Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914 
(Fortsetzung.) 
Am 11. August UM acht Uhr abends verbreitete das 
Wolffsche Telegraphenbüro folgende Meldung: 
Eine vorgeschobene gemischte Brigade des französischen 
16. Armeekorps ist von unseren Sicherungstruppen bei 
Lagarde in Lothringen angegriffen. Der Gegner ist unter 
schweren Verlusten in den Wald von Paroy nordwestlich 
Luneville zurückgeworfen und hat in unseren Händen eine 
Fahne, zwei Batterien, vier Maschinengewehre und etwa 
700 Gefangene gelassen. Ein französischer General ist 
gefallen. 
Schlag auf Schlag — anders wollten es unsere braven 
Truppen an der Westgrenze nicht. Am 10. August Mül 
hausen, am darauffolgenden Tage Luneville, bei Mülhausen 
drei Divisionen, bei Luneville eine Brigade, eine gewaltige 
Leistung, und alles das noch während wir in der Mobil 
machung begriffen waren. - 
Lagarde liegt 3 Kilometer von der französischen Grenze 
und hat etwa 500 Einwohner. Aus dem Umstande, daß 
der französische Vorstoß von einer gemischten Brigade unter 
nommen wurde, läßt sich auf eine gewaltsame Rekognoszie 
rung schließen. Durch die Gefangenen wurde festgestellt, 
daß man es mit Leuten vom 15. französischen Korps 
zu tun hatte, das in Marseille liegt. Die Anwesenheit 
dieses Korps an der deutsch-französischen Grenze ließ er 
kennen, daß wir einer größeren französischen Armee gegen 
überstanden. Eine gemischte französische Brigade besteht 
vorschriftsmäßig aus zwei Jnfanterieregimentern zu je drei 
Bataillonen und drei Maschinengewehrsektionen von je 
zwei Maschinengewehren. An Kavallerie wird diesen 
Brigaden in der Regel nur eine Eskadron zugeteilt, an 
Artillerie drei Batterien. 
In dem Kampfe bei Lagarde standen wir einer kriegs 
starken französischen Brigade von etwa 7000 Mann mit 
12 Geschützen und 12 Maschinengewehren gegenüber. Wie 
empfindlich die Verluste waren, die wir den Franzosen 
beibrachten, erhellt nicht nur aus der Zahl der Gefangenen 
(700), sondern mehr noch daraus, daß dem Feinde zwei 
Drittel seiner Geschütze und ein Drittel der Maschinen 
gewehre entrissen worden sind. Die Eroberung einer 
Fahne beweist, daß es zum Handgemenge gekommen ist 
und in diesem ersten Handgemenge unsere Truppen Sieger 
geblieben sind. 
Einen Tag nach der Schlacht wurde amtlich gemeldet, 
daß dieser Kampf bei Lagarde uns noch größere Erfolge 
gebracht habe, als der erste Bericht verkündete, nicht 700, 
sondern 1000 unverwundete Gefangene waren in unsere 
Hände gefallen. Deutsche Verwundete erzählten, daß das 
Gefecht sieben Stunden in glühendem Sonnenbrand gegen 
einen weit überlegenen, bis an die Nase verschanzten 
Gegner gewährt habe. Die Wiesengründe waren mit Wolfs 
gruben durchzogen, allerdings erfolglos, denn unsere Ka 
vallerie merkte die Falle. Groß war die Feuerwirkung 
unserer Artillerie. Zwei gefährliche französische Batterien 
waren in kurzer Zeit sturmreif geschossen und wurden gleich 
darauf genommen. Zuvor hatten die Franzosen noch, so 
gut es ging, die Verschlußstücke ihrer Geschütze unbrauchbar 
gemacht. Bei den erbitterten Kämpfen um das Dorf 
hatten sie jedes Haus besetzt; auf dem Kirchturm waren 
Maschinengewehre geschickt verdeckt postiert. Beim dritten 
Schuß unserer Artillerie lag der Kirchturm in Trümmern. 
Das ganze Dorf wurde unter Feuer genommen. Ein 
Flankenangriff unserer Kavallerie brachte die Entscheidung. 
Jetzt liefen die Franzosen davon; viele baten mit erhobenen 
Händen und auf ihre Trauringe deutend um Pardon. 
Einem deutschen Trompeter rettete seine Trompete, die 
er erst auf dem Rücken, dann auf der Brust getragen hatte, 
zweimal das Leben. 
Ein Teilnehmer an den Kämpfen bei Lagarde stellte 
Phot. Franz Klein, Stuttgart. 
Das neueste Heft der »Illustrierten Geschichte des Weltkrieges 1914" im Lazarett. 
Amerika m Copyright 191t by Union Teutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
	        
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