Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
land stets rnit tätig gewesen war. Dieser stellte sich jetzt 
auf den Ruf des Königs an die Spitze der Regierung und 
bekundete den festen Willen, die griechische Politik irn Sinne 
des Königs nachdrücklich durchzuführen. Venizelos war aus 
geschaltet. Darnit mutzten alle Hoffnungen des Vierver 
bandes auf das Eingreifen des griechischen Heeres schwinden. 
Unterdessen schritt die Niederwerfung Serbiens mit 
Riesenschritten voran. Am 7. November warfen öster 
reichisch-ungarische Truppen den Feind von der Eracina- 
höhe, 12 Kilometer nordwestlich von Jvanjica, und drangen 
im Tale der Westlichen Morava über Scatina hinaus vor. 
Beiderseits Kraljevo wurde jetzt der Flutzübergang er 
zwungen. In Kraljevo, das von brandenburgischen Trup 
pen genommen war, die die Serben nach überaus hef 
tigem Stratzenkampf überwunden hatten, wurden als Beute 
schließlich nicht weniger als 130 Geschütze gezählt. Öster 
reichisch-ungarische Truppen machten dicht östlich der Stadt 
481 Gefangene. Weiter östlich standen die Deutschen dicht 
vor Krusevac. Dieser Ort, der ebenfalls stark befestigt war, 
ist ein Stratzenknotenpunkt und als solcher in einem Land 
mit so schlechten und so spärlichen Verbindungen, wie Serbien 
es ist, von besonderer Wichtigkeit. Hier brachte die Armee 
Eallwitz an diesem Tage nicht weniger als 3000 Gefangene 
ein, dazu erbeutete sie ein neues englisches Feldgeschütz und 
viele Munitionswagen mit Ladung, zwei Verpflegungszüge 
und wichtiges Kriegsmaterial. Durch das dauernde Regen 
wetter waren die Wege buchstäblich Moräste geworden oder 
auf lange Strecken durch tiefe wassergefüllte Löcher unter 
brochen. Ein Augenzeuge erzählte, ein Mann sei in der 
zähen Masse stecken geblieben und umgefallen. Er habe 
sich nicht mehr rühren können oder wenigstens vergeblich 
versucht, sich wieder aufzurichten. Da habe ein Leutnant 
den Befehl erteilt: „Zieht eure Seitengewehre und grabt 
den Mann wieder aus." Auch der Nachschub der Kolonnen 
mutzte auf die schwierigsten Hindernisse stotzen. Dennoch 
kamen die Heere fast jeden Tag 8—10 Kilometer oder 
mehr in ständigem Kampfe vorwärts. Auf dem Wege von 
Kragujevac nach Krusevac mutzte die Armee Eallwitz be 
waldete Berge in der Höhe von über 800 Metern überwinden. 
Sie boten dem Feind ganz hervorragend günstige Verstecke, 
die er sehr geschickt auszunutzen verstand. In mühsamen 
Kämpfen, in denen sich die Gebirgsartillerie vortrefflich 
bewährte, wurden die Serben immer weiter südlich ge 
drängt und hatten schwere Verluste, während die Einbutzen 
der Angreifer nur gering waren, weil die Serben über 
immer weniger Artillerie verfügten. Die Stotzkraft der 
verbündeten Truppen mutzte ja von Tag zu Tag auch 
schon deshalb gewinnen, weil jetzt eine lückenlose Verbin 
dung der deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgari 
schen Truppenteile hergestellt war, die eine starke Front 
verkürzung zur Folge hatte. In der Luftlinie betrug die 
Gesamtfront jetzt etwa 300 Kilometer. Davon entfielen 
100 auf den Nordabschnitt Jvanjica—Krusevac und 200 auf 
den Ostabschnitt im Tal der Südlichen Morava und den 
Südabschnitt längs der Südlichen Morava bis zur Bahn 
linie nach Mitrovica. 
