Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Hofphot. A. Kühlewindt, Photoverlag, Königsberg i. P. 
Aus der Schlacht bei SadweiLfchen. 
Der Beobachtungsposten im Fesselballon meldet telephonisch dem Generalkommando, daß unser linker Flügel von einer 
feindlichen Batterie in der Flanke bedroht wird. Ein Ordonnanzoffizier, schreibt die Meldung nieder, die dann sofort an 
das Generalkommando weitergegeben wird. 
Blattes „Jamato" vom 24. August meldet, daß die japanische 
Flotte den Kampf um Tsingtau begonnen hat. 
Bis Ende September liefen verschiedene, meist aus 
englischer oder japanischer Quelle stammende Mitteilungen 
ein, die nachzuprüfen zurzeit bei dem Fehlen einer unmittel 
baren Verbindung mit Tsingtau nicht möglich ist. So 
zweifelhaft sie aber auch sein mögen, so ging aus ihnen doch 
hervor, daß es für die Japaner lein leichtes Stück Arbeit 
ist, unsere, ostasiatische Kolonie niederzuringen. So ver 
öffentlicht z. B. die „Daily Mail" vom 26. August eine 
Meldung des englischen Geschwaderchefs in Ostasien, wo 
nach der englische Zerstörer „Kennet" bei der Verfolgung 
eines deutschen Torpedobootes den Batterien von Tsingtau 
zu nahe kam und einen Verlust von 3 Toten, 3 Schwer- 
und 4 Leichtverwundeten erlitt. Der Zerstörer selbst entkam. 
Dem „Corriere della Sera" wurde aus London be 
richtet, daß eine rasche Eroberung von Kiautschou durch 
die Japaner nicht vorauszusehen sei. Die Japaner seien 
bestrebt, mit möglichst wenig Verlusten durchzukommen. 
Zunächst würden sie eine Reihe strategischer Punkte besetzen, 
so die kleine Insel Tashien außerhalb der Bucht Kiautschou. 
In den ersten vier Wochen hatten die Japaner nach einem 
Bericht der „Daily Mail" aus Tokio in den Kämpfen um 
Tsingtau 312 Tote gehabt und 9 Flugzeuge verloren. 
Anfang Oktober lief dann eine zusammenfassende Dar 
stellung der Kämpfe um Kiautschou durch die deutsche 
Presse. Auch diese Zusammenfassung gründet sich auf eng 
lische Quellen und ist nur in einzelnen Punkten etwas 
ausführlicher. Aus all diesen Nachrichten geht mit un 
zweifelhafter Sicherheit hervor, daß sich die Japaner trotz 
ihrer großen Übermacht bis Ende September unserer 
Kolonie noch nicht bemächtigen konnten, obwohl sie schon 
sehr früh mit ihren Kriegsvorbereitungen begonnen hatten. 
Von diesen Kriegsvorbereitungen erfuhren wir allerdings 
erst am 3. Oktober, an 
welchem Tage die chine 
sische Post von Ende Juli 
und Anfang August aus 
Tientsin und Schanghai 
in Berlin eintraf. Die 
Zeitungen, die mit dieser 
Post eingetroffen sind, 
enthalten sehrinteressante 
Meldungen, aus denen 
klar hervorgeht, daß 
Deutschlands jetzige Geg 
ner im fernen Osten 
schon am 20. Juli zum 
Schlagen bereit waren. 
Schon am 28. Juli wurde 
von verschiedenen Seiten 
gemeldet, daß die bri 
tische Ostasienflotte in 
Weihaiwei sich konzen 
triere, und am nämlichen 
Tage brachte die Pekinger 
„Gazette" aus Hankow 
die Nachricht, die dort 
ankernden britischen Ka 
nonenboote seien von 
ihren Mannschaften ver 
lassen und der Obhut 
einer privaten Wache an 
vertraut worden. Die 
Mannschaften seien über 
Schanghai nach Hong 
kong abgegangen. Das 
gleiche wurde von ande 
ren Häfen in Ehina be 
richtet, wo sich kleinere 
britische Schiffebefanden. 
In Hongkong arbei 
teten Marine und Militär 
mit Beschleunigung an 
den Befestigungen. Gar 
nison und Flotte wurden 
kriegsmäßig ausgerüstet 
und in den Docks mit ver 
doppelten Wachen Tag 
und Nacht gearbeitet. Die 
telegraphische Verbindung mit Berlin war schon damals zer 
stört. Gleichzeitig teilte das japanische Generalkonsulat 
der japanischen Kaufmannschaft von Tientsin mit, zwischen 
China und Japan sei ein Vertrag unterzeichnet worden, 
wonach keinerlei Waffen und Munition mehr nach China 
eingeführt werden dürften. 
Am 1. August zog sich die französische Flotte in Ostasien 
in Haiphong zusammen. In Peking meldeten am gleichen 
Tage (also schon am 1. August!) Extrablätter japanischer 
Zeitungen amtlich aus Tokio, Japan würde gemeinschaft 
lich mit England den Krieg führen. 
Trotz der langen Vorbereitung gelang es unseren 
Feinden aber doch nicht so schnell, Tsingtau in ihre Gewalt zu 
bringen. Aus Peking wurde unterm 2. Oktober gemeldet: 
„Die englischen Streitkräste unter General Barnardiston 
setzen mit großer Energie den Angriff auf Kiautschou 
fort. Die deutschen Truppen zogen sich auf Tsingtau 
selbst zurück, dessen Forts Tag und Nacht tätig sind; das 
Feuer ist besonders gegen die japanischen Stellungen ge 
richtet. — Deutsche Flugzeuge versuchten wiederholt, die 
japanischen Kriegschiffe durch Bomben zu zerstören. 
Die Engländer und Japaner treffen Vorbereitungen 
zu einem entscheidenden Vorstoß gegen Tsingtau." 
Ein Jubel aber ging durch Deutschlands Gaue und fand 
ein volles Echo bei unseren österreichisch-ungarischen Bundes 
genossen, als am 6. Oktober auf dem Umwege über Rotter 
dam folgende, zweifellos aus englischer Quelle stammende 
Meldung verbreitet wurde: 
„Beim ersten Sturm auf die Jnfanteriewerke von 
Tsingtau wurden die vereinigten Japaner und Engländer 
mit einem Verlust von 2600 Mann zurückgeschlagen. Die 
Wirkung der deutschen Geschütze und Maschinengewehre 
war vernichtend. Der rechte Flügel der Verbündeten 
wurde von dem österreichisch-ungarischen Kreuzer „Kaiserin
	        
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