Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
(Fortsetzung.) 
Die Angriffswelle der großen französischen Offensive im 
Westen stieg am 13. Oktober 1916 zum drittenmal zu höchster 
Gewalt empor. Die Einleitung bildeten auch diesmal Era- 
natenstürme, die in unheimlicher Zahl auf die deutschen 
Stellungen herabfegten. An der Küste griffen wieder die 
englischen Monitore bei Westende in den Kampf ein. Be 
sonders die deutschen Stellungen östlich von Hpern wurden 
von den Engländern unter Feuer genommen, die dann auf 
der ganzen Front Wern—Loos mit gewaltigen Infanterie 
waffen angriffen. Wie im September schonten sie ihre far 
bigen Truppen nicht. Diese gingen hinter dichten Rauch- 
und Easwolken stürmend vor, und als sie im Hagel der 
deutschen Maschinengewehre zu Boden geschmettert zu 
sammenbrachen, da scheuten sich die Engländer nicht, neue 
Easwolken vorzutreiben, ohne Rücksicht darauf, daß sie die 
vor der Front liegenden verwundeten eigenen Kämpfer 
dem sicheren qualvollen Tode überlieferten. An mehreren 
Stellen schlug die Rauchwolke in die eigenen Gräben der 
Engländer zurück und hinderte s.chon den Beginn des An 
sturmes. Nur nordöstlich und östlich konnten sie an kleinen 
Erabenstellen Fuß fassen, doch ließen die Deutschen sie 
dort nicht zur Ruhe kommen. Unermüdlich gingen sie mit 
Handgranaten gegen die Eindringlinge vor, fügten ihnen 
ungeheure Verluste bei und warfen sie wieder aus den 
genommenen Grabentellen heraus. Ebenso erfolglos wie 
ihre Gasangriffe blieben auch die fünf mit riesigen Kräften 
angesetzten Angriffe der Engländer gegen die deutschen 
Stellungen westlich von Hulluch ohne die Gasvorbereitung. 
Die Feinde holten sich hier völlig nutzlos außerordentlich 
blutige Verluste. Und doch hatten sie alles getan, um die 
deutschen Verteidiger unschädlich zu machen. Ihre Granaten 
sandten sie massenhaft nach den deutschen Stellungsgräben, 
sie bohrten sich in die Annäherungs- und Verbindungsgräben 
ein, wühlten das Vorland von Hulluch auf und wollten in 
dem Orte jegliches Leben auslöschen. Mit den explodieren 
den Granaten rasselten Ziegelsteine auf die zerpflügten Stra 
ßen, Dächer rutschten brechend und knirschend hinterher, Ma 
schinengewehre pochten unablässig und suchten auch zu ihrem 
Teil die todesmutigen Soldaten kampfunfähig zu machen, 
die über Schutt und Balken und Bretter in den Straßen 
umherkletterten, um Meldungen zu überbringen, Fernsprech 
drähte zu flicken, Verwundeten Hilfe zu bringen und immer 
wieder neue Hindernisse für den bevorstehenden Gewalt- 
streich der Engländer einzurichten. In den westlichen Teilen 
des Dorfes entbrannte ein wütendes Gefecht von Haus zu 
Haus. Doch die Deutschen hielten aus und die übergewaltige 
Feindesflut fand an ihrer Zähigkeit unüberwindbaren Wider 
stand. Sie behielten auch in den kritischen Kämpfen dieses 
schweren Tages sicher die Oberhand und wiesen alle An 
strengungen der Feinde mit überlegener Tatkraft ab. 
Den Franzosen, die wieder von Loos ab südlich an die 
Engländer bis Arras anschlossen, ging es bei diesem dritten 
schweren Durchbruchstoß noch weniger glücklich als den Eng 
ländern. Bei Angres entrissen ihnen die Deutschen bei einem 
Gegenangriff zwei Maschinengewehre und fuhren mit großem 
Erfolg in der Säuberung der kleinen Erabennester und 
Minentrichter fort, die von den Franzosen aus der Höhe 
östlich von Souchez noch festgehalten wurden, wobei die 
Gefangennahme von 400 Mann gelang. Der südliche 
Kampfraum war der Schauplatz einer schweren Schlacht 
beiderseits von Tahure. Hier, wo die Franzosen glaubten, 
die deutsche Front am meisten aufgelockert zu haben, stießen 
sie in fünf furchtbaren Angriffen südlich der Straße von 
Tahure—Souain vor, konnten aber trotz unerhörter Opfer 
nichts erreichen. Zwei erbitterte Angriffe nördlich der ge 
nannten Straße brachen ebenfalls blutig zusammen. Wo 
die Franzosen in der Nacht zu neuen Stößen vorzugehen 
suchten, wurden sie von den Lichtkegeln der Scheinwerfer 
und Leuchtkugeln so sicher erreicht, daß schon die Artillerie 
jeden Sturmversuch blutig zunichte machen konnte. So 
war der dritte große Massenangriff der Franzosen und 
Engländer an diesem Tage auf der ganzen Front gescheitert. 
Abschied von den Quartierleuken. 
Amerika«. Copyright 1916 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
III. Band. 
. Hofphot. Carl Eberth, Cassel. 
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