Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Verankerte Minen. 
Deckung zu verbessern, 
denn unser zweites Ge 
schütz, an dem ich Richt 
kanonier bin, stand 
etwas zu weit vor. Um 
ein Uhr erhielten wir 
plötzlich nochmals ganz 
überraschend furcht 
bares Artilleriefeuer 
und zwar von vorne. 
Ich hatte mich sofort 
ganz dicht an meine 
Deckung geworfen, die 
ich mir glücklicherweise 
recht tief, tiefer als 
sonst, gemacht hatte, 
und liest den ganzen 
Hagel über mich gehen. 
Die Schrapnelle fühl 
ten wir im allgemei 
nen wenig; sie zer 
sprangen zu hoch, und 
bei der flachen Flug 
bahn auf der kurzen 
Entfernung konnten 
wir nicht beschädigt werden, denn die Schrapnelle wirken 
nur schräg vorwärts. Das scheinen die drüben aber auch 
beobachtet zu haben, denn nach einer ganz kurzen Pause 
kamen Granaten. Die ersten lagen 
hundert Meter zu weit, die nächsten 
fünfzig Meter zu weit; ich wustte, 
nun brechen sie an der Entfernung 
nochmals fünfzig Meter ab, dann 
haben sie uns. Diesen Gedanken 
hatte ich kaum gegen unseren Leut 
nant ausgesprochen, als ich plötz 
lich durch einen furchtbaren Druck 
noch weiter in den Boden gedrückt 
wurde; ich sah dann noch eine 
Flamme und dachte nur: jetzt bist 
du weg. Noch einige kamen dann 
auf uns zu, zum Glück davor und 
dahinter. Dann hörten sie plötzlich 
auf. Unsere Haubitzenabteilung, die 
seitwärts hinter uns verdeckt stand, 
hatte sie endlich entdeckt am Auf 
blitzen der Schüsse. In kürzester 
Zeit waren sie für immer zum 
Schweigen gebracht. Die Infan 
terie brachte die zwei Batterien 
(sieben von acht Geschützen) abends 
ins genommene St. D. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit 
fuhren wir oberhalb dem Hof La Roche bei St. D. noch 
mals zur Verfolgung auf. Eine französische Feldbatterie 
hatte anscheinend schon erwartet, dast auf dem Berg über 
La Roche Artillerie zur Verfolgung auffahren würde, 
denn wir hatten noch nicht zehn Schuß abgegeben, als 
wir in der von den Franzosen gewohnten Weise überschüttet 
wurden, aber ohne Erfolg, davor und dahinter schlugen die 
Granaten ein, ohne einen Mann zu verletzen. Spät in 
dieser Nacht brachten wir unsere Geschütze ohne Bespannung 
wieder ins Tal und bezogen bei La Roche Biwak. 
Das war ein denkwürdiger Tag gewesen, dieser Donners 
tag, 27. August, den ich in meinem Leben nicht vergesse. Vor 
her und nachher bekamen wir noch sehr oft Feuer in die 
Batterie, aber nie mehr so furchtbar und mit der Genauig 
keit jener beiden Eebirgsbatterien. Das singende „bhs—bhs 
—bhs" der Infanterie ist liebliche Musik gegen das heulende 
Sausen „sss—sss—sss" der Artilleriegeschosse und das harte 
Krachen der krepierenden Granaten. Wann ich das In 
fanteriegeschütz „bhs—bhs" höre, ist es vorbei, es tut nichts 
mehr; das Artilleriegeschost höre ich aber kommen, man 
kann die letzte Flugstrecke hören und must denken: kommt 
es jetzt zu dir? Wenn die französische Infanterie so gut 
wäre wie ihre Artillerie, dann stände es wohl etwas schlimmer 
für uns. Wie man hört, soll die französische Infanterie im 
Feuergefecht gar nicht schlecht sein und es meisterhaft ver 
stehen, jede Deckung im Gelände auszunutzen, aber wenn 
sie die Bajonette sehen und die Sturmhurras der Unse- 
rigen hören, dann können sie nicht widerstehen, sie lassen 
Galvanische 
Schlagmine. 
die Waffe und alles fallen und laufen oder ergeben sich. 
Die Schwaben und Bayern sollen besonders im Sturm 
gefürchtet sein. 
Petit-M., 14. September. 
Ich bin nun einige Tage nicht mehr zum Schrei 
ben gekommen, wir hatten groste Märsche nordwärts, 
waren sogar schon auf deutschem Boden (in Lassenborn 
in Lothringen) und sind nun schon wieder südlich in P., 
wo wir vor drei Tagen durchmarschiert sind. (Anschei- 
nend ein Scheinrückzug oder so was.) Am Sonntagmor 
gen (30. August) zogen wir das erstemal durch St. D. 
Es ist dies ein ganz netter Industrie- und Handelsplatz, 
aber bös sah es darin aus. Aus- und Eingänge der 
Stadt waren bös zerschossen. Ja, ja, das ist der Krieg! 
Um dieses Städtchen herum kämpften wir nun bis 11. ds. 
abends, bald südlich, bald östlich, dann wieder westlich; 
waren die Franzosen in einem Tal zurück, kamen sie im 
anderen wieder herein. So ging es fort. Einige Male 
lagen wir mehrere Tage in einer Stellung, so bei D., wo 
wir so heftig beschossen wurden, im gleichen Loch vier Tage. 
Einige Male verließen wir die Stellung auf einige Stunden, 
nachts kehrten wir aber immer wieder zurück. Dieser Klein 
krieg in den gebirgigen Vogesen nimmt einen schwer mit 
und wird einem verleidet, weil man gar keinen Erfolg 
sieht (wenigstens keinen für uns sichtbaren). 
Erüste alle Bekannte herzlich von mir, vor allem Mutter, 
Fritz, Eckles. Dein Jakob. 
Dampferjagd auf hoher 
See. 
(Hierzu Las Bild Seite 213.j 
Der Kampf der Kriegschiffe 
gegeneinander ist nur die eine Seite 
des Ringens zur See. England hat 
von jeher auch die andere min 
destens ebensosehr in Betracht ge 
zogen, nämlich die Lahmlegung des 
feindlichen Handels. Aber die Kehr 
seite der Medaille für England ist 
die, dast zugleich der Seehandel 
überhaupt fast ganz aufgehört hat. 
Denn da die englischen Kriegschiffe 
auch nach Willkür auf neutralen 
Schiffen eine Menge Güter für 
Kriegskonterbande erklären, ist deren 
Verkehr ebenfalls stark behindert, 
ja bedroht. Nun lebt England zu 
vier Fünfteln vom Ubersee- und 
Vermittlungshandel; dazu hat es 
gerade in Deutschland seinen besten Kunden verloren, denn 
nicht weniger als ein Fünftel unserer gesamten Einfuhr 
im Wert von 
fast elf Milliar 
den Mark kam 
aus England. 
Schließlich find 
wichtige neu 
trale Ausfuhr 
gebiete , zum 
Beispiel Süd 
amerika, beson 
ders Brasilien, 
durch den euro 
päischen Krieg 
in solche Geld- 
schwierigkeiten 
geraten, daß 
auf Barzahlun 
gen von dort 
keine Aussicht 
besteht. Ob das 
der englische 
Handel auf die 
Dauer aushal 
ten kann, darf 
bezweifelt wer 
den. Die wei 
tere Schwierig- Die gebräuchlichste Art der Seeminen. 
Schema der Lage der galvanischen 
Strömung. 
Nach „Bloch, Der Seekrieg". 
\-GEcu>rÄ)hre mitJB&iftappe 
E Cement
	        
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