Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
kunft zahlreicher Verwundeter dienen in Ermanglung von 
Dach und Fach die Zeltbahnen der Gefallenen und Ver 
wundeten, aus denen die Krankenträger geräumige Ver 
wundetenzelte aufzubauen lernen. Nach außen wird der 
Hauptverbandplatz durch die National- und die Genfer 
Flagge, das Rote Kreuz im weißen Felde, gekennzeichnet; 
nachts durch eine rote Laterne. Der Dienst der Kranken 
träger wird heute durch die ausgedehnte Feuerwirkung bis 
über zweitausend Meter und die Dauer der Kämpfe sehr 
erschwert. Es ist unter solchen Umständen erklärlich, daß 
die Nacht eifrig mitbenutzt wird, um Verwundete zu bergen; 
die Sanitätskompanien sind daher mit reichlichem Er 
leuchtungsgerät versehen. An jedem Verwundeten wird 
ein Wundtäfelchen befestigt. Die darauf enthaltenen An 
gaben erleichtern den folgenden Ärzten die Arbeit und er 
sparen den Verwundeten überflüssige Untersuchungen und 
Verbandwechsel. Nach der Schlacht bricht die Sanitäts 
kompanie den Hauptverbandplatz ab und folgt ihrer Division, 
sobald alle versorgten Verwundeten den Feldlazaretten 
zugeführt sind. Leichtverwundetensammelplätze nehmen die 
jenigen Verwundeten auf, die ohne Schaden alsbald weiter 
zurückgeschafft werden können. Die erste Lazarettpflege 
die Kranken mit dem nötigsten Personal und Sanitäts 
material unter dem Schutze der Genfer Konvention zurück, 
während sich das übrige Personal mit den Fuhrwerken der 
Armee anschließt. 
Das E t a p p e n g e b i e t hat für die Verbindung des Heeres 
mit der Heimat, für den Nachschub von Ersatzmannschaften, 
Munition, Verpflegung, Bekleidung, Sanitätsmaterial die 
größte Bedeutung. Es kann sehr weite Ausdehnung ge 
winnen, wie im jetzigen Kriege, wo große Truppenmassen 
erforderlich sind, um die Etappenstraße und die an ihr liegen 
den Magazine zu decken; großartige Vorkehrungen werden 
nötig, um die zur Feldarmee durchpassierenden Truppen 
wie die von ihr zurückströmenden Krankentransporte unter 
zubringen und zu verpflegen. Für das Sanitätswesen be 
ginnt im Etappengebiet die ruhigere ärztliche Behandlung 
nichttransportabler Kranker in feststehenden Kriegslazaretten. 
Anderseits befinden sich hier die Formationen für das Kran 
kentransportwesen, den Nachschub an Sanitätsmaterial und 
für die praktische Durchführung der Maßnahmen, die zum 
Gesundheitschutz des Heeres dienen. Neben dem amtlichen 
Personal findet die freiwillige Krankenpflege hier einen 
weiten und verantwortungsreichen Wirkungskreis. 
Hofphot. H. Benfemann, Metz. 
Ein deutscher Verwundetenkransport in Conflans (Französtsch-Lothringen). 
wird von den Feldlazaretten geleistet. Deren gibt es zwölf 
bei jedem Armeekorps. Sie sind für die Lagerung von 
zweihundert Kranken ausgerüstet, können zur Not aber 
mehr aufnehmen. Unter den Fahrzeugen eines Feld 
lazarettes befindet sich auch ein Krankenwagen mit Tragen. 
Die Lazarette stehen unter dem Befehl von Ehefürzten. 
Bei Gefechten werden sie in der Nähe des Schlachtfeldes, 
möglichst in Ortschaften errichtet. Dort werden geeignete 
Räumlichkeiten, wie Vergnügungslokale, Schulen, Villen 
und so weiter, mit den Geräten eingerichtet, die vom Lazarett 
mitgebracht werden. Andere Ausstattungsgegenstände, 
wie zum Beispiel Feldbettstellen, sollen nach vorhandenen 
Zeichnungen am Standort angefertigt werden. Der Dienst 
vollzieht sich nach ähnlichen Grundsätzen wie im Friedens 
betriebe. Leitender Gesichtspunkt bleibt, die Kranken so bald 
wie möglich beförderungsfähig herzustellen, damit das Feld 
lazarett frei wird und seinem Armeekorps folgen kann. Das 
ist nicht immer durchzuführen; eingerichtete, am Standort ver 
bleibende Feldlazarette treten deshalb unter den Befehl der 
Etappenbehörden, wenn die Armee weiter vorrückt. Bleibt 
diese längere Zeit in einer Gegend, beispielsweise bei Belage 
rungen, so können Feldlazarette monatelang in Tätigkeit 
bleiben. Dann kommt auch eine Erweiterung durch Baracken 
und Zelte in Frage. Bei rückgängigen Bewegungen bleiben 
Jeder Etappeninspektion ist ein Etappenarzt (General 
arzt) als leitender Arzt beigegeben. Ihm zur Seite steht 
als wissenschaftlicher Berater ein Gelehrter aus dem 
Fach der Gesundheitspflege: der beratende Hygieniker, zu 
dessen Ausstattung ein vollständiges Laboratorium gehört. 
Außerdem tritt hier ein Kriegslazarettdirektor (Oberstabs 
arzt) in Tätigkeit; ihm fällt die Beaufsichtigung der errich 
teten Lazarette zu. Die Kriegslazarette, größere stehende 
Anlagen, sind dazu bestimmt, Feldlazarette abzulösen, 
können sich aber auch direkt einrichten. Sie werden mit 
Ärzten und anderem Sanitätspersonal aus den Kriegs 
lazarettabteilungen besetzt; das Material entnehmen sie 
den für diesen Zweck reich ausgestatteten Etappensanitäts 
depots. Die größten Lazarette liegen am Etappenhaupt 
ort; kleinere werden an allen wichtigen Orten der Etappen 
straßen eingerichtet. Treten ansteckende Krankheiten auf, 
so werden von dem Kriegslazarettpersonal abseits der 
Hauptverkehrswege Seuchenlazarette eröffnet. Sie unter 
scheiden sich dadurch von den anderen Krankenanstalten, 
daß sie niemals Kranke in andere Lazarette abgeben, 
sondern jene erst dann entlassen, wenn keine Gefahr einer 
Weiteransteckung mehr besteht. Die wichtigste Formation 
im Etappengebiet ist die Krankentransportabteilung, der 
die außerordentlich umfangreiche und schwere Aufgabe zu-
	        
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