Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
feindliche Kräfte nicht zu halten sein würden, war von 
vornherein anzunehmen. 
Die englisch-französischen Truppen standen unter dem 
Befehl des englischen Generals Dobell. Allster Duala 
wurde auch die Missionsstation Bonaberi, gegenüber von 
Duala, besetzt. 
Nach einer Meldung des Neuterbüros vom 2. Oktober 
gingen südafrikanische Truppenabteilungen auch gegen 
zwei deutsche Posten, von denen der eine bei einein Gras 
platz in der Nähe von Lüderitzbucht, der zweite 26 Mei 
len nördlich von Lüderitzbucht bei Anichab stand, zum An 
griff vor. 
Es liest sich wohl denken, dast unsere tapferen Südwester 
ilicht leichten Herzens den Boden aufgeben würden, um den 
sie so hart gekämpft haben. Selbst die Engländer, die mit 
Vorliebe die Erfolge ihrer Gegner verschweigen, müssen 
einen deutschen Sieg in Südwest zugestehen. Nach einer 
Londoner Depesche mis Kapstadt fanden zwischen dem 
1. Reginlent südafrikanischer Scharfschützen lmd einer Ab- 
teilling deutscher Feldartillerie Kämpfe im Namaqualand 
statt. Die Deutschen begannen den Angriff mit zwei Ge 
schützen. Britische Kanonen erwiderten das Feuer und 
suchten die feindlichen Geschütze zum Schweigen zu bringen. 
Der Angriff der Deutschen entwickelte sich aber so schnell, 
dast sie bald zehn Geschütze gegen die Engländer ins Feuer 
brachten. Es gab viele Tote und Verwundete. Im Laufe 
des Kampfes trat bei den Engländern Munitionsnrangel 
ein, so dast ihre Stellung unhaltbar wurde. Die Scharf 
schützen taten alles, um das feindliche Feuer zum Schweigen 
zu bringen, doch alles war vergeblich. Nachdem die Eng 
länder alles zerstört hatten, was dem Feinde irgendwie 
von Nutzen hätte sein können, wurde die weiste Fahne 
gehißt. Die Verwundeten wurden von den Deutschen gut 
behandelt und die Gefallenen ohne Unterschied der Nation 
mit militärischen Ehren bestattet. Verschiedene englische 
Abteilungen machten dann den Versuch, die deutschen 
Stellungen wiederzuerobern, aber die Deutschen waren 
zu stark, und die vordringenden Engländer mußten vor dem 
heftigen Feuer der deutschen Maschinengewehre zurück 
weichen. (Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Die Schlacht bei Soifsons. 
(Hierzu die Bilder Seite 215 und 216/217.) 
Während die deutschen Truppen schon bis Albert und 
Arras vorgedrungen waren und die Front der durch 
ihre Dauer wie ihre Ausdehnung eine weltgeschichtliche 
Neuheit darstellenden deutsch-französischen Entscheidungs 
schlacht somit von den Vogesen bis beinahe zur Nordsee 
reichte, hatten sich die verbündeten Franzosen und Eng 
länder offenbar darauf versteift, bei Soifsons, auf der 
Linie Paris—Namur, die deutsche Front zu durchbrechen. 
Diese war aber gerade dort außerordentlich stark, nicht nur 
von Natur, auf den Höhen nördlich der Aisne, den Fluß 
als Hindernis vor sich, sondern der Berichterstatter der 
„Times" stellte auch unserer Feldbefestigungskunst, wie sie 
sich dort zeigte, untern: 19. September ein glänzendes Zeug 
nis aus. Man weist, dast die Franzosen von jeher Meister 
gewesen sind so 
wohl in der Aus 
nutzung aller na 
türlichen Deckun 
gen als auch in der 
raschen Herstellung 
künstlicher. Dies 
mal haben auch die 
Unsrigendie erstere 
tagtäglich und mit 
Erfolg geübt. Bei 
Jena 1806 waren 
hauptsächlich darin 
die Preußen und 
Sachsen den Fran 
zosen unterlegen 
gewesen,denndiese 
lernten sie zur Zeit 
der ersten Revo 
lution von Frei 
heitshelden, die 
in Amerika die 
Deckung im Ge 
lände den India 
nern abgesehen 
und im nordame 
rikanischen Frei 
heitskrieg ausgebildet hatten. In ihren vielen Kolonial 
kriegen hatten dann die Franzosen Gelegenheit, sich 
in der Benutzung kleiner Eeländevorteile weiter zu ver 
vollkommnen, so dast sie uns noch 1870 darin allgemein 
überlegen waren, wie jetzt die Alpenjäger in den Vogesen. 
