Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Phot. Berl. Illustrat.- Eei. m. b. H. 
Blick Ln ein serbisches Tal, Ln dem deutsche Proviant- und Munitionskolonnen mit Abkochen beschäftigt sind. 
werden. Nicht nur Soldaten waren die Verteidiger, son 
dern auch Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und Greise, 
die mit wütender Erbitterung den Angreifern entgegen 
traten. In den Straßen waren Barrikaden errichtet, die 
erst in schwerem Bajonettkampf gestürmt werden mutzten. 
Alle noch so tapfere Gegenwehr, alle Wut und alle serbische 
Grausamkeit hielt den zielbewußten Ansturm der deutschen 
und österreichisch-ungarischen Soldaten nicht auf. Belgrad 
fiel am nächsten Tage vollständig in die Hand der Angreifer. 
Diese leiteten im Anschluß daran sofort einen machtvollen 
Angriff auf die überaus stark befestigten Höhen südlich der 
Stadt ein. Die Armee des Generals v. Eallwitz, die in 
zwischen den Donauübergang an vielen Stellen abwärts 
Semendria vollbracht hatte, drängte den Feind in süd 
licher Richtung vor sich her. Die Beute der deutschen 
Truppen betrug am 10. Oktober bereits 14 Offiziere und 
1542 Mann, 17 Geschütze, darunter 2 schwere, und 5 Ma 
schinengewehre. In die Hand der österreichisch-ungarischen 
Truppenteile waren 9 Schiffsgeschütze, 26 Feldgeschützrohre, 
ein Scheinwerfer, zahlreiche Gewehre, viel Munition und 
anderes Kriegsmaterial, ferner 10 Offiziere und 600 Mann 
gefallen. 
Unaufhörliche Kämpfe spielten sich in den nächsten 
Tagen um die festungsmäßigen Höhen südlich Belgrads ab. 
Hier wie auf der gesamten Front wurde der Feind trotz 
seiner fanatischen Kampfesweise von Stellung zu Stellung 
geworfen, nachdem diese durch nachhaltiges Artilleriefeuer 
sturmreif gemacht worden waren. Die erste Hügelstellung 
südlich Belgrads wurde mit den aus Belgrad fliehenden 
Serben gleichzeitig erreicht. Sie war ebenso wie die da 
hinterliegende zweite während der in der Stadt tobenden 
Straßenkämpfe von den Granaten der verbündeten Batterien 
jenseits der Donau schon zerwühlt und zerpflügt. Beide 
Stellungen waren in kurzer Zeit in der Hand der Deutschen 
und der österreichisch-ungarischen Truppen, auch die dritte 
und vierte Linie der für uneinnehmbar gehaltenen Stellung 
wurde von ihnen siegreich überwunden.' Der 11. Oktober 
brachte als einen Haupterfolg der 40 Kilometer östlich Bel 
grads tätigen Armee Eallwitz die Eroberung von Semen 
dria (stehe Bild Seite 369) und die Zurückwerfung der 
Serben auf die stark befestigte Stadt Pozarevac. Auch an 
der dritten Einbruchstelle, an der Save und der Drina, 
kamen die Angreifer voran. 
Am 12. Oktober griffen — wie erwartet — die Bul 
garen in den Kampf ein. 
Serbische Truppen hat 
ten sich in den Besitz wich 
tiger, auf bulgarischem 
Boden gelegener Punkte 
auf dem Wege nach Sofia 
zu setzen versucht, und da 
säumten auch die Bul 
garen nicht länger und 
rückten auf der ganzen ser 
bisch-bulgarischen Grenze 
in Serbien ein. Mit Um 
sicht und Kraft vollzo 
gen sie ihren Einmarsch, 
und bald entwickelten sich 
auch aus diesem Schau 
platze die Kämpfe mit 
äußerster Erbitterung. 
Die Bulgaren muß 
ten, der natürlichen Lage 
entsprechend, die ganze 
serbische Ostgrenze über 
schreiten und dadurch im 
vollendeten Sinne den 
von Norden, Nordosten 
und Nordwesten schon im 
Gang befindlichen An 
griff konzentrisch gestal 
ten. Nur nach Albanien 
blieb den Serben der 
Weg frei, ebenso konnten 
sie in diesem Augenblick 
noch Anschluß an die 
schon halb vergessenen 
Montenegriner finden. 
Auch der Ausweg nach 
Albanien mußte als ein verzweifelter Notbehelf betrachtet 
werden, da in dem vielgeplagten Lande seitens der serben 
hassenden Bevölkerung eine freundliche Aufnahme sicher 
nicht erfolgt wäre. Endlich blieb noch die Verbindung durch 
Mazedonien mit dem zwar schwankenden, aber immerhin 
noch nicht unfreundlichen Griechenland und der Landungs 
armee der Engländer und Franzosen. 
Von dieser hatten einstweilen nur sehr geringe Teile 
den Vormarsch zu Serbiens Hilfe angetreten. Sie er 
hielten schon empfindliche Schläge von den Bulgaren, als 
sie noch gar nicht in Sicht des serbischen Kriegschauplatzes 
waren. 
In einem gewaltigen Halbkreise um ganz Serbien her 
um schritt der Angriff gegen die Serben von Norden und 
Osten und teilweise auch schon von Westen Stück für Stück 
zunächst langsam, aber bald merklich schneller vorwärts. Im 
Norden drängten die Österreicher und Ungarn und die 
Deutschen den Feind sofort nach der Erstürmung von Bel 
grad und der Eroberung von Semendria von Hügel auf 
Hügel, ständig mit ihm Fühlung haltend, zurück. Der Wider 
stand der Serben konnte sie, so hartnäckig und mutvoll er 
war, nicht wesentlich aufhalten. Am 12. Oktober wurde 
südlich von Belgrad das Dorf Zeleznik genommen, und 
ferner fielen die Höhen östlich beiderseits der Topciderska 
in machtvollen Sturmangriffen. Der Angriff der Armee 
Eallwitz auf Pozarevac, südlich von dem eben eroberten 
Semendria, blieb im Fortschritt, die Straße Pozarevac— 
Eradiste ward in südlicher Richtung überschritten. Gegen 
die österreichisch-ungarischen Truppenteile südwestlich vor Bel 
grad versuchten die Serben noch Gegenstöße, sie wurden 
aber kräftig zurückgewiesen. Österreichisch-ungarische Trup 
penteile nahmen den Serben auch mehrere Schützengräben 
an der unteren Drina weg. 
Am nächsten Tage fielen schon die Werke der Nord-, 
West-, Ost- und Südostfront des festungsartig ausgebauten 
Ortes Pozarevac. Die Österreicher und Ungarn stürmten 
im Vordringen von Belgrad nach Südosten die besonders 
stark verschanzten Stellungen auf den Bergen Erino Brdo, 
Cunak und der Stazara. Planmäßig gingen die Unterneh 
mungen der Heeresgruppe Mackensen auch am nächsten 
Tage weiter. Südlich von Belgrad und Semendria wurden 
die Serben weiter zurückgedrängt und mußten 450 Ge 
fangene und 3 Geschütze, darunter ein schweres, in den 
j Händen der Deutschen lassen. Die Werke auf der Süd-
	        
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