Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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Elisabeth" und dem deutschen Kanonenboot „Jaguar" wirk 
sam beschossen. Die deutschen Verluste sollen gering ge 
wesen sein. Die Japaner warten Verstärkungen aus 
Japan ab." 
Schon einen Tag später meldete „Reuter" aus Tokio, 
daß ein japanischer Minensucher beim Zerstören einer Mine 
vor Kiautschou gesunken ist. Neun Mann der Besatzung 
ertranken, während vier Mann gerettet werden konnten. 
Wenn die Japaner geglaubt hatten, unser Kiautschou 
müsse eine Ieid)te Beute für sie werden, um so mehr, da 
sie ja noch von britischen Streitkräften unterstützt wurden, 
so haben die Ereignisse gelehrt, daß deutsches Heldentum 
der größten Abermacht die Stirne zu bieten vermag. 
Trotzdem müssen wir aber damit rechnen, daß an einen 
dauernden erfolgreichen Widerstand unserer kleinen Be 
satzung nicht zu denken ist, wenn sie ihr Leben auch so 
teuer als möglich verkaufen wird. Tiefes Mitgefühl er 
greift das ganze deutsche Volk, wenn es an seine Söhne 
denkt, die da draußen in Ostasien auf verlorenem Posten 
stehen und in Gewißheit ihres Unterganges kämpfen. Und 
beth" dort aus, bereit, ihr Letztes hinzugeben in treuer 
Waffenbrüderschaft für uns. Sie kämpft unter dem Jubel 
von ganz Österreich-Ungarn gemeinsam mit uns den Helden 
kampf, obwohl das bittere Ende kaum zweifelhaft ist. Sie 
gibt damit den nur durch Habsucht und Neid verbundenen 
Japanern und Engländern ein hehres Beispiel edler, un 
eigennütziger Freundschaft, wie sie nur in deutschen und 
deutschfühlenden Herzen keimen kann. 
Ein hervorstechendes Merkmal des gegenwärtigen Krieges 
ist es, daß unsere Feinde unter Hintansetzung von Anstand 
und Würde, Kultur und Zivilisation einzig von dem Ge 
danken beherrscht sind, uns um jeden Preis Schaden zu 
zufügen. Die Kriegführenden müßten sich doch sagen, daß 
das Schicksal der Kolonien vom Ausgange des europäischen 
Krieges abhängig ist und daß der Friedenschluß in Europa 
auch die Ordnung der Dinge im Kolonialbesitz herstellt. 
Wo finden aber vernünftige Erwägungen Raum, wenn alle 
Handlungen Habgier und Rachsucht zur Triebfeder haben? 
Dies gilt besonders von England. Die Russen fühlen 
sich als Beschützer des Slawentums und streben danach, alle 
Hofphot. A. Kübiewindt, Photoverlag, Königsberg 
Fesselballon als Beobachlungsstation über einem der masurischen Seen; im Vordergrund Fernsprechwagen. 
um so heller erstrahlt ihr Heldenmut, wenn man erwägt, 
daß sie von den Ereignissen im Mutterlande nur in der 
Beleuchtung der englisch-französischen Lügenmeldungen 
Kunde erhalten. 
In diesem Heldenkampfe von Tsingtau gegen das über 
mächtige, mit Großbritannien verbundene Japan glänzt 
aber noch ein Stern von hoher Bedeutung und leuchtet 
eine Seelengröße, wie man sie in der Geschichte der 
Völker kaum ein zweites Mal findet. Die Ratten verlassen 
das Schiff, wenn es zu sinken beginnt, und die besten 
Freunde werden oft untreu, wenn die Erkenntnis auf 
taucht, daß die Betätigung der Freundschaft doch nur ge 
meinsamen Untergang bringt. Da sucht oft der beste 
Freund noch zu retten, was zu retten ist, und das Wort 
in Schillers Bürgschaft: „Zurück, du rettest den Freund 
nicht mehr!" wird oft genug als der Weisheit letzter Schluß 
betrachtet. Wie anders unsere österreichisch-ungarischen 
Waffenbrüder! Auch sie wissen, daß Kiautschou ein ver 
lorener Posten ist, daß es dort nicht heißt: Siegen oder 
sterben!, sondern daß nur das Sterben das Ende dieses 
Kampfes sein kann. Trotzdem harrt die „Kaiserin Elisa- 
Slawen unter ihrem Zepter zu vereinigen. Die Franzosen 
wollen immer noch die Niederlage von 1870/71 auswetzen. 
Bei diesen beiden Gegnern hat der Krieg also immerhin eine 
gewisse ideelle Grundlage; diese fehlt aber vollkommen bei 
den Engländern. Sie galten uns als germanisches Bruder 
volk, und nichts wäre ihnen leichter gewesen, als mit uns in 
Freundschaft zu leben, wobei sie ohne Krieg gewiß ein 
gutes Geschäft gemacht hätten. Es ist also ein sinnloses 
Wüten, das England heraufbeschworen hat, und zwar aus 
reinem Geschäftsneid, nur um einen unbequemen Neben 
buhler auf dem Weltmärkte zu beseitigen. 
Die Engländer haben sich nicht einmal zu der Erkenntnis 
aufzuschwingen vermocht, daß trotz des Krieges die Vor 
herrschaft der germanischen Rasse auf unserem Weltteile 
gewahrt werden müsse und das Abergewicht der weißen 
Bevölkerung nicht untergraben werden dürfe; denn mit 
ihm zugleich wäre das britische Kolonialreich gefährdet. 
England hat sich nicht damit begnügt, die Japaner gegen 
uns zu hetzen, sondern hat sich in Afrika mit allen Neger 
stämmen verbunden, um unseren Kolonialbesitz zu ver- 
> nichten. Die Schwarzen sehen hier den Krieg feindlicher
	        
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