Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Haus, in dem sich ein englischer Oberst mit seinem Stabe 
aufhielt, regnete es plötzlich Granaten. Ein deutscher Offi 
zier, der in dem Keller des Hauses verborgen war, hatte 
der deutschen Artilleriestellung, mit der seine telephonische 
Verbindung noch nicht gestört war, die Anwesenheit unserer 
Offiziere gemeldet. Er hatte sich vor diesem Wagnis nicht 
gescheut, obwohl er wußte, daß er bei der von ihm er 
betenen Beschießung selbst unter den Trümmern des Hauses 
umkommen mußte!" Zusammenfassend mußte Eibbs schließ 
lich feststellen, daß die Kämpfe mit wechselndem Erfolge an 
dauerten, von einem Siege über die Deutschen also keine 
Rede sein konnte. 
Schon der nächste Tag brachte zugunsten der Deutschen 
eine völlige Wandlung der Lage. An der Küste herrschte 
schon Ruhe bis auf einzelne Schüsse, die ohne Wirkung von 
weitabliegenden Schiffen auf die Umgebung von Middelkerke 
abgefeuert wurden. Auch im Ppernabschnitt hielt sich der 
Feind völlig ruhig. Südwestlich von Lille kam die große 
feindliche Offensive durch deutschen Gegenangriff zum 
Stehen. Die Hauptvorstöße waren nordöstlich von Fro- 
melles. Hier wurden die Engländer unter schweren Ver 
lusten zurückgewiesen. Westlich vonÄubers teilweise in unsere 
Phot. Leipziger Presse-Büro, Leipzig. 
.Übersicht über die Ruinen einer vollständig zusammengeschossenen Straße in Tahnre in der Champagne, 
Gräben eingedrungen, wurden sie durch einen Gegenstoß 
geworfen und dabei wurde eine indische Brigade gänzlich ver 
nichtet. Von einem Bataillon von 800 Mann blieben knapp 
100 am Leben, mehr als die Hälfte davon fielen in unsere 
Hände (siehe Bild Seite 349). Nördlich wie südlich von 
Loos brachen die heftigen feindlichen Einzelangriffe verlust 
reich zusammen. Auch in der Gegend von Souchez und 
beiderseits Arras wurden alle Angriffe blutig abgeschlagen. 
Die Eefangenenzahl erhöhte sich hier auf 25 Offiziere und 
über 2600 Mann, die Zahl der erbeuteten Maschinengewehre 
stieg auf 14. 
Ebensowenig machte die französische Angriffsbewegung 
zwischen Reims und den Argonnen Fortschritte. Die 
Hauptangrifse des Feindes spielten sich an diesem Tage, 
dem 26. September, an den Straßen Somme-Py—Suippes 
und Beaussjour-Ferme—Massiges sowie östlich der Aisne 
ab. Sie scheiterten unter schwersten Verlusten. Auf diesem 
Abschnitt erhöhte sich die Einbuße der Franzosen an Ge 
fangenen auf über 40 Offiziere und 3900 Mann. 
Der Luftkampf kostete den Feinden ebenfalls wieder 
empfindliche Opfer. Drei feindliche Flugzeuge, darunter 
ein französisches Großkampfflugzeug, wurden am 26. Sep 
tember im Luftkampf nordöstlich Ppern, südwestlich Lille 
und in der Champagne zum Absturz gebracht, zwei weitere 
feindliche Flugzeuge südwestlich Lille und in der Cham 
pagne durch Artillerie- und Eewehrfeuer heruntergeholt. 
Wer Pöronne erschienen feindliche Bombenwerfer, töteten 
von ihren eigenen Landsleuten zwei Frauen und zwei 
Kinder und verwundeten zehn weitere Personen. 
