Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Nis—Pirot *) versammelt hatte, zu einer Zeit, in der die 
Gruppierung der deutsch-österreichisch-ungarischen Heeres 
kräfte in Südungarn stattfand. DiefeAufstellung geschah der 
art unauffällig und gewandt, das; die Spione und Kundschafter 
und Fliegeroffiziere (meist Franzosen) der Feinde nicht darauf 
aufmerksam wurden. Man nahm also in Serbien an, daß 
noch viel Zeit vergehen würde, bis der deutfch-österreichifch- 
ungarische Gegner vor Donau und Save erscheinen würde. 
Die Zeit wollte man strategisch ausnutzen durch einen Wer 
fall auf Bulgarien. Diesem Plane widersetzten sich jedoch die 
Mächte des Vierbundes, die Serbiens äußere und militärische 
Politik von Anfang an nach ihrem Willen lenkten. Während 
Bulgarien noch in den Vorbereitungen der Mobilmachung 
steckte, hätte ein serbischer Vorstoß längs der Bahnlinie 
Pirot—Sofia für Bulgarien unangenehme Folgen haben 
können-. Unter den geschilderten Umständen unterblieb der 
Werfall, und erst im allerletzten Augenblick, als die deut 
schen und österreichisch-ungarischen Vortruppen nördlich der 
Donau sich zeigten, brachen serbische Truppen über die bul- 
näckig. Das Gelände unterstützte sie in ihrem Widerstand 
und nur Schritt für Schritt wichen sie nach der Einnahme 
Belgrads weiter gegen Süden zurück. An diesen anfänglich 
auftretenden Kämpfen in Nordserbien nahm auch die Be 
völkerung teil, Weiber und Kinder fielen Truppen und 
Kolonnen in den Rücken und schossen aus Verstecken beim 
Durchnmrsch der Deutschen, Österreicher und Ungarn durch 
Städte und Dörfer. Am 21. Oktober hatte die Frontlinie 
der Verbündeten Zwischen Obrenovac und Gradiste so viel 
Raum nach Süden gewonnen, daß sie einen breiten Brücken 
kopf darstellte, aus dem diese nicht wieder zu vertreiben 
waren. Es dauerte auch nur eine Woche, bis sie nach Süden 
die allgemeine Linie Valjevo—Arangjelovac—Markovac (cm 
der Morava)—Petrovac—Kucevo erreicht hatten. 
Der bulgarische Vormarsch über die serbische Grenze 
hatte mittlerweile wesentliche Fortschritte gemacht. Die bul 
garische Ostarmee unter dem General Bojadjefs (siehe Bild 
Seite 408) hatte die Schwierigkeiten des Gebirgsüberganges 
glänzend überwunden. In breiter Front von Regotin an 
Tenno bei Riva. 
Phot. Leipziger Presfe--Büro. 
garische Grenze hinüber und suchten die Mobilmachung zu 
stören. Aber die Bulgaren waren mittlerweile damit fertig 
geworden, und so gelangten die Serben nicht weit ins 
Land hinein. Militärisch erreichten die Serben nichts mit 
ihrem Merfall, politisch aber setzten sie sich ins Unrecht, 
weil sie ohne vorausgegangene Kriegserklärung den Kampf 
eröffnet hatten. Gleichzeitig mit-dem Angriff der Verbün 
deten auf die Donau-Save-Linie begann der breite bul 
garische Vormarsch gegen und über die serbische Grenze 
und der Operationsplan, der dem gleichzeitigen Angriff auf 
Serbien von Norden, Westen und Osten zugrunde lag, ge 
lang an allen Stellen. 
Dadurch, daß die Serben gegenüber der Gefahr von 
Norden dazu gezwungen wurden, ihre Kräfte zu verschieben, 
hatten die deutsch-österreichisch-ungarischen Heere es an 
fänglich südlich der Donau nur mit starken Flußsperrungs- 
abteilungen zu tun. Die Serben wehrten sich äußerst hart- 
*) In diesem Bericht ist wie auch auf der beigegebenen Karte 
die serbische Schreibweise für Orts- und Personennamen bei 
behalten, z. B. Nis - Nisch, Pasitsch = Paschitsch. 
der Donau bis Strumica an der Grenze Mazedoniens über 
schritt die bulgarische Armee auf allen Straßen und auch 
auf Saumpfaden, die über die steilen Gipfel des Gebirges 
führen, die Grenzzone. Am 21. Oktober reichte die bulgarische 
Front von östlich Negotin bis östlich Zajecar und östlich 
Knjacevac. Dann bog sich die bulgarische Linie etwas nach 
Osten zurück, weil damals die serbische Festung Pirot an 
der Ostgrenze noch die weitere Entwicklung hemmte. Aber 
an anderer Stelle waren die Bulgaren um dieselbe Zeit 
schon weit vorgedrungen. Sie hatten den Ort Vranje, an 
der bulgarischen Morava gelegen (östliche Morava oder Bi- 
nacka-Morava), in Besitz genommen. Weiter zog sich die 
Frontlinie der Bulgaren östlich an llsküb vorbei und ver 
lief bis. zu dem Grenzort Valandovo südlich Strumica. 
Innerhalb der nächsten acht Tage, bis zum 28. Oktober, 
hatte der bulgarische Vormarsch gewaltige Fortschritte ge 
macht. Am rechten Flügel hatte die Vereinigung mit dem 
linken Flügel der Armee Eallwitz stattgefunden, nachdem 
deren Truppen in dem Raume von Orsova über die Donau 
herülxrgegangen waren. Die Front der Bulgaren lag nun 
mehr schon westlich von Zajecar und westlich von Knjace-
	        
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