Krusevac fiel in der Nacht vom 6. zum 7. November. 
Dabei wurden über 3000 unverwundete Gefangene ge 
macht, über 1500 verwundete Feinde wurden noch in den 
Lazaretten gefunden, am nächsten Tage erhöhte sich die 
Zahl der Gefangenen sogar auf 7000. Die Beute enthielt 
auch etwa 50 Geschütze, viel Material und ganz erhebliche 
Verpflegungsvorräte. Deutsche Truppen gingen bereits 
gegen die standhaltenden Serben auf den Höhen südlich 
von Kraljevo vor und überschritten zwischen diesem Orte 
und Krusevac noch an anderen Stellen die Westliche Morava. 
Die Bulgaren kamen in den Besitz von Leskovac an der 
Bahnlinie nach llsküb und erreichten südwestlich von Nisch 
die Südliche Morava an vielen Punkten. 
Jetzt war auch die 
Kriegsbeute in Nisch eini- 
germatzen zu übersehen. 
Man zählte 42 Festungs 
geschütze, viele tausend 
Gewehre und Munitions 
kisten, 700 Eisenbahn 
wagen, von denen die 
Mehrzahl mit Lebens 
mitteln beladen war, viele 
Automobile, viel Sani 
tätsmaterial , darunter 
12 Desinfektionsmaschi 
nen, 500 neue Wasser 
pumpen, 600 neue Fah 
nen, Hunderttausende von 
Sold atenw äs ch e stücken 
und neuen Uniformen. 
Eine ganze Anzahl Pul 
vermagazine der Gegend 
wurde noch mit ihren: 
Inhalt in Besitz genom 
men; ferner Netzen die 
Serben bei ihrem eiligen 
Rückzüge noch zahlreiche 
Geschütze, Maschinenge 
wehre und Gewehre zu 
rück. Die Zahl der Ge 
fangenen um Nisch stieg 
auf 6000. 
Alle diese Vorgänge 
erwiesen deutlich die be 
ginnende Auflösung der 
serbischen Armee. Ihr innerer und äußerer Zusammenhalt 
verfiel sichtlich. Sie befand sich südlich der Morava jetzt 
in einem so rauhen und unwirtlichen Gelände, datz der 
Train in der wegearmen, äußerst schwach bewohnten und 
sehr ärmlichen Berggegend dem Heere nicht mehr in 
gleichem Schritt nachzukommen vermochte. Die verfol 
genden Vortruppen der verbündeten Heere stießen immer 
wieder auf starke Trainkolonnen, die im Morast stecken 
geblieben waren und deren Bedienungsmannschaften an 
gesichts der aussichtslosen Lage keinen Widerstand mehr 
wagten, sondern sich kampfmüde gefangen nehmen ließen. 
Die serbischen Soldaten benutzten sehr häufig die Gelegen 
heit, sich Zivilkleider zu beschaffen und sich von den vor 
rückenden Gegnern aufgreifen zu lassen. Die Gesamtzahl 
der gefangenen Serben stieg mit den bei Krusevac ein 
gebrachten seit Beginn des Angriffs auf rund 40 000 Mann. 
An Geschützen wurden 340 Stück erbeutet, ungerechnet 
80 gesprengte Geschützrohre, die auch noch auf die Verlust 
aufstellung für die Serben kommen. Davon nahm die 
Heeresgruppe Mackensen 260 Geschütze, 80 erbeuteten die Bul 
garen. Zu dieser Beute kamen über 100000 Gewehre, zahllose 
Maschinengewehre, 15 Minenwerfer, Scheinwerfer, Schanz 
zeug , Bahnmaterial, Trainparks, Sanitätseinrichtungen, 
Vorräte und gewaltige Mengen an Munition. Zwei Drittel 
des serbischen Landbesitzes waren in der Hand der Angreifer. 
Photothek, Berlin. 
Ein Teil des Timoktals, durch das die Bulgaren in siegreichem Vordringen marschierten.
	        
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