Rach dem Verlauf dieses Tages wurden die Meldungen, 
besonders des französischen Hauptquartiers, bereits viel 
ruhiger und ließen es sich angelegen sein, die voreiligen 
Schlüsse, die das französische Volk aus den in Frankreich 
veröffentlichten großen Beutezahlen ziehen mußte, zu ent 
kräften. Die nunmehrige Eesamtlage wurde durch nichts 
deutlicher gezeichnet als durch die Bemerkung: „Wir haben 
unsere Stellungen gehalten." Man gestand also ein, daß 
man sich schon wieder mehr in die Rolle des Verteidigers 
gerückt sah. Am 27. September gingen die Deutschen in 
den Argonnen sogar zu einem Angriff auf einen Teil der 
französischen Linie über. Dieser Vorstoß hatte den Zweck 
der Verbesserung ihrer Stellungen bei Fille morte. Er zei 
tigte das gewünschte Ergebnis und lieferte außerdem 4 Offi 
ziere und 250 Mann an Gefangenen. 
Auch auf der übrigen Front kehrte das Schlachtenglück, 
das sich den Feinden einen Augenblick leicht zugewandt 
hatte, ihnen an diesem Tage den Rücken. Französische An 
griffe bei Souchez, Angres und Roclincourt und sonst auf 
der ganzen Front der 
Champagne bis an den 
Fuß der Argonnen wur 
den restlos abgewiesen. 
In der Gegend von Sou- 
ain brachte der Feind in 
merkwürdiger Verken 
nung der Lage sogar Ka 
valleriemassen vor. Rach 
dem Durchstoßen der fünf 
Erabenlinien der ersten 
Stellung glaubte dort der 
Feind, daß er seine Auf 
gabe erfüllt habe und 
jetzt nur noch mit dem 
blanken Säbel zu ver 
folgen brauche. So kam 
er zu seiner unfaßbaren 
Kavallerieattacke. Die 
deutschen Linien der zwei 
ten Stellung waren so ge 
schickt versteckt, daß sie dem 
Aufklärungsdienst der 
feindlichen Flugzeuge 
vollständig entgangen sein 
mußten. So erfolgte denn 
der militärisch lächerliche 
Versuch, im Galopp 
Drahtverhaue, Wolfs 
gruben und Panzerkup 
peln zu nehmen. Dieser 
Reiterangriff kam den 
Franzosen teuer zu stehen. Die Kavalleriemassen wurden 
zusammengeschossen (siehe Bild Seite 352/353), und nur 
wenige der Reiter konnten dem zudeckenden Feuer ent 
rinnen. Bei der Abwehr der französischen Angriffe hatten 
sich die Truppen der Division Frankfurt am Main und 
sächsische Reserveregimenter besonders hervorgetan. 
Ein neuer Gasangriff der Engländer bei Loos verpuffte 
völlig wirkungslos. Ein deutscher Gegenstoß brachte guten 
Eeländegewinn und außerdem 20 Offiziere und 750 Mann 
an Gefangenen, deren Zahl damit (an dieser Stelle ein 
schließlich der Offiziere auf 3397 stieg. Ferner wurden 9 
weitere Maschinengewehre erbeutet. An diesem Tage waren 
die Lücken in der ersten Linie bei Loos und in der Cham 
pagne nicht erweitert worden. An erstgenannter Stelle 
war den Engländern sogar ein guter Teil des vorher 
gewonnenen Geländes wieder weggenommen. Dennoch 
wurden die feindlichen Durchbruchsversuche auch am 29. 
mit Erbitterung fortgesetzt. Nordwestlich von Loos warfen 
die Engländer Brigade um Brigade ins Feuer und versuchten 
vergebens, die durch ihren früheren Gasangriff erzielten 
Vorteile festzuhalten. Im Gegenangriff wurden sie von 
Stützpunkt zu Stützpunkt zurückgeworfen, obwohl sie aber 
mals mit giftigen Gasen zu arbeiten suchten. Die vielum 
kämpften Höhen 60 und 70 kamen wieder in die Hand der 
Deutschen, ebenso einige von den Engländern zuvor ge 
nommene Zechen., Von der Straße Lens—La-Baiföe, die
	        
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