Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Phot. Leipziger Presse-Büro. 
Bulgarische Regimenter, feldmarschmäßig ausgerüstet und zum Abmarsch geschmückt, auf dem Hauptplatz in Sofia. 
rich dem Großen sehr geringhaltige Münzen von der Firma 
Ephraim, Jtzig & Co. geprägt wurden, die sogenannten 
Ephraimiten, die der Volkswitz ganz richtig charakterisierte als: 
Von außen schön, von innen schlimm, 
Von außen Fritz, von innen Ephraim. 
Mit dem achtzehnten Jahrhundert kam auch die Zeit für 
das Papiergeld, und seine größte Verwendung als Kriegs 
geld erlebte es in der großen/französischen Revolution und 
deren Kriegen. Im Jahre 1789 setzte man 400 Millionen 
Livres in Anweisungen, Assignaten, auf die geistlichen Güter 
in Umlauf. Dies Papiergeld sollte nicht nur beim Verkauf 
dieser Güter an Zahlungs Statt angenommen werden, sondern 
auch im freien Verkehr als bares Geld angesehen werden. Als 
man in den Assignaten mit Zwangskurs das einfache Mittel 
gefunden hatte, allen finanziellen Ansprüchen der Revo 
lutionskriege zu genügen, schwollen die Assignaten zu Bergen 
an. Endlich wurden sie nur zu 1 833 des Nennwerts in 
Metallgeld angenommen. 
Kein späteres papierenes Kriegsgeld hat einen ähnlichen 
Mißerfolg erlebt wie die As 
signaten. Seit dem Anfang 
des Weltkrieges arbeitete die 
Notenpresse vor allem in den 
finanziell schlechtbestellten 
Staaten mit Hochdruck, und 
gegen diese eifrige Tätigkeit 
ist auch so lange nichts ein 
zuwenden, als das Papier 
geld noch eine angemessene 
Deckung in Gold hat. Aber 
für so manchen Staat droht erschreckend der Geist des 
Finanzabenteurers Law und die Erinnerung an die Assi 
gnaten unseligen Angedenkens. 
Reuter und Havas. 
Anfang Oktober 1914 kam die Meldung, daß die 
Engländer auch das letzte bis dahin noch tätige deutsche 
Kabel durchschnitten hätten. In ihrem Feldzug gegen 
die Wahrheit, den sie weit wirksamer führten als den 
auf den verschiedenen Kriegschauplätzen gegen uns und 
unsere Verbündeten, hatten sie damit einen weiteren und 
sehr folgenschweren Sieg errungen. Anfangs bedingten ledig 
lich wirtschaftliche Interessen Legung und Ausbau der Welt 
kabel, dann erst kamen andere Gesichtspunkte wie politische, 
koloniale, strategische in Frage. Als letzter Großstaat baute 
Deutschland eigene vom Ausland unabhängige Kabel. 
Aber von den fünfzehn Europa mit Nordamerika ver 
bindenden Linien besaß Deutschland nur zwei, 1900 und 
1904 in Betrieb genommen, die nicht direkt verlaufen, 
sondern von Emden einen Umweg über die Azoren nehmen 
und von dort nach New 
Pork gehen. Beide Linien 
durchschnitten die Eng 
länder. Außer kleinen 
Linien im Mittelmeer 
und in der Ostsee liegt 
fast der ganze übrige 
Kabelverkehr der Welt in 
englischen Händen. Durch 
die zahlreichen Kabelver 
bindungen, die ihnen zur 
Verfügung standen, wa 
ren schon lange vor dem 
Krieg die beiden Nach 
richtenbüros Reuter und 
Havas, deren Meldungen 
wir jeden Tag in jeder 
Zeitung begegnen, in der 
Lage, ihr Nachrichten 
wesen durchaus in dem 
ihren Ländern genehmen 
Sinne auszuüben und 
ganz auf die Interessen 
ihrer Länder zuzustutzen. 
Mit dem Krieg aber 
wurde ihre Berichterstat- 
lung völlig einseitig, und 
skrupellos gingen ihre be 
wußt unwahren Nach 
richten in alle Welt hinaus, mit Geschick zurechtgemacht, 
mit Eifer verbreitet und anfangs auch mit vollem Glauben 
aufgenommen. 
Die Agence Havas ist um mehr als ein Jahrzehnt 
älter als das Londoner Reutersche Büro. Der Kaufmann 
Charles Havas, nach dem sie genannt ist, hatte ums Jahr 
1835 in Paris ein kleines Büro gegründet, das anfangs 
kein anderes Ziel verfolgte, als die Pariser Presse und 
die Gesandtschaften mit Übersetzungen ausländischer Zei 
tungen zu versorgen. In zielbewußter Arbeit erweiterte 
Havas sein Büro, fünf Jahre nach dessen Gründung 
richtete er für den Sommer eine regelmäßige Brieftauben 
post mit Brüssel und London ein, und als sein Sohn Auguste 
1850 an seine Stelle trat, gab es keine europäische Haupt 
stadt, wo er nicht seine Korrespondenten hatte. Der Nach 
folger, klug und gewandt wie der Vater, nutzte die neuen 
Verkehrsmittel, Telegraph und Eisenbahn, nach Möglichkeit 
aus, tat dann aber noch einen entscheidenden Schritt vor 
wärts, indem er das Pariser Annoncenbüro von Bullier 
mit seinem Büro verschmolz. Er ließ nun durch Post 
und Telegraph täglich gegen zweihundert französischen 
Zeitungen umsonst Nachrichten gegen unentgeltliche Auf 
nahme einer bestimmten Zeilenzahl von Inseraten zu 
gehen. Dadurch wurde sein Name und seine Agentur den 
Lesern dieser Blätter geläufig. Der Kreis seiner Korre 
spondenten wurde immer größer und weiter, den ersten 
wenigen Unteragenten folgten immer mehr, das Unter 
nehmen wurde ständig weiter ausgebaut. Im Jahre 1879 
wurde es in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital 
von fast neun Millionen Franken umgewandelt. Es teilte 
sich mit dem Reuterschen Büro in den Nachrichtendienst 
dergestalt, daß es die Nachrichten einmal aus Frankreich 
und dessen Kolonialbesitzungen, dann aber auch aus Portugal 
und Spanien, dem größten Teil der Balkanhalbinsel und 
Südamerika sammelte und weitergab, während Reuter 
das Monopol nicht nur für die ganze englisch sprechende 
Welt hatte, sondern auch für Norwegen, Holland, Belgien, 
Mittelamerika und Ostasien. 
Das Reutersche Büro ist jünger als die Agence Havas, 
aber es machte eine schnellere und glänzendere Entwicklung 
durch. Sein Gründer ist der in Kassel geborene Julius Jose- 
phat, den 1871 der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha zu 
einem Freiherrn Paul Julius von Reuter machte. Die An 
fänge Reuters waren weit bescheidener als die Charles 
Havas', der bei Gründung seines Büros ausreichende Mittel 
zur Verfügung hatte. Reuter hatte sich auch schon auf 
verschiedenen Gebieten betätigt, aber ohne Erfolg. Zuletzt 
war er Journalist gewesen und als solcher kam er nach 
Aachen. Hier sollte er den Grundstein zu Vermögen und 
Ansehen legen. Eben damals war der Telegraph Aachen— 
Köln—Berlin dem allgemeinen Verkehr übergeben worden, 
Links Fünfpfennigstück aus 
Nickel, rechts eisernes.
	        
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