Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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Während des Feuers der Artillerie hat sich die Infanterie vor das Dorf zurückgezogen. 
des Krieges nur sechs Feinde in der Luft gesehen, von denen 
zwei Engländer waren. 
Wie solche Duelle in den Lüften sich abspielen, davon 
möge folgender Bericht eines Fliegers eine Vorstellung 
geben, der selber einen solchen Kampf zu bestehen hatte 
und das gefährliche Erlebnis höchst anschaulich mit folgenden 
Morten beschreibt: 
„Ich hatte den Auftrag bekommen, die Stellungen der 
englisch-französischen Truppen nach der englischen Nieder 
lage bei Meaur festzustellen. Ein Offizier ging als Bestr 
after mit. Wir flogen zuerst die Hauptstrahe nach Paris 
entlang. Nach etwa einstündigem Flug, bei dem wir fest 
stellen konnten, dast die Engländer sich zurückzogen, machte 
der Beobachtungsoffizier eine Skizze, und wir kehrten um. 
In diesem Augenblick erblickte ich, etwa 300 Meter über mir, 
einen Bristol-Doppeldecker, der uns verfolgte. Wir befanden 
uns in 1600 Meter Höhe. Da mein Eindecker geringere 
Schnelligkeit besäst als der Bristol, holte er uns bald ein. 
Vergebens machte ich den Versuch, über den Feind zu 
kommen. Es gelang mir nicht. Der Bristol hielt sich immer 
genau über uns; er liest sich weiter herab und war nur 
noch 150 Meter über uns. Da hatten wir das Gefühl, das 
ein Vogel haben must, wenn der Falke über ihm schwebt. 
Wir glaubten, dah der Feind näher herankomme, um ein 
sicheres Ziel für seine Bomben zu haben. Also zogen wir 
unsere Repetierpistolen und begannen zu schiesten. Es war 
uns inzwischen klar geworden, dast der Engländer keine 
Bomben besäst, oder dast er sie nicht vorn aus seinem Flug 
zeug werfen konnte. Ein entsetzlich aufregender Augenblick! 
Der Zweidecker war noch weiter gesunken, und jetzt begann 
das Gefecht auf beiden Seiten. Der Beobachter und Führer 
des Doppeldeckers eröffneten ein Feuer, als wir in gleicher 
Höhe, etwa 150 Meter Abstand, flogen. Näher zu kommen, 
wagten sie offenbar nicht, aus Angst, dast wir Bomben 
werfen könnten. Minute auf Minute verlief. Es schienen 
uns Stunden. Ich glaubte jeden Augenblick, das Ende sei 
gekommen. Das dauerte eine halbe Stunde. Dann stiest 
mich mein Beobachter an die Schulter und zeigte mir etwa 
300 Meter höher einen kleinen französischen Bleriot, der in 
rasender Fahrt heransauste, um dem Bristol-Doppeldecker 
beizustehen. Im Kreise fuhr er um uns herum, und die 
Kugeln pfiffen uns nur so um die Ohren. Aber da hörten 
wir plötzlich durch das Knattern des Motors Kanonenschüsse. 
Wir waren über den deutschen Truppen angelangt, die den 
Bleriot und den Bristol beschossen. So waren wir gerettet." 
Mein erstes Gefecht. 
(Hierzu das Bild Seite 115.) 
Liebe Eltern und Geschwister! 
Heist war der Tag und blutig die Schlacht, 
Kühl war der Abend und ruhig die Nacht. 
Dieses Dichterwort stimmt genau auf das erste Gefecht, 
das ich mitgemacht habe. In der Nacht vom 19. auf den 
20. August standen wir auf Vorposten in einem Wald, als 
gegen ein Uhr morgens die Nachricht vom Abmarsch ein 
traf. Die ZUte wurden abgebrochen. In einer Viertel 
stunde befand sich die Kompanie auf dem Marsch ins Un 
bestimmte. Niemand ahnte, dast dieser Tag so groste Lücken 
in unsere Reihen reisten werde. Halb schlafend geht es auf 
der Straste dahin. Hin und wieder hört man fernen 
Kanonendonner und sieht am Horizont den Schein brennender
	        
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