Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
(Fortsetzung.) 
Der erste mächtige Hauptstoß der neuen italienischen 
Offensive erfolgte am 18. Oktober. Er richtete sich beson 
ders gegen die Brückenköpfe von Tolmein und von Görz, 
ferner war die Hochebene von Doberdo der Schauplatz un 
ausgesetzter Angriffe. Eine andauernde heftige Artillerie 
vorbereitung ging den Jnfanteriekämpfen voran. Die 
wackeren Verteidiger hatten nicht nur den Eisenhagel der 
platzenden Granaten und Schrapnelle auszuhalten, sie waren 
auch einem ebenso heftigen und gefährlichen Steinhagel 
ausgesetzt. Die Granaten bohrten das felsige Gelände an 
und rissen es im Laufe der Beschießung schließlich so stark 
auf, daß jede einfallende Granate unendlich viele große und 
kleine Steinsplitter löste, die mit großer Gewalt ebenso wie 
die Eisensplitter verstreut wurden und manches lebende 
Ziel fanden. Unentwegt harrten die Österreicher und 
Ungarn in ihren Stellungen aus, die vorstoßende italienische 
Infanterie, die mit leichter Mühe in die nach Ansicht ihrer 
Führer durch das Artilleriefeuer völlig zerstörten Linien der 
Gegner einzudringen hoffte, traf überall auf hartnäckigsten 
Widerstand und tarn keinen Schritt vorwärts. 
Die Italiener ließen nun schon fünfzig Stunden lang 
Granaten auf die österreichisch-ungarischen Stellungen nieder 
prasseln und folgten damit wohl einer Anregung des fran 
zösischen Oberbefehlshabers Joffre, der kurz zuvor auf 
dem italienischen Kriegschauplatz geweilt hatte (siehe Bild 
Seite 324). Ein so wuchtiges Feuer zerstörte natürlich an 
vielen Stellen die Drahthindernisse, und die stürmende ita 
lienische Infanterie konnte deshalb an verschiedenen Stellen 
in die österreichisch-ungarischen Linien eindringen. Im Nah 
kampf wurde sie aber immer wieder zurückgeworfen und 
mußte den Verteidigern jedes ihnen mühsam entrissene 
Grabenstück wieder überlassen. Auch am 20. Oktober wurde 
das Artilleriefeuer an der ganzen Jsonzofront fortgesetzt und 
steigerte sich tagsüber.zu größter Heftigkeit. Dort brachen 
verschiedene italienische Jnfanterieangriffe und Pionierunter 
nehmen im Maschinengewehr- und Jnfanteriefeuer der Öster 
reicher und Ungarn zusammen. Gleichzeitig entwickelten sich 
auch an der ganzen Südwestfront die Teilgefechte zu großen 
breiten Angriffsunternehmungen. In Tirol hatten die Ver 
teidiger auf der oftgenannten Hochfläche von Vielgereuth in 
der Nacht vom 19. zum 20. nicht weniger als sechs Angriffe 
abzuweisen, am Tage ging dann der Feind noch dreimal im 
Sturm vor. Auch in den Dolomiten hatten die Italiener 
geglaubt, durch tagelange Bemühungen die österreichisch 
ungarischen Stellungen erschüttern zu können, erlitten aber 
dennoch am Eol di Lana (siehe Bild Seite 391), am Monte 
Sief und an der Brücke südlich Schluderbach nur blutige 
Verluste, ohne zu dem geringsten Erfolge zu kommen. Mit 
großem Nachdruck griffen westlich des Wolayer Sees, am 
Karnischen Kamm, italienische Alpentruppen an, doch wurden 
auch sie ebenfalls zurückgeschlagen. Erst der 21. brachte 
ein Nachlassen der Vorstöße, so daß die österreichisch-unga 
rischen tapferen Verteidiger etwas aufatmen konnten, wenn 
auch das Artilleriefeuer der Italiener noch ununterbrochen 
andauerte. Der erste Ansturm der Italiener war abge 
schlagen. Mit größerem Gescknck als bei den beiden früheren 
Offensiven hatte der italienische Generalstab es verstanden, 
die Österreicher und Ungarn auf der gesamten Front so 
lebhaft zu beschäftigen, daß sie nicht daran denken konnten, 
irgendeinen Teil der Stellung zur Unterstützung eines 
anderen durch Wegnahme von Truppen zu schwächen. Einen 
Erfolg hatte aber Cadorna trotzdem nicht herbeiführen 
können, doch gab er seine Hoffnung auf Görz immer noch 
nicht auf. 
Schon am nächsten Tage, am 22., erfolgte am frühen 
Morgen wieder ein gewaltiger italienischer Angriffstoß gegen 
die küstenländische Front. Mit großer Wucht war der An 
griff auf den Hängen des Javorcek bis an die österreichisch- 
ungarischen Stellungen herangedrungen, aber doch ge 
scheitert. Auch am Krn, am Mrzli Vrh und an anderen 
Teilen des Tolmeiner Brückenkopfes erlitt die italienische 
Infanterie blutige Niederlagen. Erbittert suchten die 
Alpini bei Kosarsce und die Bersaglieri bei Seno vorwärts 
zu kommen, doch ohne jedes Ergebnis. Dagegen gelang es 
in der Gegend von Plava italienischer Infanterie, beim 
dritten Anlauf in die Stellungen der Verteidiger bei Zagora 
einzudringen, aber in kühnem Gegenstoß wurde sie aus den 
gewonnenen Grüben wieder herausgeworfen. Mit be- 
Osterreichisch-ungarische Trainkolonne auf einer Bergstraße bei Görz. 
Amerikan. Copyright 1916 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
III. Band. 
Phot. Kilophot G. m. b. H., Wien.
	        
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