Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Wunder der Selbstlosigkeit und Tapferkeit werden im Kugel 
regen verrichtet. Ein verwundeter Offizier bleibt noch 
eine Stunde trotz großen Blutverlustes in der Schwarm 
linie, geht dann eine Stunde weit in den Ort, sammelt die 
Munitionstragtiere und Wagen und führt sie persönlich in 
die Gefechtslinie. Ein Offizierbursche geht hinter die eigene 
Schwarmlinie ins feindliche Feuer, schultert einen Unter 
offizier, der am Fuße verwundet ist, und trägt ihn zur 
Verwundetenträgerpatrouille. 
Solcher Heldentaten ließen sich noch viele berichten, 
denn beinahe jeder, der in einem solchen Feuer aushält, 
ist ein Held. Das Regiment hat gegen mehr als eine drei 
fache Übermacht an Infanterie und an Artilleriefeuer 
sich allein bis sechs Uhr abends gewehrt. Erst da kommt 
das Bruderregiment und geht gegen die linke Flanke des 
Gegners vor. — Die Brigade stößt bei Eintritt der Dunkel 
heit mit Teilen eines Jnfanteriebataillons in der rechten 
Flanke mit gefälltem Bajonett vor, und der Rest des 
Gegners, der noch eingeschlossen ist, bittet um Gnade. Rur 
wenige Schüsse fallen. Dann sieht man, daß die Floß 
brücke der Serben zerschossen ist und viele Serben und 
einige Geschütze in der Save versinken, nachdem erstere 
versucht hatten, das andere Ufer schwimmend zu erreichen. 
Ungefähr 4700 Gefangene, 8 Maschinengewehre und 4 Ge 
schütze sind in unseren Händen, zahlreiche serbische Ver 
wundete und Leichname decken das Feld. 
Doch hat auch unser Regiment viel Herzblut vergossen." 
«Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte 
In der Etappe. 
«Hierzu die Bilder Seite 285—287.) 
Eine Etappe hat die wichtige Aufgabe, den Verkehr 
zwischen der Front und der Heimat aufrecht zu erhalten; 
sie ist Sammel- und Speisebecken zugleich. 
Das wichtigste für die fechtende Truppe ist Munition; 
Gewehr und Kanone wollen fleißig gespeist werden, um 
dem Feinde ihre heißen Grüße senden zu können. Deshalb 
kommen endlose Reihen von Munitionskolonnen vom 
Schlachtfeld herein, um neuen Schießvorrat zu holen; be 
spritzt bis oben rollen die schweren Wagen einher, gezogen 
von prächtigen schweren Pferden und geleitet von ernsten 
Landwehrleuten, bei denen der Kriegsvollbart und die 
scharfen Eesichtszüge sich zu einem kräftigen, eindrucks 
vollen Bilde vereinen. 
An der Ladestelle warten Landsturmleute, um die 
hohlen Leiber der Lastautos mit Granaten, Schrapnellen 
und Patronen zu füllen. 
Auf der anderen Seite der Straße holpern Leiterwagen 
und andre Fuhrwerke mit Blähen bedeckt heran, tue aus 
den Feldbäckereien und Depots Kommißbrot, Konserven 
fleisch und Suppeneinlagen, vielleicht auch einige Fässer Bier 
unseren an der Front stehenden Soldaten zuführen. 
Dazwischen rattern und knattern leichte Autos zu den 
Güterwagen, auf denen noch die Aufschrift prangt: „Löwen 
bräu. Spatenbräu — München". Aus diesen Wagen 
kommt aber jetzt kein bayerisches Bier, sondern Lysol, 
Karbol, Verbandzeug und Tragbahren. Dies alles nehmen 
die leichten Autos auf und bringen es an die Verbandplätze. 
Hochbepackt sieht man auch die verschiedenen Feldpost 
autos. Reben und zwischen diesen Wagenreihen müssen 
aber zur Front marschierende und reitende Truppen sich 
durchwinden. Entsteht dann, wie es leicht geschieht, eine 
Stockung oder ein Zusammenstoß, so entwirren einige 
kräftige soldatische Kosenamen oder ein Witzwort hinüber 
und herüber rasch den Knäuel von Menschen, Pferden 
und Wagen und retten die verwickelte Lage. 
Oder der blutige Ernst des Krieges bringt die Kolonnen 
sofort zum Halten; es tritt plötzlich eine feierliche Stille 
ein: man läßt einen Zug von langsam schreitenden oder- 
hinkenden Gestalten an den Wagen vorbei. Es sind Ver 
wundete, bleichen Angesichts, mit Binden an Kopf oder 
Arm; sie gehen zum Lazarettzug, der sie in die Heimat 
bringen soll. 
Schwerverwundete werden zum Bahnhof gefahren. 
Hier treffen sie auch wohl mit französischen Gefangenen 
zusammen, die ins Innere des Landes abgeführt werden
	        
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