Angriff vovenegalnegern
auf LürLiscsschützengräben
an der Kii von GaMpoli
unter MitEung der fran-
zösist Flotte»
Nach einer eichen Darstellung.
bange werden vor dieser Masse. Doch die Jäger, verstärkt
durch die Infanterie, waren ganz ruhig und schossen noch
nicht, sie ließen die Russen erst ganz dicht herankommen.
Nun folgte eine Salve nach der anderen. Die Russen
fallen massenhaft; ein Stöhnen und Schreien durchgellt
die durch Gewehr- und Kanonenschüsse aufgewühlte Nacht.
Immer mehr Massen!stürmen heran, Infanterie und Jäger
schießen, was sie können. Ein Feldwebel ist derart von
zwölf Nüssen bedrängt, daß diese ihn jeden Augenblick
umbringen müssen. Schon will der Oberstleutnant von
den Jägern zur Hilfe eilen, doch er muß auf seinem
Posten ausharren und das Ganze leiten. Er sieht mich an,
ich verstehe. Springe mit meinem Karabiner hin und
knalle drei Russen herunter; sechs hat der Feldwebel schon
allein mit dem Revolver erschossen oder mit dem Säbel er
stochen, da bricht auch er zusammen: ein Bajonettstich in
den Schenkel raubte ihm die letzte Kraft, er sinkt zurück
und schläft sofort ein. Ich schreie die Russen auf Polnisch
an, ob sie verrückt seien, so anzustürmen, sie würden alle
erschossen, sie sollten sich ergeben! Wie sie das hören,
kommen sie auf mich zu und reden mich mit Bruder
(bradzie) an: „Hier sind unsere Waffen!" Schon nehme
ich den Schwarm mit, es sind jetzt vierundzwanzig, und führe
sie zum Oberstleutnant, der sie gleich weiterführen läßt
und nun einen Sturm befiehlt, da die Jäger nicht zu halten
sind. Ich schließe mich ihnen an und schreie den Russen
auf Polnisch zu, sie sollen sich ergeben. Da hättet ihr
aber sehen sollen, wie sie angelaufen kamen, auch ein
paar russische Offiziere. Wo die anderen Offiziere geblieben
sind, wußte kein Mensch.
So nehmen wir den russischen Schützengraben. Es wird
auch schon etwas hell, der Graben ist voll von toten
Russen, und fast jeder Nüsse hat einen Schuß mitten durch
die Stirn; so gut schossen die Jäger am Tage, daß sie jeden
mit einem Kopfschuß herunterholten. Jetzt wurde gesam
melt, und da hatten die Jäger doch fünfundneunzig Mann
verloren. Ich reite sofort zur Division zurück und melde
den erfolgreichen Ausgang. Der Kommandeur drückte mir
die Hand, da er inzwischen vom Oberstleutnant alles er
fahren hatte, und wollte mich unserem Regimentskomman
deur zur Beförderung vorschlagen. Gleichzeitig entließ er
mich mit dem Bedauern, daß ich abgelöst werde; doch
mir und meinem Pferde war die Ruhe zu gönnen!
Ich reite sofort die fünfzehn Kilometer zu meinem Re
giment, melde mich dort und dann bei meiner Schwadron.
Ich schlief den ganzen Tag, mein Pferd auch. Am nächsten
Tage muß ich schon wieder heraus und hinter unseren drer
Leutnanten und einem Wachtmeister herreiten. Der Wacht-
Jllustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
Der Brief über den Zusammen
stoß vom 4. Juni erzählt, daß
Tausende von unbestatteten
toten Engländern aller Far
ben, Franzosen und Australiern
vor den englisch-französischen
Schützengräben lagen, und sagt
wörtlich: „Die Tausende von
Toten, die auf wenige Meter
Entfernung von unseren Stel
lungen verwesen, werden noch
eine Choleraepidemie herbei
führen. Es ist unmöglich, die
Toten zu begraben, denn die
Türken schießen mit unbarm
herziger Sicherheit all die nie
der, die sichtbar werden. Das
ist kein Krieg mehr, das ist eine
Metzelei..."
Wer will nach diesen Tat
sachen noch daran Zweifeln,
daß sich die Engländer an den
Dardanellen ein neues Flan
dern geschaffen haben.
Als
Meldereiter zwischen
den Schlachten.
Aus dem Briefe eines kriegsfrei-
rvilligen Jnsterburger Ulanen aus
Rußland.
II.
Um zwölf Uhr wurde ich wie
der geweckt, versah mein Pferd
und stärkte mich selber. An die
sem Tage und in der Nacht war
es ziemlich ruhig, was man vorn
so Ruhe nennt. Geschossen
wurde in einem fort, dann setzten
wieder Maschinengewehre ein,
doch kam es nirgends zum
Sturm. Ich brauchte nur zu den
Jägern zu reiten und zu melden,
daß diese das zweite und dritte
Bataillon des Infanterieregi
ments diese Nacht ab lös en sollten.
Diese Jäger sind Prachtleute,
meistens Förster und Schützen.
