Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Phot. Max Rosenberg, Berlin. 
sah, daß nur ein Gefreiter mit 12 Mann sie gefangen nehmen 
wollte, fingen sie wieder an zu feuern. In den ersten Tagen 
der Belagerung wurden stets die Batteriestellungen ver 
raten und auch unsere Kolonnen beim Heranschaffen der 
Munition beschossen. Gs ist aber ohne jeden Verlust ab 
gegangen. Eine ganze Anzahl der französischen großen 
Geschosse explodierte wieder nicht, genau wie 1870. 
Unsere schwere Artillerie, die 42-oin- und 30-oin-Eeschütze, 
wie auch die Österreicher mit ihren 30-om-Kanonen, ebenso 
unsere Mörser, bei denen ich bin, wirken ganz fürchterlich. 
hatten genügend Wein und 30 gebratene Hähnchen bei 
sich. Die französischen Soldaten machen einen schwächlichen 
Eindruck. Sie sind bis über 50 Jahre und haben häufig 
Gebrechen. Sie wollen oft nicht kämpfen und halten, wie 
ich schon schrieb, dem Seitengewehr kaum stand, obwohl 
die Festung im allgemeinen gut verteidigt wurde. Die 
Feldartillerie der Franzosen schießt gut, doch ist die 
Wirkung nicht hervorragend. Es heißt jetzt, daß wir auf 
Paris zu marschieren. Das Land hier ist wundervoll. Es 
ist so hüglig, wie die goldene Aue. Nur ist der Boden eher 
Raft einer BrnEentrainabteilung in Russisch-Polen. 
Maubeuge ist eine viel schwächere Festung als Lüttich und 
Namur, aber es wurde besser verteidigt. Das oben er 
wähnte Verraten unserer Stellungen geschah, nachdem die 
Einwohner ausgetrieben waren, durch eine Telephon- 
station, die die Franzosen in einem Keller hinter unseren 
Batteriestellungen eingerichtet hatten. Sie wurde dann 
entdeckt und drei französische Offiziere herausgeholt. Sie 
noch besser, es ist ein ganz milder Lehmboden. Es gibt 
prachtvolle Weiden, auf denen noch viele Kühe umher 
irren, ebenso prächtige Fohlen. Alle brauchbaren Pferde 
sind natürlich von den Franzosen mitgenommen worden. 
Meine 100 Pferde sind noch in vorzüglichem Stande, ich 
habe bis jetzt nur wenig verloren ...“ 
«Fortsetzung solgt.s 
Illustrierte Kriegsberichte 
Das Schlachtfeld von Roers*). 
Von einem mitkämpfenden Offizier. 
«Hierzu das Bild Seite 329 und die Wegeskizze Seite 328.> 
Konnten die Truppen der 51. Jnfanteriebrigade in den 
vorhergehenden Kämpfen hauptsächlich ihre schießtechnische 
Ausbildung so gut verwerten, daß sie den Sieg an ihre 
Fahnen hefteten, so sollten sie im Gefecht von Longuyon- 
Notzrs, am 24. August, hauptsächlich durch ihre moralischen 
Soldateneigenschaften siegen. Hier erhielt ihre Friedens- 
erziehung zu Mut, Tapferkeit, Kaltblütigkeit und Todes 
verachtung die Feuertaufe. Gibt es doch für den Jn-- 
*) Man versäume nicht, die Schilderung von der Schlacht bei 
Longuyon in Heft 5, Seite 101 und 102 nochmals zu lesen. An 
dieser Stelle soll nur zur Ergänzung ein größerer Ausschnitt des 
Gefechts, sowie ein Bild über die letzte Phase des Kampfes und 
eine Schilderung von dem Aufräumen des Schlachtfeldes westlich 
Noors geboten werden. 
fanteristen nichts Schwereres, als stundenlang inr feind 
lichen, numerisch überlegenen Artilleriefeuer bis auf den 
letzten Mann auszuharren! 
Es dunkelte schon, als Regiment Kaiser Friedrich Nr. 125 
ohne zweites Bataillon — letzteres sollte den Schutz des 
Divisionsstabes in der Gegend von Viviers übernehmen — 
int Städtchen Longuyon einrückte. Eine unheimliche Stille 
lag über der Stadt. Nichts regte sich hinter den verschlossenen 
Fensterläden, bis sich unseren Kolbenstößen die Türen öffne 
ten, die sich auf unsere Rufe allein nie geöffnet hätten. 
Die Unterkunft wurde durch vorgeschobene Truppen 
teile gesichert. In Longuyon selbst sammelte sich immer 
mehr Militär an. Wir teilten die Stadtviertel brüderlich 
mit Grenadierregiment Königin Olga und anderen Württem- 
bergern. Spät nachts rückten auch noch Teile eines anderen 
Korps in die Stadt ein. 
Am nächsten Morgen ungefähr um halb sechs marschierten 
wir durch die Straßen in südwestlicher Richtung weiter, als
	        
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