Aber auch Feldbefestigungen stellen die Franzosen außer 
ordentlich gewandt her. Daß wir ihnen nun auch darin 
mindestens ebenbürtig sind, ist sehr erfreulich, denn wir 
ersparen dadurch viel edles Blut. Der englische Sach 
verständige hat uns das Lob gewiß nicht gern gespendet! 
Nachdem er noch die Tätigkeit des deutschen Geschützes 
„meisterhaft" genannt, berichtet er weiter, dast dieselben die 
ganze Nacht auf Montag den 14. Septenrber die Ver 
bündeten mit Feuer überschütteten und von da an Tag für 
Tag das Tal der Aisne zu einer wahren Hölle machten. 
Dabei verdunkelten Regen und schwarze Wolken den Himmel, 
und die französische Artillerie konnte nur dadurch gegen die 
vorzüglichen deutschen Verschanzungen etwas ausrichten, 
dast sie von ihren Fliegern und aus Fesselballons durch 
Fernsprecher gut mit Nachrichten bedient wurde. So ging 
es fort bis Donnerstag den 19. September. In der Nacht 
vom 18. auf 19. war der Angriff der Deutschen besonders 
entsetzlich. „Lawinengleich stürzten sie auf die Feinde, 
unwiderstehlich und todesverachtend." Berichte aus Paris 
über Genf bezeichnen besonders die Verluste des englischen 
Korps als sehr schwer. Nach Rotterdam melden englische 
Beobachter, dast die Aisne Hochwasser führte, wodurch der 
englisch-französische Brückenschlag vor Soifsons erschwert 
wurde. Die deut 
schen Batterien 
vereinigten ihr 
Feuer aus die 
Brückenstelle und 
vernichteten die 
dort befindlichen 
Feinde.Die schwer 
sten Opfer aber 
kostete der eng 
lische Angriff den 
jenigen Regimen 
tern, denen es ge 
glückt war, auf das 
nördliche Flustufer 
herüberzukommen, 
um die starke deut 
sche Stellung an 
der Eisenbahn zu 
nehmen. 
Scheinwerferder 
Deutschen beleuch 
teten das englische 
Vorgehen taghell, 
und ein vernich 
tendes Eeschütz- 
und Gewehrfeuer 
schlug den Engländern entgegen. Diesen Vorgang schildert 
meisterhaft unser Bild Seite 216/217, auf dem die englischen 
Sturmkolonnen sich eben anschicken, in die deutsche Ge 
schützlinie einzubrechen, und nun durch einen kraftvollen 
Vorstoß des Fußvolks zertrümmert werden. 
Die Stadt geht unter diesem Feuer in Flammen auf. 
„Es sieht aus, als ob ein Erdbeben gewütet hätte . . . man 
geht über Schutthaufen, Fensterrahnren, Hausrat; die 
Dächer find weggefegt .. . Brandrauch, vermischt mit 
dem Rauch der Geschosse und dem Staub der stürzenden 
Häuser, zieht in ungeheuren Wolken durch die Straßen, 
Phot. Leipziger Presse-Büro. 
Eine neue französische Aeroplan-Mitrailleuse, wie solche während des jetzigen Krieges von 
unseren Feinden verwendet werden. Man hat diese Aufnahme als Postkarte von französischen 
Flugzeugen auf deutschem Gebiet abgeworfen, um die Grenzbevölkerung in Schrecken zu versetzen.
	        
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