Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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billigeren Sähen und dennoch mit glänzendem Erfolge, 
worüber wir bereits in einem besonderen Artikel aus fach 
männischer Feder auf Seite 315 berichteten. 
Deutlicher als alles andere zeigte dieser Umstand aller 
Welt, auf welcher Seite das größere Vertrauen in die 
künftige Entwicklung zu finden ist. «Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte 
Die große Herbstoffensive im Westen. 
Von Major a. D. Ernst Moraht. 
I. 
«Hierzu die Kartenskizze,, Seite 330 und die Bilder Seite 334—337.) 
Den vergangenen Sommer hatten die Franzoseir und 
Engländer vorübergehen lassen, ohne ernstlich jene Durch 
bruchsversuche zu wiederholen, die sich in den Kämpfen des 
Frühjahrs und ersten Kriegswinters die Vertreibung der 
Deutschen aus Belgien und Nordfrankreich zum Ziel gesteckt 
hatten. Die politische Lage aber er 
forderte von Tag zu Tag dringen 
der das Hervortreten der westlichen 
Mitglieder des Vierverbandes, ein 
mal zugunsten der Russen, die 
im Osten zwischen Dünaburg und 
dem Pripetsuinpfgelände in arge 
Bedrängnis geraten waren, ferner 
aber auch zur Beeinflussung der 
neutralen Balkanstaaten, deren 
mögliche Parteinahme für die sieg 
reichen Mittelmächte zu einer ern 
sten Gefahr für den Vierverband 
werden konnte. So erließ der 
französische Generalissimus, Mar 
schall Joffre, am 14. September 
einen Armeebefehl zu dem Zweck, 
mehrere große französische Armeen 
auf die Notwendigkeit eines ge 
waltigen Angriffs vorzubereiten. 
Es wurde in jenem Befehl klar 
ausgesprochen, daß ein glänzender 
Sieg über die Deutschen notwen 
dig geworden sei und daß ein all 
gemeiner Angriff ins Werk gesetzt 
werden solle, der Tag und Nacht 
fortschreitend unsere Linie im 
Westen zu durchbrechen habe. Um 
den Geist seines Heeres zu heben, 
ließ Marschall Joffre bis in die 
Schützengräben hinein mitteilen, 
daß gewaltige materielle Mittel 
bereitgestellt seien. Die Maschinen 
gewehre hätten sich der Zahl nach 
verdoppelt, die schwere Artillerie 
sei äußerst zahlreich vorhanden und 
der Munitionssqtz für jedes Ge 
schütz, der hinter der Front an 
gesammelt sei, übertreffe den bis 
her jemals festgestellten größten 
Verbrauch. Soweit war alles richtig, aber in einem Punkte 
irrte sich Marschall Joffre gewaltig. Er hielt die deutsche 
Front für zu schwach, um dem großen Anlauf zu wider 
stehen, und meinte, daß die nur sehr dürftigen Reserven 
hinter der dünnen Linie der deutschen Grabenstellung nicht 
ins Gewicht fielen. Auch die englische Heeresleitung, die sich 
der großen Offensive anzuschließen hatte, machte ihren Trup 
pen bekannt, daß man am „Vorabend der größten Schlacht 
aller Zeiten" stehe und daß „von ihrem Ausgang das Schicksal 
der kommenden Generationen Englands" abhange. 
Doch schon als Ende September der erste Teil des großen 
Angriffs vorübergerauscht war, durfte man ihn, was seinen 
Erfolg anlangt, mit kurzen Worten dahin kennzeichnen, daß 
das gesteckte Ziel nicht erreicht worden war. Das Aufhalten 
eines großen, breit angelegten Angriffs bedeutet eins 
Niederlage für den Angreifer. Einige Kilometer Gelände 
gewinn an einer schmalen Stelle der 840 Kilometer langen 
Front waren zu teuer erkauft mit dem Verlust von rund 
200 000 Mann auf englischer und französischer Seite. Die 
Toten der Feinde lagen in Haufen vor den deutschen Stel 
lungen. Ihre Verwundeten füllten hüben und drüben die 
Lazarette, und ihre Gefangenen befanden sich auf dem 
Marsch in das Innere Deutschlands. Darin, daß auch vie 
Deutschen geschädigt wurden und Verluste zir beklagen hat 
ten, lag kein Grund für die Gegner, von einem Erfolg 
der ersten Offensive zu sprechen. 
