Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
zu klagen und regte den kühnen Gedanken an, daß 
unverheirateten jungen Männer durch Gesetz zum 
Heeresdienst gezwungen werden sollten. Bei Auftauchen 
dieser Forderung schwoll die Zahl der Eheschließungen 
sofort ganz bedeutend an und ließ so klar erkennen, wie 
schwer es werden würde, den Plan in die Tat umzusetzen. 
Mit besonderem Nachdruck richtete man von England 
aus auch seine Augen auf Irland, um dort Truppen für 
die Front zu gewinnen. Allein die Iren erklärten immer 
wieder, daß dieser Krieg ganz allein ein Krieg Englands sei; 
nachdem man Irland mit Gewalt Jahrhunderte hindurch 
niedergehalten habe, könne man nicht erwarten, daß die 
Iren für die Sache Englands ins Feuer gingen, um hernach 
um so erbärmlicher behandelt zu werden. Der bedeutendste 
englische Dichter der Gegenwart, der Ire Bernard Shaw, 
verfaßte sogar ein Stück, in dem er scharf gegen das eng 
lische Rekrutierungsystem Stellung nahm. Das Schauspiel 
sollte in Dublin, der Hauptstadt seines Vaterlandes, auf 
geführt werden. Es kam aber nicht dazu, der Zensor verbot 
das Werk, um dem gefürchteten Satiriker den Mund zu ver 
schließen. Wohin man auch blickte, sah die Lage für England 
keineswegs rosig aus. Der ehemalige Advokat, der Minister 
präsident Asquith, freilich wußte dennoch im englischen 
Parlament eine Rede zu halten, in der er ein immer noch 
günstiges Bild der Lage entwarf, das zum Glück für Deutsch 
land und seine Verbündeten aber auch gar nicht den Tat 
sachen entsprach. Seine Rede endigte mit dem Ansporn an 
das ganze englische Volk, alle Kraft daranzusetzen, um doch 
noch den Sieg davonzutragen. 
Nachdem die Engländer alle ihre Bemühungen, einen 
Fortschritt an ihrer Ostfront in Frankreich zu erzielen, ge 
scheitert sahen, versuchten sie auch auf dem Meere angriffs 
weise vorzugehen. In der Ostsee erschienen englische Unter 
seeboote und störten den lebhaften Handelsverkehr zwischen 
Deutschland und Schweden. Am 11. Oktober fiel ihnen 
das erste deutsche Schiff, ein Kohlendampfer, im Kalmar 
sund zum Opfer. Der Kalmarsund ist der langgestreckte 
Meeresteil zwischen der Insel Oland und dem schwedischen 
Festlande mit dem Haupthafen Kalmar. Auch einige andere 
Kohlen- und Erzdampfer liefen den Engländern vor die 
Torpedorohre und wurden versenkt. Aber dennoch fügten 
die deutschen Unterseeboote den Engländern in ihren eigenen 
Gewässern täglich ein Mehrfaches von dem Schaden zu, den 
die Engländer in der Ostsee anrichteten. Diese erzielten 
überhaupt nur einen besonderen Schlag. Es gelang ihnen 
die Torpedierung des deutschen Panzerkreuzers „Prinz Adal- 
Das englische Unterseeboot H 20 im Bau in einem amerikanischen Dock 
in Boston. 
und hielt Werbereden für Kitcheners Armee. Der Erfolg 
befriedigte den Lord keineswegs; die Abenteurer, die Eng 
land hinauszusenden hatte, waren wohl schon längst in 
Flandern gefallen; die Kriegsbegeisterten hatten schon längst 
an der Front eine Dämpfung aller Gelüste erfahren, ein 
großer Teil der Blüte des englischen Adels war gefallen. 
England hatte feine zu 
verlässigsten Offiziere in 
den zahlreichen Angriffs 
unternehmen eingebüßt. 
Das alles konnte weder 
die englische Presse noch 
der englische Zensor ganz 
verheimlichen. Die sech 
zehn Schillinge täglicher 
Sold verlockten immer 
weniger Leute, ihr Leben 
zu wagen. Ali die kleinen 
Zugmittel, die angewandt 
wurden, um den Rekru- 
tenzustrom immer wieder 
zu reizen, verfehlten 
schließlich auch nicht» nach 
der Seite der Vorsicht 
ihre Wirkung zu üben. 
Allmählich sagten sich die 
jungen Männer: Wenn 
diese umfangreiche Wer 
bearbeit nötig ist, die nun 
schon ein Dutzend Monate 
mit gleicher Kraft an 
dauert, wenn der Krieg 
das Leben und die Ge 
sundheit so vieler Tau 
sende gekostet hat, wes 
halb sollen ausgerechnet 
auch wir noch Kanonen 
futter werden. Lord 
Derbr) hatte also filier Panzerkreuzer „Prinz Adalbert", der am 23. Oktober 1913 durch zwei Schüsse eines englischen Unterseebootes in: 
UmNAel ÖTt Mgevmssen Hafen von Libau zum Sinken gebracht wurde.
	        
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