Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
fchietzung Belgrads nur in 
Erenzkämpfen mit Streifzügen 
beiderseits über die Save-, 
Drina- und Donauufer etwas 
zu merken war, folgte sogleich 
die bulgarische Mobilmachung, 
die wiederum sofort die grie 
chische nach sich zog. Die grie 
chische Regierung gab sofort 
kund, das; ihre Mobilmachung 
nicht gegen Bulgarien gerichtet 
sei. Der Bündnisfall gegen 
Serbien liege durch die Tat 
sache der bulgarischen Mobil 
machung noch nicht vor. 
mänien, das auch mit gespann 
tester Aufmerksamkeit der Ent 
wicklung der Ereignisse folgen 
mutzte, verhielt sich vorläufig 
vollständig ruhig, lietz aber 
einen deutschen Eisenbahn 
wagen mit Gold in deutscher 
Prägung beladen nach der 
Türkei durchfahren — eine 
nicht unbedeutsame Abweichung 
von früheren Matznahmen und 
Grundsätzen. Diese Vorgänge 
erregten die grötzte Beunruhi 
gung des Vierverbandes, der 
nun einzusehen begann, datz 
sich die Verhältnisse auf dem 
Balkan in einer ihm sehr un 
erwünschten Weise zu gestalten 
begannen. Die feindliche Presse, 
voran die Rußlands, fing an, 
Bulgarien zu schmähen, die 
Diplomaten begannen zu drohen und verlangten eine so 
fortige Aufhebung der bulgarischen Mobilisierung. Sie er 
kannten immer klarer, wie notwendig eine militärische 
Unterstützung Serbiens geworden war. Aller Augen war 
teten auf Griechenland. Da dieses jedoch keine Miene 
machte, einzugreifen, gedachten die Vierverbändler, den 
schwierigen Knoten mit einem Schlage zu durchhauen. 
Der russische Ge 
sandteüberreichte 
der bulgarischen 
Regierung am 
3. Oktober eine 
Rote in Form ei 
nes Ultimatums, 
das in schroffer 
Weiseden offenen 
Abbruch der bul 
garischen Bezie 
hungen zu den 
Mittelmächten in 
nerhalb 24 Stun 
den forderte. 
Ebensowenig 
wie der Ton die 
ser Rote konnte 
ihrJnhaltdie bul 
garische Regie 
rung schrecken. 
Sie änderte ihre 
Haltung auch 
nicht unter dem 
Eindruck der Tat 
sache, datz der 
englische General 
Hamilton mit ei 
nem Stabe eng 
lischer und fran 
zösischer Offiziere 
in Saloniki lan 
dete, und unbe 
kümmert um das 
neutrale Erie- 
General Schekow, chenland. dort 
der Obcrkommandierende der bulgarischen Armee. Vorbereitungen 
König Konstantin von 
für eine Hilfserpedition des 
Vierverbandes Zugunsten Ser 
biens traf. Die bulgarische 
Antwort an Rußland erfolgte 
am 6. Oktober. Sie war aber 
für dieses so unbefriedigend, 
datz der russische Gesandte so 
fort den Abbruch der diploma 
tischen Beziehungen zu Bul 
garien amtlich kundgab. Der 
englische, französische und ita 
lienische Gesandte schlossen sich 
dem russischen Gesandten an, 
teilten mit, datz sie ebenfalls 
auf dem Boden des russischen 
Ultimatums ständen und for 
derten und erhielten ihre Pässe. 
Am 6. Oktober reiste auch der 
Vertreter Serbiens ab. An 
der Haltung Bulgariens gegen 
über dem Dreibund Deutsch 
land, Österreich-Ungarn und 
Türkei war nunmehr auch nicht 
der leiseste Zweifel mehr 
möglich. 
In Griechenland versuchte 
Venizelos jetzt noch einmal ein 
Eingreifen der griechischen Ar 
mee auf seiten Serbiens und 
des Vierverbandes herbeizu 
führen. In einer bewegten 
Kammersitzung legte er am 
5. Oktober den Vertrag mit 
Serbien so aus, datz Griechen 
land unbedingt mit einer 
Heeresmacht von 100 000 Mann 
sich zu seinem nördlichen Nachbar halten müsse. Noch am 
Abend desselben Tages aber wurde Venizelos von dem 
griechischen König in Audienz empfangen, der ihm erklärte, 
datz er der Politik des gegenwärtigen Kabinetts nicht bis 
zu Ende folgen könne. So war denn Venizelos gezwungen, 
seine Entlassung einzureichen. Ministerpräsident wurde an 
seiner Stelle Zaimis (siehe Bild Seite 364), den bald 
darauf der etwa 
80jährige Skulu- 
dis (Bild S. 364) 
ablöste. König 
Konstantin ver 
trat hinsichtlich 
des vielumstritte 
nen Bündnisver 
trages mit Ser 
bien die Auffas 
sung, datz ein et 
waiger Krieg Bul 
gariens gegen 
Serbien nach den 
gegenwärtigen 
Verhältnissenein 
fach ein Anhäng 
sel des Weltkrie 
ges sei, für den der 
serbisch-griechische 
Vertrag nicht ge 
dacht sei. Gegen 
die Landung von 
Truppen in Sa 
loniki (siehe Bild 
Seite 366) hatte 
Venizelos selbst 
noch einen for 
mellen Protest 
einlegen müssen, 
da Griechenland 
sich durch diese 
Maßnahme des 
Vierverbandes in 
seiner Neutrali 
tät aektört füblte. General Naidenow, 
'TwTvtrtA wurde an Stelle SchekowS zum bulgarischen Kriegs- 
Dennoch nahmen minister ernannt.
	        
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