Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914 
«Fortsetzung.» 
Östlich von Lunoville und südlich des Waldes von Parroy, 
in den die im Gefechte bei Lagarde geschlagenen fran 
zösischen Regimenter durch die deutschen Truppen hinein 
getrieben wurden, liegt das Fort Manonviller, das stärkste 
Sperrfort Frankreichs an seiner Ostgrenze gegen Deutsch 
land. Am 28. August kam die Meldung, das; dieses „un 
einnehmbare" Fort von uns genommen worden sei, 
unseren 42-ow-Mörsern konnte es nicht widerstehen. Die 
Beschießung geschah von der Grenzstation Deutsch-Avri- 
court aus. In der Nähe des Bahnhofes wurden zwei 
42-om-Geschütze eingeschanzt. Sie feuerten fast senkrecht 
in die Höhe, und von den Geschützen selbst aus sah man 
das Fort nicht, da noch einige größere Hügel dazwischen 
lagen. Die Treffwirkung wurde von einem Fesselballon 
aus beobachtet. Die Schüsse, deren Pfeifen man etwa 
Zwanzig Sekunden lang hörte, folgten anfänglich alle Zehn, 
später alle fünf Minuten. Im ganzen wurden 120 Schüsse 
abgefeuert, dann war Manonviller erledigt, ohne daß auf 
deutscher Seite ein Tropfen Blut floß. 
Die letzten Tage des August und die ersten Tage 
des September zeichnen sich durch eine außerordentliche 
Fülle wichtiger Ereignisse auf dem westlichen Kriegschau 
platze aus. Am 31. August wurde aus dem Großen Haupt 
quartier gemeldet: 
„Die Armee des Generalobersten v. Kluck hat den durch 
schwache französische Kräfte unternommenen Versuch eines 
Flankenangriffs in der Gegend von Combles durch ein 
Armeekorps zurückgeschlagen. — Die Armee des General 
obersten v. Bülow hat eine überlegene französische Armee 
bei Saint Quentin vollständig geschlagen, nachdem sie im 
Vormarsch bereits ein englisches Jnfanteriebataillon ge 
fangen genommen hatte. — Die Armee des Generalobersten 
v. Hausen hat den Gegner auf die Aisne bei Rethel zurück 
gedrängt. — Die Armee des Herzogs von Württemberg 
hatte bei Fortsetzung des Übergangs über die Maas den 
Feind zunächst mit Vortruppen überrannt, mußte aber 
beim Vorgehen stärkerer feindlicher Kräfte teilweise wieder 
über die Maas zurück. Die Armee hat dann die Maas 
übergänge wieder gewonnen und befindet sich im Vorgehen 
gegen die Aisne. Das Fort Les Ayvelles hinter dieser 
Armee ist gefallen. — Die Armee des deutschen Kronprinzen 
setzt den Vormarsch gegen und über die Maas fort. Nach 
dem der Kommandant von Montmody mit der ganzen Be 
satzung der Festung bei einem Ausfall gefangen genommen 
worden war, ist die Festung gefallen. — Die Armeen des 
Kronprinzen von Bayern und des Generalobersten v. Hee 
ringen stehen noch in fortgesetztem Kampfe in Französisch- 
Lothringen." 
Saint Quentin wurde bereits in den Befreiungskriegen 
am 12. März 1814 von den jetzigen Verbündeten der Fran 
zosen, den Russen, genoinmen. Auch 1870/71 wurde um 
diese Stadt heiß gekämpft. Der für uns siegreiche Aus 
gang bildete damals den glänzenden Abschluß des gefahr 
vollen Feldzugs der ersten Armee im Norden Frankreichs. — 
Auch im gegenwärtigen Kriege haben die Franzosen bei 
Saint Quentin nicht mehr Glück, obwohl ihnen ihre Bundes 
genossen, die Engländer, beistehen. Der Besitz dieser Stadt 
war für uns besonders wichtig wegen der Bahnverbindung, 
denn hier ist der Knotenpunkt der Nordbahn. Die Stadt 
zählt etwa 50 000 Einwohner. Sie ist Arrondissements- 
Hauptstadt im französischen Departement Aisne, am rechten 
Ufer der Somme. 
Montmsdy ist Arrondissementshauptstadt und Festung 
im französischen Departement Maas, an der Chiers und der 
Ostbahn. Es hat etwa 3000 Einwohner. 
Ludwig XIV. ließ die Festung von Vauban durch Her 
stellung Neuer Bastionen und Ravelins verstärken. 1815 
wurde sie von den norddeutschen Bundestruppen und 
Preußen belagert und nach Erstürmung der Unterstadt 
zur Kapitulation gezwungen. 1870 wurde sie als wichtiger 
Honvedhusaren verfolgen die bei Lancul geschlagenen russischen Truppen. Nach dem Bericht eines Augenzeugen gezeichnet non Ludwig Koch. 
Amerikan. Copyright 1914 vy Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 49
	        
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