Sobald sich ein Russe zeigte,
nahmen sie ihn aufs Korn,
und er purzelte sofort hin. —
Es geht gegen Abend, die
russische Artillerie schießt S alven
auf die Schützengräben. Man
sieht auch Russen marschieren, in die unsere Kanonen hinein
feuern: die Russen fallen reihenweise. Man ist bei derartigen
Vorgängen für den Abend auf etwas gefaßt. Schlafen gehen
konnte ich nicht, sondern mußte mit gesatteltem Pferde
bereitstehen. Es wird neun Uhr, und die Gulaschkanonen
sollen das Essen heranfahren; denn tagsüber war es unmög
lich. Da hört man stärkeres Eewehrfeuer, und auch Ma
schinengewehre sehen ein. Der Ordonnanzoffizier reitet zur
Stellung, um zu erkunden, was dort los ist. Er kommt
bald mit der Meldung zurück, daß die Russen angreifen und
wohl auch stürmen wollen. Schon wieder setzt ein rasendes
Feuer ein, Leuchtkugeln fliegen hoch, Scheinwerfer leuchten
ab, Kanonen dröhnen, Geschosse aller Art schlagen wie
rasend ein. Es dauert nicht lange, da kommt von den
Jägern die Meldung, daß sie von zwölffacher Übermacht
angegriffen werden. Also muß ich schleunigst zum Zweiten
und dritten Bataillon reiten und Verstärkung holen. Ich
soll mich dann bei den angreifenden Jägern aufhalten und
im Notfall zur Division reiten und berichten, damit noch
mehr Verstärkung komme.
Ich melde mich beim Führer der Jäger, der mein Pferd
zu seinem Pferd führen läßt, ich muß ihn zu Fuß begleiten.
Indessen kommen die Russen angestürmt, von Leucht
kugeln und Scheinwerfern hell beleuchtet. Es konnte einem
meister sagt, ich sollte mich nicht
beeilen, da sie in Wiznyny be
ziehungsweise Stankuny, wo
unsere kleine Bagage liegt,
über Nacht bleiben werden. Ich
kam kurz vor Wiznyny an und
verspürte großen Hunger. Mein
Pferdchen dreht sich auch im
mer um, ein Zeichen, daß es
fressen will. Da kehre ich im
nächsten Gehöft ein, hier ist
die Munitionskolonne einer
Maschinengewehrabteilung un
tergebracht. Ich frage, ob
sie etwas fürs Pferd haben.
Sie geben sofort von ihrem
Hafer ab und machen für mich
Ninderbraten mit Kartoffeln.
So ein Essen habe ich seit
Szaky nicht mehr gesehen. Nach
einer Stunde Ruhe reite ich
weiter und bin bald an den
Drahtverhauen und befestigten
Stellungen von Wiznyny an
gelangt, von der Höhe kann
man Wiznyny überblicken. Die
dort von den Armierungsarbei
tern ausgehobenen Schützen
gräben, Unterstände, Stachel
drahtverhaue sind wahre Kunst
werke, und sollten wir da drin
festsitzen, so ist es unmöglich,
daß der Russe durchbrechen
könnte. Also nach Deutschland
kann er nie mehr herein.
In Wiznyny steckt unsere
ganze Fuhrparkkolonne. Man
sieht hierdeutscheOrganisation.
Jede Straße hat einen Namen,
überall Wegweiser und handel
treibende Juden. Bei Wiznyny
(in Stankuny) liegt unsere kleine
Bagage von der Schwadron,
dort sollte ich die Leutchen
treffen, fand sie jedoch nicht
und ritt gleich nach S. weiter.
Unterwegs sah ich schon, daß
ich sie nicht mehr einholen
würde, mein Pferd wurde auch
schon müde, so wollte ich mich
irgendwo zur Nacht einquar
tieren. Da sehe ich den großen
Wizbyter See und muß also
gleich in Deutschland sein. Ich
reite Trab und berühre nach
einer Viertelstunde deutschen
Boden. Wie es mir zumute war, kann ich gar nicht be
schreiben, am liebsten hätte ich den Boden geküßt. Jetzt
war ich wieder in Deutschland, wie anders sind die Häuser,
wie anders die Straßen, wie anders das Feld und wie
anders die Menschen. Hier ist alles in schönster Ordnung
und Reinheit — dort alles in größter Verwahrlosung
und größtem Schmutz.
Ich komme nach Sauslewoszen (sieben Kilometer vor S.),
da werde ich von zwei Frauen hocherfreut als Bekannter
begrüßt; denn in der Gegend wirtschafteten wir Ulanen
im Herbst. Sie fragen: wohin des Weges? Ich erkläre
ihnen alles, und da wollen sie mich nicht weiter lassen, ich
soll bis morgen bei ihnen bleiben. Ich bin einverstanden.
Ein prachtvoller Stall! Nachdem ich mein Pferd versorgt
habe» gehe ich ins Zimmer. Endlich ein Zimmer, in dem
man nicht an die Decke stößt, in dem der Boden mit Bret
tern ausgeschlagen ist, in dem Teppiche liegen und die
Fenster mit Gardinen bekleidet sind. Ich vermeinte im
Himmel zu sein. Schon wurde ich zu Tisch gebeten. Es
gab gebratene Fische, Rührei mit Schinken und Kaffee
mit Milch. Nach einer Stunde hatte ich das Bedürfnis
zum Schlafen. Sofort wurde mir ein frisch bezogenes
Bett gegeben, in das ich mich wie im Traum hineinlegte.
Am nächsten Morgen um sechs Uhr wache ich auf, mache