November 
morgens gefallen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. 
Der stellvertretende Chef des Admiralstabes: Behncke. 
Wie man später erfuhr, war bereits am 26. Oktober die 
Wasserleitung Tsingtaus zerstört worden. Am 3. November 
wurden mehrere elfzöllige Geschütze auf einer Höhe auf 
gestellt, was entscheidend bei dem Eeneralsturm war. Fast 
das ganze Parlament und mehrere Minister waren zugegen. 
Die gefallenen Deutschen wurden von den Japanern alle 
in Einzelgräbern beigesetzt, denen die Aufschrift „Helden 
grab" gegeben wurde. 
„Daily Mail" ließ sich aus Tientsin melden, daß während 
der Beschießung Meyer-Waldeck, der Gouverneur der 
Festung, verwundet wurde. Sein letzter Befehl, ehe man 
ihn in das Krankenhaus überführte, war, bis zum letzten 
Mann zu kämpfen. 
Präsident Poincars sandte dem Kaiser von Japan 
anläßlich der Eroberung von Tsingtau ein Glückwunsch 
telegramm, worauf der Kaiser dankte. 
Die römische „Jtalia" bezifferte die japanischen Ver 
luste vor Tsingtau auf nahezu 10 000 Mann. Der japanische 
Botschafter in Rom, dem die auf Grund japanischer Zeitungs 
berichte vorgenommene Zusammenstellung vorgelegt wurde, 
soll es abgelehnt haben, sich amtlich über die Verluste zu 
äußern. Dagegen wird der „Jtalia" von Mitgliedern der 
japanischen Kolonie in Rom die Verlustangabe als zutreffend 
bezeichnet. , 
Durch Vermittlung der japanischen Gesandtschaft in 
Peking ist folgende vom Gouverneur von Tsingtau an 
Seine Majestät den Kaiser erstattete Meldung nach Berlin 
gelangt: „Tsingtau, 9. November. Festung nach Erschöp 
fung aller Verteidigungsmittel durch Sturm und Durch 
brechung in der Mitte gefallen. Befestigung und Stadt 
vorher durch ununterbrochenes neuntägiges Bombardement 
von Land mit schwerstem Geschütz bis 28 Zentimeter, Steil 
feuer, verbunden mit starker Beschießung von See, schwer 
erschüttert; artilleristische Feuerkraft zum Schluß völlig
	        
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