Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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großen Reichweiten zwi 
schen den einzelnen Sta 
tionen und in der ein 
wandfreien Zeichenüber 
tragung und Verständi 
gung. Man taun heute 
mit Überbrückung von 
8200 Kilometern Tele- 
funkendepeschenvonSüd- 
westafrita über Togo nach 
Nauen bei Berlin senden. 
Es hat allen Anschein, 
als würde mit der Zeit 
im Heer der Fernsprech 
betrieb und die drahtlose 
Funkentelegraphie den 
eigentlichenTelegraphen- 
betrieb mit Leitungen 
und Morseapparaten er 
setzen. Man hat natür 
lich schon eine leistungs 
fähige Funkenstation für 
das Heer geschaffen? 
diese sogenannte Kaval 
leriestation kann auf drei 
Pferden befördert und 
in einer Viertelstunde 
betriebsfertig aufgebaut 
werden. Sender und 
Empfänger sind in einer 
Ledertasche unterge 
bracht, alle Einzelheiten 
übersichtlich angeordnet 
und liegen nach Abheben 
der Deckkappe frei. Der 
Empfänger läßt sich auf 
alle Wellen zwischen 300 
und 1800 Metern mit 
Hilfe eines Stöpselschal 
ters und Variometers 
abstimmen. Zur Hoch 
führung der Luftdrähte 
dienen Teleskopmaste, die Erdung erfolgt durch auf der Erde 
ausgespannte Drähte, die beim Transport aufgespult wer 
den. Die Reichweite der Kavalleriestation, die nur eine 
Bedienung von zwei Mann erfordert, beträgt in ebenem 
Gelände bei Tag 100 Kilometer, nachts 150 Kilometer. 
Feldpostbrief aus den Vogesen. 
(Hierzu das Bild auf Seite 212.) 
11. Sept. 1914. IO Kilometer nordöstlich St..., gegen S ... zu. 
Mein lieber Hans! 
Gestern nacht hatten wir Stellungswechsel hierher, wo 
wir nach schwerern Marsch durch gebirgiges Gelände um 
Unsere Feldtelefunkenstation in Feindesland. 
Legen einer Feldtelegraphenleitung durch serbisches 
Militär. 
wir fast offen auf und 
begannen das Feuer 
gegen zurückgehende 
Infanterie, die sich in 
den ersten Häusern von 
St. D. teilweise auf 
hielt. Wir hatten uns 
noch nicht recht ver 
schanzt, als wir schon 
Artilleriefeuer und 
etwas von der 
Seite her be 
kamen. Rachdeur das 
feindliche Feuer von 
anderen Batterien 
zum Schweigen ge 
bracht war, schossen 
wir weiter auf den 
Eingang von St. D. 
und eine Batterie 
rechts davon im Wald, 
die sich in kurzer Zeit 
verzog. Jede freie 
Minute benutzten wir 
natürlich, um unsere 
ein Uhr ankamen. In 
der Ferne gegen Epinal 
zu hört man das Don 
nern schwerer Geschütze. 
Bei S... überschritten 
wir um fünf Uhr mor 
gens die Grenze. In S., 
der letzten deutschen 
Stadt, hatten die Fran 
zosen unheimlich gehaust, 
hauptsächlich natürlich in 
den Häusern der Deut 
schen. Wider alles Völ 
kerrecht haben sie Frauen 
und Kinder der Zollbe 
amtenmitgenommen und 
im Zollamt alles ohne 
Ausnahme krirz und klein 
geschlagen. Die Kirche 
benutzten sie als Stall, 
und nicht genug das, sie 
verunreinigten sie auch 
sonst noch in nicht wieder 
zugebender Weise. Von 
uns wurde eine verlassene 
Villa eines Franzosen 
einzig und allein nach 
Eßbarem durchsucht. Un 
sere Soldaten verhalten 
sich mustergültig und be 
zahlen alles; nur in den 
Häusern, die von den 
Bewohnern aus Furcht 
verlassen worden sind, 
werden sämtliche Eß- 
waren geholt. Für uns 
Artilleristen fällt natür 
lich nichts mehr ab, weil 
vor uns Kavallerie und 
Infanterie kommt und 
wir zudem nie in Ort 
schaften oder Städten 
liegen, sondern die Nacht immer in Stellung sind. 
Am 24., 25. und 26. August regnete es, was herunter 
konnte, dabei war es auch recht kalt; Du kannst Dir denken, 
was es da für ein Vergnügen ist, nachts draußen zu sein. 
Wohl zieht man ein Zelt über Geschütz- und Munitions 
wagen, da haben aber die acht oder neun Mann nur noch 
dürftig Platz; morgens ist man dann immer ganz durch 
froren. Dabei hatten wir am 26. August den ganzen Tag 
keine Feldküche zu sehen bekommen, sie war in dem schweren 
Boden nicht mehr mitgekommen. Am Donnerstag, 27. August, 
machten wir gegen neun Uhr morgens einen Stellungs 
wechsel zur Verfolgung des über St. D. zurückgehenden 
Feindes. Einen Kilometer über D. gegen St. D. zu fuhren 
Pbot. Grobs, Berlin. 
Phot. Leipziger Kresse-Bärs. 
Eine deutsche Feldtelephonleitung.
	        
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