Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des D§eltkrieges 1914 
«Fortsetzung.) 
Nach der Zurückweisung des serbischen Einbruchsversuchs 
verfolgte die österreichisch-ungarische Armee die fliehenden 
Serben über die Drina. Am 15. September wurde Wal- 
jewo (siehe hierzu die Übersichtskarte des österreichisch- 
serbischen Kriegschauplatzes Seite 178) genommen und 
nach starten Verlusten der Serben besetzt. Ein Teil der 
österreichisch-ungarischen Truppen, der bei Swornik über 
die Grenze gegangen war, vereinigte sich bei Waljewo 
mit anderen Gruppen, die von Bjelina aus in Serbien ein 
gedrungen waren. Vor der völligen Vertreibung der 
Serben aus Syrmien kam es noch zu zwei großen 
Schlachten bei Djatovo und Altpazua (Stara Pazova), wo 
die Serben wiederum unter schweren Verlusten geschlagen 
wurden. Die t. u. t. Artillerie und Maschinengewehre 
hielten in den serbischen Reihen furchtbare Ernte. Der 
Feind verlor ungefähr 3000 Gefallene, 7000 Gefangene, 
sowie zahlreiches Kriegsmaterial. Bei Altpazua endete der 
Kampf mit der wilden Flucht des Feindes gegen die Save, 
wobei eine große Anzahl Serben den Tod in den Wellen 
fand. 
Nach diesen Schlachten war Syrmien von den Serben 
vollständig gesäubert; der Führer der Serben soll Genera 
lissimus Putnit gewesen 
sein. Aber den Drina- 
übergang berichtete ein 
österreichischer Offizier 
folgendes: 
„Das Tal der Drina 
lag noch in dichtem 
Nebel, als unsere Trup 
pen über die Kriegs 
brücke, die eine Kom 
panie Pioniere mit Be 
nutzung einer Insel auf 
das serbische Ufer ge 
schlagen hatte, den Über 
gang begannen. Die 
serbische Artillerie schoß 
infolge des dichten Nebels 
ziellos, während unsere 
Geschütze, als der Nebel 
hochging, die Serben 
mit Schrapnellen über 
schütteten und ein ser 
bisches Gehöft, das den 
Feinden als Stützpunkt 
diente, zusammenschös 
sen. Unsere Infanterie 
ging unter dem Feuer 
der eigenen Artillerie 
gegen ein jenseits der 
Drina liegendes Dorf 
vor. Als wir die Stel 
lungen des Feindes aus 
gekundschaftet hatten, 
wurde der Gegner mit 
Schrapnellen beschossen 
und zog sich fluchtartig 
in die Berge zurück, 
und auch die serbische 
Artillerie jagte davon. 
Ein Geschütz mußte sie 
zurücklassen. Um fünf 
Uhr nachmittags war die 
ganze serbische Seite be 
setzt und das Dorf in 
den Händen der Öster 
reicher. Abends ging eine 
Reihe von serbischen Dörfern in Flammen auf, während 
die Österreicher den Feind vor sich hertrieben. Der Über 
gang hatte für die Österreicher verschwindend kleine Ver 
luste zur Folge, während viele Serben und Komitatschi 
fielen oder gefangen genommen wurden." 
Am 23. September wurde in Wien folgende amtliche 
Meldung bekannt: 
„Soeben eingelangte Nachrichten vom Balkankrieg 
schauplatze lassen erkennen, daß nunmehr die beherrschenden 
Höhen westlich Krupanj (Jagodnja, Biljeg, Crni vrh), um 
die tagelang erbittert gekämpft wurde, sämtlich in unserem 
Besitze sind, und daß hier der Widerstand der Serben ge 
brochen wurde. 
Daß während dieser Kämpfe des Eros unserer Balkan 
streitkräfte es einzelnen serbischen oder montenegrinischen 
Banden gelingen konnte, in solche Gebiete vorzudringen, 
wo nur wenige Gendarmen und die unumgänglich nötigen 
Sicherheitsbesatzungen zurückgeblieben sind» kann beim 
Charakter des Landes niemanden überraschen. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: 
v. Höfer, Generalmajor." 
Bei dem ungemein schwierigen Gelände trug der Angriff, 
der mit starken Kolonnen auf den von West nach Ost führenden 
Höhenlinien erfolgt war, den Charakter eines langsamen 
methodischen Vorwärtsschreitens; jede Übereilung in den 
ausgedehnten Waldungen des unwegsamen Gebietes hätte 
wegen der Gefahr von Hinterhalten den Erfolg gefährden 
können. Dem mußte natürlich Rechnung getragen werden. 
Das österreichisch-un 
garische Vordringen 
führte schließlich an den 
mächtigen Wall, der 
durch die Höhen Jago 
dnja (900 Meter), Crni 
vrh (890 Meter) und 
Biljeg (705 Meter) ge 
kennzeichnetist. Jnmehr- 
tägigem hartnäckigen 
Ringen wurden diese 
Höhenstellungen von den 
heldenmütig kämpfenden 
k. u. k. Truppen erobert. 
Die Kämpfe erinnern 
an das gewaltige Ringen 
zwischen den Bulgaren 
und Serben im zweiten 
Balkankrieg, an der Zle- 
tovska und Bregalnica 
zwischen Kotschana und 
der Straße Küstendil— 
Kumanowa, nur daß die 
Geländeschwierigkeiten 
diesmal noch größer 
waren. 
Bald darauf wurde 
weiter amtlich gemeldet: 
„Am 28. September 
nachmittags ist nach mehr 
als vierzehntägigen hart 
näckigen Kämpfen, wäh 
rend deren unsere Trup 
pen die Drina und Save 
neuerdings überschritten 
haben, auf dem südöst 
lichen Kriegschauplatz 
eine kurze Pause ein 
getreten. Unsere Trup 
pen stehen sämtlich auf 
serbischem Gebiet und 
behaupten sich vorerst in 
den blutig errungenen 
Stellungen gegen unaus 
gesetzte, hartnäckige An 
griffe. Diese enden stets 
mit bedeutenden Verlusten des Gegners. In den letzten 
Kämpfen wurden insgesamt vierzehn Geschütze und mehrere 
Maschinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen ist 
bedeutend, ebenso die der Überläufer. Die Nachrichten 
über einen serbisch-montenegrinischen Vorstoß nach Bos 
nien sind durch den Einfall untergeordneter Kräfte in das 
Gebiet an der Sandschakgrenze hervorgerufen worden. 
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Amerika«. Copyright 1914 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
	        
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