Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914, 
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vor dein Dorfe Kappeln Aufstellung genommen, während 
die Franzosen von Altkirch vordrangen in der Richtung 
gegen Jettingen. Hier wurde durch deutsche Artillerie die 
französische Infanterie, die züm größten Teil aus Zuaven 
bestand, zum Stehen gebracht. Das mörderische Artillerie- 
feuer brachte den Franzosen starke Verluste bei und warf 
sie in regellose Flucht. Namentlich die Zuaven sollen 
fürchterliche Verluste erlitten haben. In der Gegend von 
Altkirch und Pfirt entspann sich zwischen französischer und 
deutscher Reiterei ein heftiges Gefecht, das mit der Ge 
fangennahme eines ganzen französischen Kavallerieregiments 
endete. Die Hauptmacht der französischen Truppen zog 
sich in der Richtung gegen Pfetterhausen zurück. Die Ver 
wundeten bestätigen, daß die deutschen Truppen sehr viel 
Gefangene machten. Aus Wereuzhausen wird berichtet, daß 
dort drei Schwadronen französischer Jäger eine Attacke gegen 
eine deutsche Kompanie ritten, die damit endete, daß die 
drei Schwadronen fast vollständig vernichtet wurden. 
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Das Vorgehen Österreich-Ungarns gegen Serbien be 
schränkte sich im Anfang auf nur kleine Gefechte und Plän- 
suche der Verteidiger zur Ausbesserung der Schäden an den 
Befestigungen und Deckungen zu vereiteln. Das Feuer 
der Schiffsgeschütze fand nur schwache Gegenwehr und 
richtete an den Festungswerken, namentlich an der oberen 
Festung, aufs neue großen Schaden an. Es wandte sich 
auch gegen die Infanterie, die zunächst am Ufer gute 
Deckungen fand. Um sechs Uhr nachmittags traten die 
Monitore die Heimfahrt an, ohne Verluste oder Schäden 
erlitten zu haben. In der Nacht wurden wiederholt De 
tonationen hörbar, die im Verein mit einem zeitweiligen 
Feuerschein den Schluß zuließen, daß in der Festung be 
deutende Munitionsvorräte durch die Beschießung in Brand 
geraten waren. 
In den Weingärten Semlins wurden acht serbische 
Spione dabei betroffen, wie sie durch Lichtsignale die Stel 
lungen der österreichischen Geschütze zu verraten suchten; 
sie wurden insgesamt gefangen genommen und der ver 
dienten standrechtlichen Behandlung zugeführt. 
Am 6. August nachmittags fuhr ein österreichisches 
Patrouillenboot gegen eine Stelle unterhalb der Drina- 
mündung, wo die Serben eifrig an den Befestigungen ar- 
Phot. Dr. Pöhlmann. 
ReservetnfanLerieregiment vor dem Gefecht bei Mittersheim in Lothringen (Kreis Saarburg). 
keleien. In der dritten, und noch mehr in der vierten 
Augustwoche hat es sich alsdann gezeigt, wie weise und 
sparsam Österreich absichtlich mit seinen Machtmitteln um 
ging. Es dachte gar nicht daran, auf billige Lorbeeren im 
Kampf gegen einen Gegner vom Schlage Serbiens aus 
zugehen. Sein Kriegsplan richtete sich in der Hauptsache 
gegen Rußland, mit dem es ein mächtiges Ringen vor 
bereitete. In dieser Vereinigung der ganzen Macht gegen 
die russische Grenze liegt die Erklärung für die lange Dauer 
des gegen Serbien geführten Kleinkrieges, der die öster 
reichischen Streitkräfte nicht erheblich anstrengte, wogegen 
er das nach jeder Richtung hin zerrüttete Serbien auf 
reiben mußte. 
Am 4. August neun Uhr vormittags lief der österreichische 
Donaumonitor „Körös" zu einer Aufklärungsfahrt aus. 
Plötzlich eröffneten serbische Geschütze, wie sich alsbald 
herausstellte, eine moderne Schnellfeuerbatterie, aus dem 
Belgrader Festungswerke eine heftige Kanonade. Schon 
schlugen einige Volltreffer in den Monitor ein, ohne 
glücklicherweise Schaden anzurichten, als die österreichische 
Landartillerie in den Kampf eingriff und die feindliche 
Artillerie bald zum Schweigen brachte. Das Schiff kehrte 
hierauf ohne weitere Belästigung zu seinem Aufstellungs 
platz zurück. 
Um vier Uhr nachmittags liefen mehrere österreichische 
Kriegschiffe, darunter auch der „Körös", aus, um die Ver 
beiteten. 20 Meter vom Ufer entfernt, schwang sich ein 
Offizier der österreich-ungarischen Donauflottille mit 3 Kilo 
gramm Ekrasit beladen über Bord, schwamm ans Land, 
erreichte unbemerkt die Befestigungen, schaffte die Spreng 
ladung hinein und brachte sie mit einer Zugschnur zur 
Erplosion. Die Serben eilten herbei und eröffneten das 
Feuer, wurden aber von der Mannschaft des Bootes mit 
Schnellfeuer empfangen. — 
Auf dem südlichen Kriegschauplatz zeigten die Montene 
griner am 8. und 9. August große Angriffslust gegen die 
österreich-ungarische Grenze. Am 8. August brachen sie 
in Stärke von 4000 Mann gegen den Grenzposten östlich 
der Festung Trebinje vor. Die Österreicher verloren 
10ffizier und 21 Mann, die Montenegriner hatten 200 Tote, 
ferner sah man zahlreiche Schwerverwundete sich zurück 
schleppen. Am 9. August in der Frühe versuchte eine andere 
montenegrinische Kolonne den Posten Ead bei Autovac zu 
überfallen. Die Besatzung entdeckte den Anschlag und wies 
ihn tapfer zurück. 
In der Nacht vom 10. zum 11. August setzten zwei 
Abteilungen des österreich-ungarischen 61. Infanterie 
regiments unter Führung von drei Leutnants mit zwei 
Kähnen über die untere Donau und warfen sich auf die 
dort befindlichen serbischen Wachtposten. Es entspann sich 
ein blutiges Handgemenge, wobei die Serben 30 Tote 
und viele Verwundete zurückließen. Die Verluste auf
	        
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