Der'erste Teil des großen Angriffs begann am 22. Sep 
tember. Die Aufmerksamkeit der vordersten deutschen Linie 
hatte schon einige Tage vorher viel Bewegung in und 
hinter der französisch-englischen Front wahrgenommen. 
Überall wurden neue Sappen gebaut. Aus vielen Rich 
tungen her vereinigten sich frische Truppen im Raume 
hinter den Angriffszielen. Die 
französischen Flugzeuge umschwirr 
ten in Massen das deutsche Kampf 
gebiet. Überläufer retteten ihr 
Leben und brachten allerlei Nach 
richten. Französische Flugzeuge 
setzten Spione ab, die mit Spreng- 
munition ausgerüstet waren, um 
hinter dem Rücken der Deutschen 
Brücken und Bahnhöfe der Zu 
gangswege zu vernichten. An zwei 
Stellen brach am Tage des ersten 
Angriffs der gewaltige Kampf an. 
Die nördliche Angriffstelle lag zwi 
schen Lille und Arras und richtete 
sich besonders auf den Ort Lens 
(siehe die Kartenskizze Seite 330 
oben). Von Norden her versuchten 
die Engländer mit sehr starken über 
legenen Kräften unter dem Schutze 
gewaltiger Gaswolken gegen Loos 
vorzustoßen. Es gelang ihnen, 
die Verteidiger mit ihrem Gasan 
griff zu überraschen und auf ihre 
zweite Stellung zurückzutreiben. 
Im Verlauf der nächsten Tage 
haben diese durch Gegenstöße alles 
Verlorene wieder gewonnen. Die 
Engländer hatten Brigade um 
Brigade ins Feuer geschickt. Bald 
darauf wurden sie von Stützpunkt 
zu Stützpunkt Zurückgeworfen, 
wichtige Höhen kamen wieder in 
deutsche Hand, undvonder Straße 
Lens—La Bassee drängten wir 
die Feinde zurück. Südlich von 
Lens, im Raume von Souchez, 
hatten die Franzosen gleichzeitig 
ihren Angriff angesetzt, und zwar 
auf dasselbe Ziel. Auch hier 
wurden alle anfänglich erstrittenen geringen Erfolge ihnen 
wieder entrissen. Der ganze Angriff zwischen Loos und Sou 
chez war vergeblich gewesen und kam nach furchtbaren Opfern 
zum Stehen. AIs nördlichen Nebenkampfraunr muß man noch 
die Gegend von Ppern bezeichnen, wo die Engländer Vor 
stöße gegen Hooge und gegen die Höhe 60, südöstlich von 
Ppern, richteten. Hier gewannen die Deutschen gleich bei 
Beginn des Kampfes Gelände nach vorn, und der englische 
Angriff erlahmte, um nicht so bald wieder aufzuleben. 
Der Hauptkampfplatz des ersten Teiles des großen 
feindlichen Angriffs war die Nordchampagne zwischen 
Reims und den Argonnen. Hier hatte schon einmal eine 
große Schlacht gewütet, die sogenannte „Winterschlacht in 
der Champagne", die vom 16. Februar bis 10. März dieses 
Jahres andauerte. Damals setzten die Franzosen mehr als 
6 Armeekorps, nämlich etwa 200 000 Mann ciik, um den 
Durchbruch auf die Stadt Vouzirrs zu erzwingen, die als 
wichtiger Bahnknotenpunkt die Versorgung der deutschen 
Champagnetruppen ermöglicht. Damals brach der fran 
zösische Angriff unter dem Verlust von 45 000 Mann völlig 
zusammen. Auch der Verteidiger hatte 15 000 Mann zu 
beklagen, ermöglichte aber durch sein Festhalten später das 
Phot. Ferd. Urbahns, Kiel. 
Kapitänleutnant Hersing, 
der am 15. September 1911 „Pathfinder" und nach seiner Fahrt 
auf II 51 um England herum und durch die Enge von Gibraltar- 
Triumph^ und „Majestie" torpedierte.
	        
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