Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Hetman sämtlicher Heere ist der Zessarewitsch oder Thron 
folger. Die Uniform besteht aus einem Waffenrock von 
dunkelgrüner oder dunkelblauer Farbe, Stiefeln, Pluder 
hosen und Mütze; nur die Kuban- und die Terekkosaken 
tragen die Tscherkesska, einen langen Rock mit zwei Pa 
tronenreihen auf der Brust, und die hohe Lammfellmütze. 
An dem Kriegsruhm ihrer Ahnen haben die heutigen 
Kosaken keinen Anteil. Der russische Generalstab wird 
wohl selbst die Nutzlosigkeit des diebischen Gesindels ein 
gesehen haben, das überdies einen Heeresballast bedeutet, 
der zur Kalamität werden kann. Im Frieden verwendet 
man die Kosaken mit Vorliebe bei inneren Unruhen, damit 
sie ihre berüchtigten Nagaiken in Tätigkeit setzen, und als 
Grenzschutztruppe, deren Wachtposten von phantastisch ge 
bauten Holztürmen Ausschau halten. — 
Die Bezeichnung Kosaken ist auch auf einen Teil der 
persischen Wehrmacht übertragen worden, nämlich auf die 
jenigen Truppen, die seinerzeit durch Offiziere der rus 
sischen Militärkommission in Teheran aus Untertanen des 
Schahs neu gebildet und ganz nach russisch-kosakischem 
Muster eingerichtet wurden. Sie umfassen — oder, weil das 
persische Heer gegenwärtig noch in einer vollständigen 
Umänderung begriffen ist, vielleicht richtiger: umfaßten 
bisher eine berittene Brigade von vier Regimentern zu je 
400 Mann und zwei Kompanien Fußkosaken zu je 
150 Mann, die ganz und gar unter russischem Einfluß 
standen, bis sie 1909 unmittelbar dem persischen Kriegs 
minister unterstellt wurden. Die persischen Kosaken trägen 
die oben erwähnte Uniform der Kubanlosaken (siehe das 
Bild Seite 380 oben). 
Verdun. 
(Hierzu Bild und Karte auf dieser Seite.) 
Die starke Festung Verdun, die das nördliche Ende der 
rund 80 Kilometer langen befestigten Maasstellung Toul— 
Verdun bildet (siehe auch Seite 264), gehörte früher zu 
Deutschland. 
Im Vertrag zu Verdun fiel 843 die Stadt an Lothringen, 
mit diesem bald an Ostfranken und damit zum Deutschen 
Reich, wo es bis 1552 verblieb. Damals kam es nach dem 
Kriege Heinrichs II. mit Karl V. unter französische Herr 
schaft, endgültig aber erst 1648 mit Metz und Toul, als 
das von Uneinigkeit zerrissene, durch den Dreißigjährigen 
Krieg entvölkerte Deutschland jeder Willkür ausgeliefert war. 
1870 wurde der Platz am 25. September eingeschlossen, 
vom 13. Oktober an belagert und kapitulierte am 8. No 
vember mit 4000 Mann und 136 Geschützen. 
Von der Maas durchflossen, beherrscht Verdun die Eisen 
bahnen Metz—Paris und Lyon—Toul—Namur—Ant 
werpen, die sich hier kreuzen. In den letzten September 
tagen fiel dort, wie schon auf Seite 360 geschildert, das 
tapfer verteidigte Sperrfort Camp des Romains, halb 
wegs Verdun—Toul gelegen. 
Der so vollzogene deutsche Durchbruch trennt Verdun 
von Toul und ermöglicht, sobald dies nötig wird, die Ein 
schließung dieser Plätze auch von Westen her. Im Anschluß 
an Camp des Romains nach Norden liegen, ebenfalls auf dem 
rechten Maasufer, die Forts Troyon und, zwei deutsche 
Meilen von Verdun, Eönicourt; sodann, 6 Kilometer süd 
östlich vom Mittelpunkt der Stadt, das Fort Haudainville 
und 4,5 Kilometer östlich von diesem das Fort Rozellier. 
Halbwegs von letzterem nach Verdun zu das Fort Belrupt. 
Genau eine deutsche Meile östlich der Stadt befindet sich 
das Fort Moulainville und nahe nordwestlich von diesem 
das Fort Tavannes. 4,5 Kilometer nördlich Verdun liegt 
das Fort Froide Terre und in der Lücke zwischen diesem und 
Fort Tavannes die Redoute Souville. Halbwegs von letzterer 
nach der Stadt zu bildet die Redoute St. Michel mit der eben 
falls nur 2—3 Kilometer nach Norden vorgeschobenen Re 
doute Belleville eine Zwischenstellung zwischen der tief im 
Kessel gelegenen, an sich nicht haltbaren alten Kern 
befestigung und der Hauptkampflinie Tavannes—Froide 
Terre, über welche man schließlich noch eine dritte, Vaur— 
Douaumont, auf 9 Kilometer von der Stadt vorgeschoben 
hat. Auf dem lknken Ufer der Maas liegt 7 Kilometer nord 
westlich von der Stadt das Fort Marre, 4,5 Kilometer west 
lich die Redoute La Chaume, ebensoweit südwestlich die 
Redoute Reglet, sodann aber weitere 3 Kilometer südlich 
von dieser das Fort Landrecourt und gleich östlich davon 
die Redoute Dugny. 
Unter Redouten haben wir uns kleinere Forts vor 
zustellen, die aber zum Teil während der Vorbereitung auf 
diesen langgeplanten Krieg zu richtigen Forts ausgebaut, 
zum Teil seit diesem Frühjahr durch Batterien und Schützen 
gräben ergänzt, alle aber, samt den großen Forts, je nach 
den in Frankreich bekannt gewordenen Fortschritten unserer 
schweren Artillerie durch Betonbauten und stärkere Panzer 
modernisiert worden sind. 
Die Festung Verdun und ihre Forts.
	        
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